Essen-Überruhr. . Mitte des nächsten Jahres ist definitiv Schluss im Bürgertreff Überruhr. Viele Nutzer suchen momentan verzweifelt nach Alternativen – nicht alle mit Erfolg.
„Lot gohn as et geht“ empfiehlt die AKG Kupferdreh schon seit 142 Jahren. Was in etwa so viel heißt wie: „Lass’ es laufen, wie es läuft“ oder „Nimm’ es, wie es kommt.“ Doch im Falle des Bürgertreffs Überruhr muss die älteste Karnevalsgesellschaft der Ruhrhalbinsel nun selbst mit ihrem Motto brechen: „Wenn wir künftig auf den Bürgertreff Überruhr verzichten müssen, dann ist das für uns ein ganz schwerer Schlag“, klagt Präsidentin Petra Zagrabski.
Die AKG-Vorsitzende weiß, wovon sie spricht: Jede Woche trainieren und tanzen rund 25 Kinder des Vereins im Haus am Nockwinkel. „Wenn wir in einem anderem Haus dafür Räume anmieten müssten, könnten wir das gar nicht bezahlen.“ Zumal die AKG auch ihre Monatstreffen und jährlich vier weitere Großveranstaltungen im Bürgertreff abhält, zu denen auch der Kinderkarneval zählt.
Stadt ist vom Ausstieg nicht begeistert
Der Bürgertreff ist nun mal auch das Vereinsheim der AKG, „und ich weiß im Moment wirklich nicht, wohin wir ausweichen sollen“, sagt Petra Zagrabski. Hinter dem Komplex am Nockwinkel befindet sich ein Kindergarten; daneben steht eine Turnhalle. „Wenn wir die nutzen könnten, wäre das toll.“ Doch wenn nicht, droht vieles den Bach runter zu gehen. „Wo uns doch gerade die Arbeit mit den Kindern am Herzen liegt.“ Immerhin leistet die AKG mit ihrer Multi-Kulti-Gruppe auch Integrationsarbeit.
Vom Ausstieg der Stadt nicht begeistert, doch zumindest in gewissem Maße vorbereitet ist Manfred Geldmacher. Der Chef der KG Rot-Grün hat schon vor knapp einem Jahr Vorkehrungen getroffen: „Seit Dezember 2013 ist Hafke’s Schwan unser Stammhaus. Damit lässt sich einiges kompensieren.“ Ins Gasthaus in Freisenbruch passen 160 Saalgäste, deshalb feiern die Karnevalisten ihre großen Gala-Abende, darunter auch die „Lila Sitzung“, in der Weststadthalle. „Da ist die Miete sicherlich höher, doch da passen dann auch 600 Menschen rein“, sagt Geldmacher.
Als Schatzmeister beim Festausschuss Kupferdreher Karneval weiß er, dass sich vieles ums Geld dreht. Dennoch hätte er sich von der Stadt etwas mehr Flexibilität gewünscht: „Über eine Gebührenordnung im Bürgertreff hätte man sich doch verständigen können.“
Musiker sind mobil
Christian Scheele, Chef der Teutonia Überruhr, bleibt gelassen: „Im Vergleich zu vielen anderen Vereinen, können wir unsere Jahreshauptversammlung auf der Platzanlage abhalten, wenn auch dort große Feiern nicht möglich sind.“ Er könne die Ängste der Nutzer jedoch voll und ganz verstehen.
Auf ein Ausweichquartier im Stephanussaal der Ev. Kirche hoffen die 35 Mitglieder des Fanfarenzugs Grün Weiß Burgaltendorf. „Unsere Musiker sind gottlob mobil, weil da ohnehin etliche aus Vogelheim kommen“, wie Vorsitzender Andreas Ballmann sagt.
Auch Kurt Peters, Sprecher des MGV Sängerbund, hat den Kirchensaal im Visier: „Wir konzertieren ja auch in der Kirche.“ Eine Zusage hat er jedoch noch nicht. Diese erhoffte er sich beim gestrigen Treffen der Vereine im Bürgertreff. Er wollte ausloten, ob die Vereine geschlossen nach Lösungen suchen wollen und verteilte dort Fragebögen. Man darf gespannt sein.