Essen. . Am Montag fährt in Essen die Linie 109 über die neue Trasse auf dem Berthold-Beitz-Boulevard. Am Sonntag ist die Jungfernfahrt mit der gerade erst zugelassenen NF2-Bahn. Die Evag feiert die Doppelpremiere mit einem großen Familienfest.
20. Oktober 2014 - dieses Datum wird in die Geschichte der Essener EVAG eingehen. Weil möglich wurde, was nicht möglich schien. Eine neue Straßenbahn-Trasse. Das hat es in Essen seit Jahrzehnten nicht gegeben.
Für 14 Millionen Euro ist jetzt die 1,3 Kilometer lange Abkürzung für die Linie 109 (Steele-Breilsort), die täglich von 25.000 Fahrgästen genutzt wird, fertiggestellt worden. Das ab Montag freigegebene Zwischenstück führt von der Altendorfer Straße über den Berthold-Beitz-Boulevard zur Frohnhauser Straße und schließt Höhe Martin-Luther-Straße wieder an den ursprünglichen Linienweg an.
Gleich zwei Fliegen werden mit einer Klappe geschlagen. Zum einen verkürzt sich die Fahrtzeit der 109 um drei Minuten, weil die Bahnen nicht mehr über die Helenenstraße zur Frohnhauser Straße fahren müssen. Zum anderen wird der ständig überlastete Knotenpunkt Helenenstraße endlich entzerrt. Denn dort kreuzen bis heute gleich fünf Bahnlinien. Ab Montag sind es nur noch vier.
Bis zu 5000 Besucher erwartet
Viele Fahrgäste werden sich umstellen müssen. Die Haltestellen auf der alten Strecke (S-West, Sälzerstraße, Helenenstraße, Kronenberg) fährt die 109 nicht mehr an. Neu hinzu kommen die Haltepunkte Schederhofstraße und Frohnhauser Straße. Wer das nicht weiß, verpasst den Anschluss.
Am Sonntag kann man sich schon mal mit der neuen Route vertraut machen – beim Bürgerfest auf dem Berthold-Beitz-Boulevard. Bis zu 5000 Besucher erwartet die EVAG am 19. Oktober.
Eine Doppelpremiere. Denn an diesem Tag wird OB Reinhard Paß nicht nur die Strecke einweihen. Er startet gleichzeitig um 12.30 Uhr die Jungfernfahrt mit der ersten Niederflurbahn NF2 mit dem Eigennamen „Stadt Essen“, für die der zuständige Regierungsdirektor Matthias Vollstedt von der Düsseldorfer Bezirksregierung erst am Donnerstag die Zulassung erteilt hat. Praktisch auf den letzten Drücker. Die Schaffnermütze für den OB bringt der Chef der Technischen Aufsichtsbehörde gleich mit. Paß wird aber nur kurze Zeit das Steuer in der Hand halten. Ist doch besser, wenn dann ein erfahrener Fahrer übernimmt, schließlich kostet eine NF2 rund 2,5 Millionen.
Feinjustierungen stehen an
Bei der Zulassung für die NF2 wurde penibel auf jedes Detail geachtet. Zum ersten Male erfolgte sie nach neuen EU-Regeln. „Das war ein Musterverfahren“, betont EVAG-Sprecher Nils Hoffmann. Auch deshalb dauerte es hier und da länger als man dachte.
Bis zum Jahresende sollten eigentlich alle 27 Bombardier-Bahnen vom Werk Bautzen ausgeliefert sein. Doch nach dem jetzigen Stand der Dinge wird erst im Frühjahr die letzte Bahn nach Essen transportiert. „Da müssen wir Geduld haben“, so Hoffmann. Auf ein paar Wochen kommt es da nicht an. Acht der 27 neuen NF2-Bahnen stehen derzeit im Betriebshof an der Beuststraße. Erst vier davon können am Montag auf der Linie 109 verkehren. Bei den anderen sind noch einige Tests nötig. Die erste NF2 wird am Montag um 4.34 Uhr vor dem Rathaus Richtung Steele starten. Um 8.48 Uhr wird die NF2 von der Haltestelle Breilsort aus die gesamte Linienstrecke abfahren.
Mit dabei sind in den nächsten Tagen und Wochen Experten von Bombardier. Die Herren mit dem Laptop in der Hand müssen im normalen Linienbetrieb die letzten Feinjustierungen machen, z.B. für das Schließen der Türen. Die Bahnen werden unter Alltagsbedingungen „durchkonfiguriert“, formuliert es Hoffmann. Ohne Software rollt heute eben nichts mehr.