Essen-Rüttenscheid. Drei Schüler des Helmholtz-Gymnasiums vereitelten eine Straftat, indem sie einen Fahrraddieb vor der Schule aufhielten. Der Mann war zuvor aus dem Gefängnis entlassen worden – und war der Polizei bestens bekannt. Dass die Welt aber dennoch ungerecht sein kann, musste Schüler Léon nun erfahren.
Mehr als 2000 Fahrräder sind im vergangenen Jahr in Essen gestohlen worden, die Aufklärungsquote lag bei gerade mal 3,84 Prozent. Manchmal hilft ein glücklicher Zufall, dass ein solcher Diebstahl vereitelt wird. Ein glücklicher Zufall – oder aufmerksame Jugendliche, so wie Max Knöfel (16), Yannik Thiesen (16) und Léon Chiata (15), die alle zum Helmholtz-Gymnasium gehen.
Ende Oktober, es war ein Mittwoch, hatten sie gerade zwei Freistunden beendet und saßen im Foyer der Schule an der Rosastraße, als ihnen ein Mann auffiel, der sich für die Räder an den Ständern interessierte: „Der sah ungepflegt aus“, berichtet Yannik. „Man merkte gleich, dass der nicht von unserer Schule ist“, erinnert sich Max, und irgendeiner von ihnen sagte noch aus Spaß: „Paß auf, der klaut gleich bestimmt ein Fahrrad!“
Geklautes Rad gehörte jüngerem Mitschüler
Der Mann betrat sogar das Schulgebäude, sah sich im Foyer um, „der seufzte immer so komisch“, erinnern sich die jungen Männer. Später fing der Täter an, sich mit einer Zange an einem Fahrradschloss zu schaffen zu machen. Die jungen Männer rannten sofort zum Täter, stellten ihn zur Rede, doch der sagte nur: „Ich hab’ meinen Schlüssel vergessen.“ Einer der Schüler rannte sofort los zur Sekretärin, Bescheid sagen, da fuhr der Mann mit dem geklauten Rad schon los. Der vierte Schüler im Bunde, der die Straftat vereitelte, rannte dem Mann hinterher und hielt ihn auf dem Bordstein fest. Der Raddieb blieb stehen, „er leistete keine Gegenwehr“, erinnern sich die Schüler, jemand rief die Polizei, der stellvertretende Schulleiter kam auch hinzu, und schließlich kamen drei Beamten im Streifenwagen, überprüften die Personalien des Täters, nahmen ihn mit.
Das geklaute Rad gehörte einem jüngeren Mitschüler, der nahm es sofort entgegen, bedankte sich bei den Jugendlichen. „Das war doch keine große Sache“, findet Léon. „Das ist doch selbstverständlich, dass man so etwas verhindert, wenn man das sieht.“
Weiterer Diebstahl konnte nicht verhindert werden
Die Leiterin des Helmholtz-Gymnasiums, Beate Zilles, bedankte sich Tage später höchst offiziell mit einer Lautsprecherdurchsage, und viele Lehrer sprechen die Schüler jetzt auf ihre gute Tat hin an. Der Rad-Dieb war übrigens kein Neuling, was sein fragwürdiges Handwerk angeht, die Polizei veröffentlichte nach dem Vorfall eine kleine Meldung, in der es hieß: „Der 33-Jährige ist polizeilich bereits sehr gut bekannt. Bis Anfang des Jahres hatte er eine Haftstrafe abgesessen. Danach ist er wegen unterschiedlicher Diebstähle wieder mehrfach in Erscheinung getreten. In seiner Vernehmung gestand er die Tat.“ Danach musste der 33-Jährige in Untersuchungshaft.
Doch so richtig gerecht ist die Welt manchmal doch nicht: Trotz seiner guten Tat ist dem Schüler Léon vor wenigen Tagen selbst das eigene Rad geklaut worden. Diesmal konnte er es nicht verhindern.