Essen. . 20.000 Stadtbäume hatte der Orkan Ela in Essen zerstört - 370 werden in den nächsten Tagen gepflanzt. Ein Anfang - mehr nicht. Die Stadt ruft jetzt die Bürger zu Spenden an.
Nach Wiederaufbau klingt das erstmal nicht. 370 neue Straßenbäume wird Grün und Gruga in diesen Tagen pflanzen. 370 gegen 20.000! So viele Bäume hatte Orkan Ela zerstört und Essens grünes Kleid zerfetzt. Doch die aktuellen Ersatzpflanzungen fallen mehr als mager aus.
Selbst Grün und Gruga-Bereichsleiter Bernd Schmidt-Knop räumt ein: „Das ist nur ein kleiner Bruchteil.“ Es werden noch mindestens fünf Jahre vergehen, bis die letzten noch stehenden Baumleichen, die an riesige, abgenutzte Zahnstocher erinnern, abgeräumt und ausgetauscht worden sind.
Noch immer sind die Aufräumarbeiten nicht abgeschlossen, noch immer ist nicht an jeder Straßenecke die Verkehrssicherheit gewährleistet. Das hat Vorrang. Deshalb begnügt man sich erstmal mit den wenigen Neupflanzungen. Quasi ein symbolischer Akt.
117.000 Euro allein von Bürgern aufgebracht
Denn an Botschaften für die Zukunft mangelte es am Freitag bei einer Pressekonferenz im Rathaus nicht. Die erste: Essen wird wieder grün. Die zweite: Die Verwüstungen sind auch „eine Chance“ (OB Reinhard Paß), um mit neuen Konzepten die Stadt gegen Sturm und Hitze zu schützen. Die dritte: Die ersten Pläne dafür sind fertig. Die vierte: Es fehlen noch etliche Millionen für das Aufbauprogramm.
Und dann folgt die für die Stadt wichtigste Botschaft, medienwirksam zur Weihnachtszeit herausposaunt: Spendet, Bürger! Spendet! Unter dem Motto „Mein Baum für Essen“ startete das Rathaus gestern seine Spendenaktion zur Wiederbepflanzung (siehe Box).
Es ist bereits der zweite Aufruf nach Ela. 170.000 Euro kamen schon zusammen, davon allein 117.000 Euro, die nur von Bürgern aufgebracht wurden.
Im Volkspark Kray sind 25 Prozent der Bäume zerstört worden
Am Ende müsste wohl noch mindestens eine Null rangehängt werden. Sonst wird das Finanzloch nicht gestopft. Denn die Schäden am Essener Grün summieren sich auf rund 50 Millionen Euro. „Das übersteigt das Leistungsvermögen von Grün und Gruga“, erklärt Schmidt-Knop. Die Stadt kann lediglich 8,9 Millionen Euro für dieses und nächstes Jahr bereitstellen.
Doch wenigstens ist der Blick in die Glaskugel nicht mehr verwässert. Die Grünexperten haben sich inzwischen ein ziemlich genaues Bild davon gemacht, was sie in den nächsten Jahren umsetzen wollen. Die neuen Straßen- und Parkbäume werden mehr Hitze und Trockenheit vertragen, das geht nicht nur mit heimischen Arten, da müssen auch Gewächse aus dem südeuropäischen Raum in Essens Erde, beispielsweise die Hopfenbuche oder die ungarische Eiche.
Im Volkspark Kray werden es unter anderem der Schur-, Götter- Trompetenbaum, der Ahorn und die Robinie sein. Allein dort sind 25 Prozent der Bäume zerstört, im Kaiser-Wilhelm-Park (wo künftig weitaus mehr Blütenkirschen stehen werden) sind es sogar 35 Prozent und im Stadtgarten im Südviertel zehn Prozent. Sie zählen zu den 16 besonders stark beschädigten Essener Parkanlagen - und zu den ersten, für die drei Planungsbüros bereits Aufbaukonzepte erstellt haben.
Stadt lädt zu „Parkspaziergängen“ ein
Der Clou: Die schattenspendenden Parks sollen nicht nur besser vor tropischer Hitze schützen, sondern bei extremem Starkregen auch als Überschwemmungsgebiete herhalten. Umweltdezernentin Simone Raskob spricht hier von „zusätzlichen Retentionsflächen“. Anders ausgedrückt: Es ist Allemale besser, Wiesen, Mulden und den einen oder anderen Parkweg für einige Stunden unter Wasser zu setzen, als benachbarte Straßen, Keller und Rettungszufahrten volllaufen zu lassen. „Das geht mit relativ einfachen Maßnahmen“, versichert Schmidt-Knop. Man muss nur hier und da einen Bordstein absenken und die ein oder andere Ablaufrinne zu niedriger gelegenen Mulden im Park verlegen.
Bei den neuen Park-Plänen können die Bürger ein Wörtchen mitreden. Die Stadt lädt hierfür zu „Parkspaziergängen“ mit den zuständigen Landschaftsarchitekten ein: am 17. Januar im Kaiser-Wilhelm-Park, am 7. Februar im Stadtgarten und zum Auftakt am 29. November um elf Uhr im Volksgarten Kray. Gummistiefel sind dann noch nicht nötig.