Essen. . Die Aufräumarbeiten nach dem Orkan Ela kommen in den Essener Stadtteilen nicht immer wie gewünscht voran, weil abgestellte Autos im Weg stehen. Das Rathaus appelliert an die Bürger, die Hinweisschilder zu beachten.
Die Aufräumarbeiten nach dem Orkan Ela werden in einzelnen Stadtteilen immer wieder durch Anwohner blockiert, die nicht rechtzeitig ihre Fahrzeuge weggestellt haben. „Das kommt leider täglich vor“, beklagt Eckhard Spengler, Sprecher von Grün und Gruga. Die Entstörungstrupps können dann weder mit ihren Hubsteigern beschädigte Baumkronen erreichen, noch abgesägte Äste und Stämme mit den Transportern wegschaffen.
Damit verzögern sich die Arbeiten und erhöhen sich auch die Kosten. „Wir haben längere Standzeiten, mussten erst überall bei den Anwohnern anklingeln, um die Eigentümer der Autos zu finden - und auch schon mal unverrichteter Dinge wieder abziehen“, bedauert Spengler.
In manchen Straßen klappt die Zusammenarbeit mit den Nachbarn hervorragend, die ihre Pkw frühzeitig woanders abgestellt haben, in anderen Wohnstraßen habe das aber überhaupt nicht funktioniert. „Wir appellieren noch mal eindringlich an die Einwohner, unsere Hinweisschilder zu beachten“, betont Spengler. „Wir müssen so schnell wie möglich durchkommen.“ Insgesamt sind in der Stadt bis zu 450 Männer und Frauen im Einsatz.
42 Abschleppungen auf einer Straße
Die Schilder „Sicherungsarbeiten in den Bäumen - Bitte parken Sie nicht hier“ werden 48 Stunden vor dem Anrücken der Räum-Teams in den Wohnvierteln aufgestellt. Derzeit sind die Stadtteile Bergeborbeck und Altenessen-Süd dran, ab dem 10. November folgt Kettwig.
Erst 60 Prozent der Nebenstraßen konnten inspiziert und verkehrssicher gemacht werden. Bis Ende des Jahres, so hofft Grün und Gruga, sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
Die letzten Hauptstraßen entlang der Linie 107 in Katernberg werden dieses Wochenende und entlang der Linie 101 in Bergeborbeck am 15. und 16. November kontrolliert. Dafür muss der Fahrstrom der Evag abgeschaltet werden, es gilt zudem absolutes Halteverbot. Bei ähnlichen Aktionen in den vergangenen Wochenenden ging es hier und da ohne den Abschleppdienst nicht weiter. Auf einer einzigen Straße kamen gar 42 Autos an den Haken, weil Autofahrer das Verbot missachtet hatten. „Ich bin schon verwundert darüber, dass das nicht ernst genommen wird“, sagte Ordnungsdezernent Christian Kromberg im NRZ-Gespräch.
Das gilt gerade auch für diejenigen, die sich über das Betretungsverbot im Essener Stadtwald hinwegsetzen, das bis zum 12. Januar 2015 gilt. „Es besteht nach wie vor Lebensgefahr!“, so Kromberg. Spaziergänger und Jogger könnten durch herabstürzende, mitunter tonnenschwere Äste getroffen werden.
"Jeder Bürger weiß Bescheid"
Wie bedrohlich die Situation ist, zeigt allein der Umstand, dass bisher rund 25 Sachschadenersatzansprüche geltend gemacht werden, weil marode Äste von Straßenbäumen abknickten. Personen kamen dabei zum Glück nicht zu Schaden. Im Wald ist das Risiko noch weitaus größer. Nach groben Schätzungen drohen tausende angebrochene Bäume umzuknicken.
Das Problem ist nur: Fünf Monate nach der Unwetterkatastrophe verdrängen immer mehr Menschen die Risiken im Forst. Sogar spielende Kinder und Familien wurden schon in der Sperrzone gesichtet. Auch Jogger, die im Dunkeln durch den Wald spurteten und an ihren Stirnlampen zu erkennen waren.
Die Stadt ist nahezu machtlos. „Absperrbänder wurden nach maximal zwei Stunden wieder abgerissen“, ärgert sich der Beigeordnete. Und über die quergelegten Baumstämme, die als eine Art „Schlagbaum“ das Verbot unterstreichen sollten, „klettert man einfach darüber“, staunt Kromberg.
Seine ernüchternde Erkenntnis: „Wir können das Betretungsverbot im Wald nicht wirklich durchsetzen, weil wir das Personal nicht haben, das wir dafür bräuchten.“ Die Stadt habe immer wieder gewarnt. „Jeder Bürger weiß Bescheid. Hier geht es nun auch um ein Stück Eigenverantwortung.“
Noch kein Weg freigeräumt
Im Essener Stadtwald haben die Arbeiten zur Beseitigung der Sturmschäden zwar bereits begonnen, bisher kann aber noch kein einziger Weg freigegeben werden. „Auch über das Ausmaß der Schäden lässt sich noch nichts Genaues sagen“, so Spengler. Voraussichtlich erst zum Ende des Winter steht der Wald den Bürgern wieder zur Verfügung. Die Joggerstrecke auf der Margarethenhöhe, die Laufrunde an der Frankenstraße, die Renteilichtung und die Wanderwege Zur Platte und rund um das Gehege sollen möglichst früher geöffnet werden.
Hinsichtlich der Zerstörungen in den Essener Parkanlagen will das Rathaus in der kommenden Woche eine Zwischenbilanz ziehen. Nach dem derzeitigen Stand der Dinge hat es den Gervinuspark im Stadtteil Frohnhausen besonders schlimm getroffen. Die Sanierung der Grünanlagen wird mehrere Jahre dauern, kündigte Grün und Gruga-Sprecher Spengler an. Auch der Austausch der 20.000 durch Ela beschädigten Straßenbäume wird wohl erst Ende dieses Jahrzehnts abgeschlossen sein. Die Stadt Essen will bald bekannt gegeben, wo und wann demnächst Neupflanzungen geplant sind. Düsseldorf hat bereits mit den ersten 800 Bäumen begonnen.