Überruhr. . Die Stadt hat das Begegnungszentrum in Überruhr ausgeschrieben. Erwartet wird neben fachlicher Eignung vor allem Investitionsbereitschaft des neuen Pächters.
Im Gespräch war es schon lange, doch nun ist es amtlich: Die Stadt Essen sucht einen neuen Pächter für den Bürgertreff in Überruhr. Dieser soll das Begegnungszentrum im Nockwinkel 64 ab dem 1. Januar 2015 übernehmen. Ab sofort nimmt die Immobilienwirtschaft schriftliche Bewerbungen möglicher Interessenten entgegen – die allerdings auch Investoren sein müssen, denn die Übernahme ist mit möglicherweise kostspieligen Auflagen verbunden.
Stichtag: 15. November 2013
Bis zum 15. November dieses Jahres seien Bewerber aufgefordert, ihre Teilnahme an einem nicht förmlichen Bieterverfahren zu bekunden, wie es in der Ausschreibung (www.essen.de/rathaus/ausschreibungen) heißt. Erwartet wird dabei neben der Angabe der Personalien und dem Nachweis fachlicher Eignung auch „grobe Angaben“ über ein Konzept, Betriebsführung und Investitionsbereitschaft. Besonders Letzteres scheint der Stadt am Herzen zu liegen, denn in der Ausschreibung heißt es wörtlich: (...) bauliche Maßnahmen sowie Investitionen in die Ausstattung der Räumlichkeiten, Möblierung und Küchentechnik können auf das neue (...) Nutzungskonzept abgestimmt werden. Die Kosten sind vom Pächter zu tragen. Heißt im Klartext: Die Stadt will – noch dazu in Zeiten der Haushaltssperre – möglichst wenig Geld aus der eigenen Tasche bezahlen.
Ausgenommen seien, so die stellvertretende Leiterin des Presseamtes, Jeanette Kern, die Brandschutzauflagen. „Die Räumlichkeiten sind so instand gesetzt, dass eine Inbetriebnahme möglich ist. Eine Aussage, die beim aktuellen Pächter, Bernd Schneidereit, auf Unverständnis stößt: „Die Feuerwehr hat im Jahr 2012 ein Gutachten erstellt und dabei erklärt, die Decke entspreche nicht den geforderten Brandschutz-Bestimmungen und müsse deshalb komplett erneuert werden.“ Damit konfrontiert, erklärt Kern: „Wenn dies derzeit nicht geduldet würde, wäre der Bürgertreff längst stillgelegt worden.“ Über Fristen oder Absprachen mit dem Brandschutz könne sie jedoch derzeit keine konkreten Aussagen machen. Ungeachtet dessen kommen auf den Pächter hohe Kosten zu. „Wenn ich mein Mobiliar herausnehme, ist die Gastronomie ein kahler Raum“, sagt Schneidereit. Er schätzt die Kosten für Einrichtung und Küchenausstattung auf 200 000 Euro.
Notwendig wurde die Ausschreibung übrigens, weil sowohl der Vertrag zwischen dem Eigentümer der Immobilie, der Allbau AG, und der Stadt, aber auch Schneidereits Pachtvertrag mit der Stadt als Zwischenmieter ausläuft. Schneidereit, der den Bürgertreff von 1987 bis 1995 führte und nach einer fünfjährigen Pause wieder einstieg, steht es natürlich frei, sich zu bewerben, doch er zögert: „Ich bin damals wegen der stetig steigenden Pacht ausgestiegen.“ Danach habe man vergeblich nach verlässlichen Pächtern gesucht – vier kamen und gingen. Bis Schneidereit erneut übernahm. Der genießt laut Kurt Peters, Sprecher des MGV Sängerbund, Rückendeckung der 30 Vereine, die im Bürgertreff gastieren. „Einen besseren Vereinswirt kann man sich nicht wünschen“, sagt Peters. Schneidereit könnte sich wohl eine Verlängerung vorstellen, doch ohne sein Konzept groß zu überarbeiten: „Wieso soll man ein funktionierendes System verändern?“