Essen. Die Stadt Essen hat Konzepte gegen den Klimawandel erstellt und konnte bereits den Ausstoß von Kohlendioxid seit 1990 deutlich reduzieren. Aber die bisherigen Anstrengungen reichen noch nicht aus, um die Klimaschutzziele zu erreichen.

Mit den Folgen des Orkans Ela wird die Stadt Essen noch Jahre zu kämpfen haben. Die Beseitigung der Unwetterschäden an sich ist schon eine Herkulesaufgabe, eine noch größere Herausforderung ist, sich dem Klimawandel zu stellen. Denn: Die Temperaturen in der Ruhr-Metropole werden weiter steigen und Unwetter mit Sturm und Starkregen zunehmen. Essen muss sich wetterfest machen.

Analysen, Konzepte, Problemstellungen - rund ums Klima geht es am Dienstag, dem 4. November, im Umweltausschuss, dessen öffentliche Sitzung um 15 Uhr im Rathaus am Porscheplatz (Sitzungssaal Sunderland) geht. Das Wichtigste vorweg: Vieles wurde bereits erreicht, die Klimaschutzziele könnten erreicht werden. Nur - dafür muss noch viel mehr geschehen.

Stadt will Kohlendioxide senken

Das gilt insbesondere beim Thema CO2. Die Stadt will den Ausstoß klimaschädlicher Kohlendioxide (gerechnet ab 1990) bis 2020 um 40 Prozent senken. Zu schaffen ist es, betont Umweltdezernentin Simone Raskob. Aber es „bedarf weiterer Maßnahmen und Anstrengungen.“ Bis 2011 (aktuelle Zahlen liegen nicht vor) konnte der CO2-Ausstoß in Essen um 29,5 Prozent reduziert werden. Das sind aber immer noch 4,46 Millionen Tonnen CO2 in einem Jahr beziehungsweise 7,8 Tonnen pro Einwohner. Zuviel.

Den größten Anteil daran hat in Essen der Stromverbrauch. Der nahm im besagten Zeitraum nur um 1,4 Prozent ab. Mit über 3085 Gigawattstunden im Jahr 2011 war der Strombedarf im Bundesvergleich hier „relativ hoch“, so das Umweltdezernat. Ausschlaggebend dafür sind die ansässigen Industriebetriebe, aber auch die vielen Nachtstromheizungen. Positiv: Der Einsatz der besonders klimaschädlichen Stein- und Braunkohle verringerte sich zwischen 1990 und 2011 um 82,6 Prozent. Auch beim Heizöl wurde ein deutlicher Rückgang von knapp 60 Prozent festgestellt. Im gleichen Zeitraum nahm der umweltfreundliche Fernwärmebezug um 29 Prozent zu.

Bundesforschungsprogramm

Was Essen bei einem Klimawandel künftig drohen könnte, das wurde nun dem Umweltausschuss in einer Informationsvorlage schwarz auf weiß vor Augen geführt. Die Stadt hat am Bundesforschungsprogramm „Urbane Strategien zum Klimawandel“ teilgenommen. Dabei wurden auch die klimatischen Auswirkungen untersucht. Laut Wetterdienst Essen stiegen die Temperaturen in den letzten hundert Jahren bereits um 1,7 Grad. In den nächsten drei Jahrzehnten wird es noch wärmer, wird es mehr Hitzeperioden und deutlich mehr Tropennächte mit Mindesttemperaturen von 20 Grad geben. Heißt: Nachts kühlt es nicht mehr ab.

Das spielt insofern auch eine Rolle, weil die Temperaturen zwischen der Innenstadt und dem Ruhrtal um bis zu acht Prozent schwanken können. Selbst am Stadtrand nehmen die Belastungen zu. Problematisch: 30 Prozent aller Essener „Einrichtungen mit sensiblen Nutzergruppen“ (dazu zählen Krankenhäuser, Senioren- und Pflegeeinrichtungen, Kitas und Schulen) befinden sind in „klimatischen Lasträumen“, also in Vierteln, die sich im Sommer künftig regelrecht aufheizen können. Langanhaltende Hitzeperioden wie zuletzt 2003 führen zu mehr Todesfällen. Das Rathaus spricht hier von einer „Übersterblichkeit“.

Verschiedene Strategien

Gegensteuern kann man u.a. mit Freiflächen und Grün, Frischluftschneisen und optimaler Gebäudeausrichtung. Im Modellquartier am Krupp-Park wurde so die Temperatur an einem Sommertag um bis zu fünf Grad gesenkt. Das lässt hoffen.

Konzeptionell hat sich Essen aufgestellt, die Stadt listet Strategien, Empfehlungen und eine Fülle von Einzelprojekten vom Rasengleis bis zur Wärmedämmung auf. Wie viel sich umsetzen lässt, steht auf einem noch umgeschriebenen Blatt - und ist letztlich eine Frage des Geldes.