Essen-Rüttenscheid. . Der elfjährige Levi Sturm wurde an der Karolinenstraße von seinem Freund getrennt: Weil er ein Rad dabei hatte, schloss der Busfahrer die Tür vor seiner Nase – nach Angaben des Kindes ohne etwas zu sagen und obwohl der Bus leer war. Der Vater ist enttäuscht über die Reaktion der Evag.

Die Stimmung bei Levi Sturm und seinem Kumpel Jonathan muss gut gewesen sein am 23. Juni. Die Sommerferien waren nah, die beiden elfjährigen Freunde hatten sich nach Schulschluss nachmittags verabredet, die Zeit zusammen bei Jonathan zu Hause in Steele zu verbringen. Der Weg dorthin aber wird den beiden Schülern des Maria-Wächtler-Gymnasiums wohl noch lange in Erinnerung bleiben.

Von der Haltestelle Karolinen­straße aus wollten die Jungen den Bus nehmen. Levi hatte sein Fahrrad dabei – was ein Problem für ihn werden sollte. Nachdem sie den ersten Bus verpasst und der zweite „viel zu voll war“, kam der dritte. „Wir wollten erst hinten einsteigen, dann hat der Fahrer aber alle Türen zugemacht. Vorne hat er meinen Kumpel dann einsteigen lassen und mir einfach die Tür vor der Nase zugemacht, ohne etwas zu sagen“, berichtet der Schüler aus Rüttenscheid. In seinem ersten Impuls setzt er sich aufs Rad und rast dem Bus hinterher. Irgendwann verliert er ihn aus den Augen, fragt Passanten, wie er zum Laurentiusweg kommt, wo sein Freund wohnt. Nach einer Dreiviertelstunde kommt er dort an. Sein treuer Kumpel indes wartet an der Haltestelle Schwanenbusch, „der wusste nicht wo ich bin und hat sich richtig Sorgen gemacht“, sagt Levi, der die Geschichte abends auch seinem Vater erzählt.

Vater fühlt sich „abgespeist“

Lutz Sturm ist außer sich, ruft noch am nächsten Morgen beim Kundenservice der Evag an. „Dort fragte man mich zuerst, ob ich denn dabei gewesen sei. Unglaublich eigentlich, warum sollten zwei Kinder sich eine solche Geschichte schließlich ausdenken. Danach wurde mir versichert, sich des Themas anzunehmen“, so der 43-Jährige. Anfang Juli dann erhält er ein Schreiben. Darin wird ihm mitgeteilt, dass es ein Gespräch mit dem Vorgesetzten gegeben und sich der Busfahrer korrekt verhalten habe. Das Fahrzeug sei überfüllt gewesen, das habe der Busfahrer dem Kind auch gesagt. Dem Schreiben beigefügt sind die Beförderungsbedingungen. So ist ein Busfahrer nicht verpflichtet, Fahrräder mitzunehmen, wenn es im Bus zu eng ist, zudem haben Kinderwagen und Rollstühle Vorrang. Dabei war der Bus nach Levis Angaben leer, „da wäre locker Platz gewesen, da saßen vielleicht acht oder neun Leute drin“, erinnert sich der Elfjährige.

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„Ich fühle mich abgespeist. Eine schlichte Entschuldigung hätte mir ja gereicht. Dass mein Sohn indirekt der Lüge bezichtigt wird, so etwas geht einfach nicht“, sagt Lutz Sturm und ergänzt: „Außerdem hat der Fahrer sicher gesehen, dass Levi dem Bus auf dem Rad hinterherfährt. Da hätte man doch reagieren müssen.“

Bei der Evag ist der Fall bekannt und relativ eindeutig: „Eines der Kinder hatte ein Fahrrad dabei. Wenn es zu voll ist, liegt es immer im Ermessensspielraum des Fahrers, ob er ihn mitnimmt oder nicht. Außerdem hat der Fahrer nach unserem Bericht mit dem Kind gesprochen“, so eine Evag-Sprecherin. Für Levi ist die Konsequenz nun klar: „Ich nehme mein Rad einfach nicht mehr mit, wenn ich Bus fahre.“