Essen. Unzeitgemäße Parkplatz-Organisation, umständliche Verwaltung, zu wenig Kundennähe: Oliver P. Kuhrt, Geschäftsführer der Messe Essen, hat ein Effizienzprogramm vorgelegt, das die Politiker im Messe-Aufsichtsrat einstimmig genehmigt haben. Es senkt die Kosten - und die Zahl der Arbeitsplätze.

Sparen und dennoch effizienter werden - oft ist das nur ein Spruch, der Leistungsverschlechterungen kaschieren soll. Bei der Messe Essen scheint es aber tatsächlich noch reichlich „Speck“ zu geben, den man wegschneiden kann, ohne dass die Kunden dadurch einen Nachteil hätten. Diesen Eindruck gewannen jedenfalls jüngst die Politiker im Messe-Aufsichtsrat, die einstimmig das so genannte „Effizienzprogramm“ von Messe-Geschäftsführer Oliver P. Kuhrt guthießen.

Um immerhin 17,5 Millionen Euro will die Messe demnach in den nächsten zehn Jahren ihre Kosten senken, was allerdings auch den Verlust von Arbeitsplätzen zur Folge hat. Durch normale Fluktuation, aber auch Altersteilzeitangebote soll die Zahl der Mitarbeiter von jetzt 200 auf 175 sinken und die Zahl der Abteilungen von sechs auf fünf reduziert werden, berichten Teilnehmer der Sitzung. Betriebsbedingte Kündigungen seien dabei wie immer ausgeschlossen.

Mittelfristig soll beim Parkplatz-Aufwand viel Geld gespart werden

Manche Reform erscheint überfällig: „Wie die Messe bislang das Parken organisierte, ist vorsintflutlich“, sagt ein Mitglied des Aufsichtsrats. Statt mit Automaten zu arbeiten, wie es praktisch überall üblich ist, beschäftigt die Messe jede Menge Teilzeitkräfte, die Tickets ausgeben und nach der Veranstaltung Auto für Auto den Parktarif abkassieren. „Für die Besucher führt das immer wieder zu ärgerlichen Zeitverlusten in langen Schlangen mit laufenden Motoren“, heißt es. Schon 2015 soll das anders werden. Zwar muss die Messe wegen des Automatenkaufs dann erst einmal mehr Geld investieren, doch glaubt Kuhrt, mittelfristig allein beim Parken mehrere Hunderttausend Euro pro Jahr sparen zu können.

Straffen und neu ordnen will die Messe auch ihre internen Abläufe. So kursierten fällige Rechnungen zu lange im Haus, sodass Skonto-Gelegenheiten ungenutzt verstrichen - das kostet bares Geld. Bestimmte interne Dienstleistungen würden derzeit dreimal erbracht - einmal für die Messe, dann für die Grugahalle, schließlich für den Kongress-Bereich. Der Messe-Chef setzt da auf Synergie-Effekte.

Kunden sollen individueller betreut werden

MesseStärken will Kuhrt den Vertrieb, der künftig zur eigenen Abteilung aufgewertet wird: „Wir werden unsere Kunden dann individueller und zielorientierter betreuen können“. Zudem sollen sich die Messe-Mitarbeiter, oftmals Spezialisten für einzelne Veranstaltungen, breiter aufstellen. Es gelte die Arbeitsbelastung unabhängiger von den Messe-Zyklen übers Jahr zu verteilen und so personelle Leerläufe zu minimieren. „Das Effizienzprogramm nimmt keinerlei Einschnitte an Qualität und Umfang unserer Service-Leistungen vor – im Gegenteil“, betont Kuhrt.

Dass die Messe sparen muss, hängt auch mit dem erheblichen Zuschussbedarf zusammen. Laut Wirtschaftsplan muss „Mutter“ Stadt in den nächsten zehn Jahren bei ihrer Messe-Tochter ein Defizit von 156,3 Millionen Euro schultern. Das Kostensenkungsprogramm kann diese Last zwar nicht einmal entfernt eliminieren, soll der Stadt aber immerhin rund zehn Prozent Verlustausgleich ersparen.