Essen braucht 400 Millionen Euro für Busse und Bahnen
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Essen. Die Zahl lässt einen erstmal schlucken: 400 Millionen Euro muss die Essener Verkehrsgesellschaft Evag bis zum Jahre 2025 investieren, damit im Nahverkehr auch in Zukunft alles rund läuft. Das Geld wird für sichere Züge und Barrierefreiheit benötigt. Doch die Fördertöpfe sind leer.
Stolze 400 Millionen Euro muss die Verkehrsgesellschaft Evag bis zum Jahre 2025 investieren, damit im Essener Nahverkehr auch in Zukunft alles rund läuft. Diese Ausgaben sind nötig für den Erhalt der Infrastruktur, für die Modernisierung der Zugsicherung, für den Oberleitungsbau - vor allem aber für das Projekt Barrierefreiheit. Im Vergleich zu anderen Metropolen fallen diese Kosten nicht einmal zu sehr aus dem Rahmen. Doch mit dem Wegfall der eh eingeschränkten Fördertöpfe aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz im Jahre 2019 wird es richtig eng. „Die Finanzierung ist unklar“, sagt Evag-Sprecher Olaf Frei.
Vor allem, wenn man mehr besitzt als einem lieb ist. Bis auf die Stadtbahn-Nordstrecke befindet sich die gesamte ÖPNV-Infrastruktur im Eigentum der Evag. „Dadurch wurde ein erheblicher Kostenblock von der Stadt Essen auf die Evag übertragen“, so Frei.
200 Millionen für Umbau der Straßenbahn-Haltestellen
Bisher hat es der Verkehrsbetrieb geschafft, beschlossene Millionen-Projekte zu stemmen, vor kurzem erst die 14 Millionen Euro teure Trasse der Linie 109 über den Berthold-Beitz-Boulevard, nun die 70 Millionen für die 27 neuen Niederflurbahnen NF2. Doch bis 2025 müssen noch 45 neue U-Bahnen angeschafft werden. Für eine neue Zugsicherung gibt es schon heute keinen Cent Zuschuss. Und 2019 werden wohl weitere Geldhähne zugedreht.
Essens neue Straßenbahn NF 2
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Auch deshalb glaubt die Evag nicht, bis zum Jahre 2022, wie per Gesetz beschlossen, alle Haltestellen barrierefrei zu machen. Schon wegen der Kosten von 248 Millionen Euro. Allein für den Umbau aller oberirdischen Straßenbahn-Haltestellen müssten rund 200 Millionen Euro aufgebracht werden. Hinzu kommen zehn Millionen Euro für fehlende U-Bahnhof-Aufzüge und noch mal 34 Millionen Euro für den Umbau der Bushaltestellen.
Evag plädiert für Gemeindefinanzreform
Ohne diese Investitionen kann die Essener Verkehrgesellschaft das von der Stadt gesetzte Ziel, den ÖPNV-Anteil am Gesamtverkehr von 19 auf 25 Prozent bis 2025 zu erhöhen, nicht erreichen. Und ohne Barrierefreiheit fehlt die letzte wichtige Voraussetzung, möglichst vielen Senioren ein wirklich attraktives Angebot zu machen, um mobil in Essen zu bleiben. Dabei steht die Evag sonst gar nicht so schlecht da, denn immerhin können 92 Prozent der Essener in unmittelbarer Nähe zu ihrem Wohnort eine Haltestelle erreichen und 70 Prozent haben in der Hauptverkehrszeit ein Angebot im 10-Minuten-Takt. Doch all diese Vorteile können von Mobilitätsbehinderten und älteren Fahrgästen nur dann im vollen Umfang genutzt werden, wenn das Einsteigen in Bus und Bahn deutlich erleichtert wird. Schon heute ist jeder fünfte Abo-Kunde der Evag über 60 Jahre alt.
Die politische Diskussion über die Zuschüsse für den öffentlichen Nahverkehr geht weiter, doch eine Lösung scheint noch nicht in Sicht. Der Standpunkt des Verkehrsbetriebes ist eindeutig: „Es ist es zwingend erforderlich, dass die Finanzierung der Investitionen über 2019 hinaus gesichert wird. Um den ÖPNV zukunftsfähig zu machen, benötigen wir nicht weniger sondern mehr öffentliches Geld“, meint Sprecher Olaf Frei. Die Evag plädiert für eine Gemeindefinanzreform, die die Kommunen in die Lage versetzt, notwendige Investitionen selbst vornehmen zu können. Olaf Frei: „Nach den derzeit gültigen Förderbedingungen steht kein Geld für Instandhaltungs- und Erneuerungsinvestitionen zur Verfügung. Die aber stellen das größte Problem des ÖPNV dar.“
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