Essen. Vor Gericht hat die Stadt Essen durchgesetzt, dass ein Leichtbau der Agentur Kalle Krause auf Zollverein verschwinden muss. Es ist nicht das erste Mal, dass die Denkmalbewahrer des Weltkulturerbes und der Firmeninhaber über Kreuz liegen.
Seit über drei Jahren steht eine weiße Lagerhalle auf dem Zollverein-Gelände, die so gar nicht in das industriekulturelle Ambiente ihrer denkmalrechtlich gehegten und gepflegten Umgebung passt. Stiftung Zollverein, Stadt Essen, der Denkmalschutz und selbst der Agentur Kalle Krause, der die Halle gehört, gefällt dieser langweilige Leichtbau gar nicht. Obwohl damit alle Beteiligten einer Meinung sind, konnten sie sich nicht einigen. Der Fall landete vor Gericht, die Halle muss weg. Nur wird genau das jetzt erheblich länger dauern, als es müsste.
Die Kalle Krause GmbH, eine Agentur für Live-Marketing, war der erste private Investor auf Zollverein. 2007 erwarb Inhaber Karlheinz Krause von der RAG AG ein 12 .000 Quadratmeter großes Grundstück auf dem Kokerei-Gelände und zog zwei Jahre später in das denkmalgeschützte Schalthaus. Schon damals war der Neubau einer Halle besprochen. Die Agentur benötigt ein Lager für Material und Arbeiten. Die Halle im Zollverein-Design und im Wert von 450 000 Euro wurde beantragt. Eine Zelt-Lagerhalle mit 600 Quadratmetern wurde als fliegender Bau für ein halbes Jahr genehmigt. Und für den Übergang aufgestellt – bis die schöne neue Halle kommt.
Verfahren könnte sich weiter ziehen
Wochen, Monate und Jahre gingen ins Land. Ende 2011, nach drei Jahren, wurde die feste Halle dann genehmigt. Da hatte die expandierende Agentur bereits Pläne für eine größere Halle vorbereitet. Die kleine Halle stand immer noch, obwohl die erste Genehmigung für ein halbes Jahr nicht in eine erweiterte Genehmigung umgewandelt worden war. Anfang 2013 lag bei der Kalle Krause GmbH dann eine städtische Abrissverfügung für den langweiligen Leichtbau in der Post. Es folgten Briefe und Gespräche. Mitte 2014 wurde der Bauantrag für die seit drei Jahren stehende Halle schließlich abgelehnt.
Beide Parteien trafen sich vor dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen. Der Richter warb um einen Vergleich, laut dem die Zelthalle Ende 2015 verschwunden sein müsste. Die Stadt lehnte ab, „der Verhandlungsspielraum war ausgeschöpft“, so ein Sprecher. Der Richter erkannte Verstöße gegen den Denkmalschutz und den Bebauungsplan. Die Stadt gewann den Prozess. Und muss jetzt warten. Sollte die Kalle Krause GmbH in Berufung gehen, könnte sich das Verfahren bis zu zwei weitere Jahre ziehen. Zudem droht ein Dominoeffekt: Der gesamte Bebauungsplan Zollverein könnte überprüft werden.
Die Kalle Krause GmbH wollte sich zu dem Fall nicht äußern. Es ist indes nicht das erste Mal, dass die Agentur für Livemarketing, Inhaber Karlheinz Krause, die Stadt und die Denkmalbewahrer auf Zollverein über Kreuz liegen. Es geht in der Regel um das angemessene Erscheinungsbild des Geländes. Mal wurde intensiv über einen Zaun diskutiert. Mal über Parkplätze und wild parkende Autos. Mal über Räume im denkmalgeschützten Schalthaus, die dauerhaft bewohnt werden, obwohl es dafür keine Genehmigung gibt. Mal über die winterliche Eisbahn in der Nachbarschaft, die zu laut sein soll. Mal über einen barrierefreien Zugang zu den Agentur-Räumen, wenn auf Zollverein eine Großveranstaltung stattfindet. „Wir reiben uns immer“, hat Karlheinz Krause einmal über sein besonderes Verhältnis zu den Wahrern des Weltkulturerbes gesagt. „Aber wir kommen zu Ergebnissen.“
Jetzt stellt sich die spannende Frage, mit welchem Ergebnis und vor allem, wann der Streit um die Halle endet
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