Essen. . Essen startet Kampagne gegen Eltern-Taxis. Die Mobilität-Werk-Stadt macht den Schulweg-Check. Ziel des Projektes ist es, dass mehr Schüler das Fahrrad benutzen.
- Fast jeder vierte Schüler lässt sich von seinen Eltern im Auto regelmäßig zur Schule fahren
- Polizei und Verkehrswacht beobachten kritisch die Elterntaxis
- Der Essener Verein Mobilität-Werk-Stadt setzt sich für ein Umdenken ein
Viele Schüler steigen lieber zu Mama und Papa ins Auto, als mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren. Warum? Die Verkehrsinitiative Mobilität-Werk-Stadt will es genau wissen. Und: Sie will gemeinsam mit der Stadt Essen gegensteuern und die Schüler dazu motivieren, auf den Sattel zu steigen.
Dafür startet jetzt ein bisher einmaliges Pilotprojekt in Essen und in vier Nachbarstädten. Allein hier sollen beim Auftakt fünf, möglicherweise auch bis zu zehn weiterführende Schulen mitmachen und an einem speziellen Schulweg-Check teilnehmen, der vom Wuppertaler Verkehrsforscher Jens Leven entwickelt worden ist. Georg Nesselhauf, Vorsitzender des Essener Vereins Mobilität-Werk-Stadt, ist davon überzeugt, dass das Konzept zu einem Umdenken führen wird. Mit dem Programm ließe sich der Anteil der Eltern-Taxis vor einer Schule auf 30 bis 50 Prozent reduzieren. „Und wir erhöhen gleichzeitig den Radverkehr um zehn bis 15 Prozent.“
Elterntaxi sind Polizei und Verkehrswacht ein Dorn im Auge
Elterntaxis sind auch der Polizei und der Verkehrswacht seit langem ein Dorn im Auge. Die Polizei kritisiert das Verhalten von Eltern, die in der Hektik vor der Schule Vorsichtsregeln missachten und dabei Schüler gefährden. Und Karl-Heinz Webels, Vorsitzender der Verkehrswacht findet, dass die Schüler nach entsprechender Vorbereitungszeit sich selbstständig auf den Weg zur Schule machen sollten.
Die Mobilität-Werk-Stadt, Mitglied im Essener Umweltverband Runder UmweltTisch (Rute), wirbt für das Fahrrad. Der Verein beklagt, dass immer weniger Jungen und Mädchen mit dem Rad zur Schule radeln. Deshalb der Wunsch, dass sich auch die weiterführenden Schulen dieses Themas annehmen. Denn: „Wer mit 12 oder 13 nicht mehr Fahrrad fährt, der tut es später auch nicht mit 18“, so Nesselhauf. Nach Erkenntnissen des Wuppertaler Forschungsbüros „bueffee“ lässt sich fast jeder vierte Schüler regelmäßig von den Eltern im Auto zur Schule chauffieren.
Wo bestehen Probleme?
Auch interessant
Sobald die ersten Schulen beim Projekt mitmachen, startet eine Online-Umfrage (hierfür muss das Einverständnis der Eltern vorliegen), die bis zu den Sommerferien abgeschlossen ist. Dabei geht es vor allem darum, welches Verkehrsmittel Kinder und Jugendliche wählen, welche Gründe dafür vorliegen, ob auch Ängste vor einem Unfall eine Rolle spielen und warum speziell das Fahrrad nicht genutzt wird. Gefragt wird auch nach Unfällen in letzter Zeit. „Bei den Radfahrern gibt es eine hohe Dunkelziffer. Die wollen wir aufhellen“, so Nesselhauf.
Nach der Umfrage folgt der Vor-Ort-Check. Die Schüler werden mit einem Tablet losgeschickt und geben auf Karten genau ein, welche Probleme an welchen Straßen bestehen. So bekommen Verkehrsplaner eine Grundlage, um hier und da nachzubessern. Checklisten werden zum Beispiel für Ampeln, Zebrastreifen, Geh und Radwege erstellt.
Mit entscheidend für den Erfolg ist die Kooperation mit der Stadt. „Wir sitzen alle an einem Tisch“, lobt Georg Nesselhauf – vom Essener Radverkehrsbeauftragten bis zur städtischen Klimawerkstadt. Und die Schulen erhalten einen Leitfaden, um die Jungen und Mädchen für eine umweltfreundliche Mobilität zu gewinnen.