Essen. Die Bewältigung der Flüchtlingskrise sorgt für erhebliche Mehrarbeit in der Essener Stadtverwaltung. Nun sollen neue Stellen geschaffen werden.
Die Stadt Essen wird kurzfristig in erheblichen Umfang neue Stellen schaffen müssen. „Wir können sonst in manchen Bereichen die Aufgabenerledigung nicht mehr gewährleisten“, sagt Personaldezernent Christian Kromberg. Um dem durch die vielen Flüchtlinge gestiegenen Aufwand gerecht zu werden, waren erst im Oktober 65 neue Jobs in besonders geforderten Bereichen wie Ausländerbehörde-, Sozial- und Jugendamt geschaffen worden. Noch bevor diese besetzt sind, ist schon klar, dass sie nicht reichen werden.
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Regelmäßig erreichten Kromberg zuletzt Notrufe der Kollegen. „Da bringen wir nun mit einer Abfrage System hinein.“ Bis nächste Woche sollen alle Abteilungen ihren Personalbedarf benennen und begründen. „Konkrete Zahlen kann man noch nicht nennen, wir müssen das jetzt erst sammeln und dann prüfen“, sagt Kromberg. Zumal sich die Frage der Finanzierung stelle; im Haushalt seien für eine neue Joboffensive naturgemäß noch keine Gelder eingestellt.
Beamter: "Wir pfeifen auf dem letzten Loch"
Absehbar ist, dass sich der Bedarf in einer völlig anderen Größenordnung bewegen wird als jene 65 Stellen Akut-Hilfe. Allein im Jobcenter sind wohl doppelt so viele Neubesetzungen nötig. Immerhin können die Stellen dort zu 85 Prozent aus Bundesmitteln refinanziert werden, sagt Sozialdezernent Peter Renzel. Er benötige in seinem Bereich aber fast überall Verstärkung, etwa im Jugendamt, das 240 junge, unbegleitete Flüchtlinge betreut – Tendenz steigend. Stellenweise habe sich der Arbeitsanfall verdoppelt bis vervierfacht, so Renzel. „Die 80 Mitarbeiter, die ganz nah am Thema Asyl arbeiten, laufen voll im Hamsterrad.“
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Und das habe die Verwaltungsspitze zu lange nicht sehen wollen, sagt ein Beamter. „Dabei pfeifen wir auf dem letzten Loch; mit Prozessoptimierung und Mehrarbeit ist da nichts mehr zu machen.“ Auf Landesebene reaktiviere man pensionierte Beamte, in Landesbehörden werde das Personal vervielfacht. „Diese Energie vermisse ich in Essen.“ Krombergs Abfrage komme sehr spät, und für eine detaillierte Begründung des Personalbedarfs fehle in vielen Abteilungen schlicht die Manpower. Nun dürfe es nicht um halbe Stellen gehen: „Kleckern hilft uns nicht mehr.
Kampf um gute Leute
Kromberg weist darauf hin, dass neues Personal auch bezahlt und ausgebildet werden müsse; auch letzteres binde Kräfte. Und Renzel erlebt, wie schwer es ist, gute Leute zu gewinnen. „Wir müssen uns von befristeten Verträgen verabschieden, die unterschreibt niemand.“ Von fünf Sozialarbeitern hätten ihm jüngst drei wieder abgesagt.
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Zumal die Stadt Essen hier in Konkurrenz mit freien Trägern steht. So warb Caritas-Direktor Björn Enno Hermans jetzt per Clip auf Facebook um Sozialarbeiter – mit Erfolg: Das Video wurde 27 000 mal angesehen, 50 Bewerber meldeten sich, geeignete lud man ein. Am Donnerstag starten die Bewerbungsgespräche.