Essen. Die Plakate sind pink und provokativ: „Das Leben ist zu kurz, um langweilig shoppen zu gehen! Düsseldorf“, steht da. Obwohl der Slogan aus Düsseldorf auch in ganz Essen zu sehen ist, reagiert der Handel der “Einkaufsstadt Essen“ gelassen. Vielleicht habe es die Landeshauptstadt ja nötig...

Das Lockangebot aus dem Rheinland ist in ganz Essen plakatiert: „Das Leben ist zu kurz, um langweilig shoppen zu gehen! Düsseldorf“ steht auf Litfaßsäulen und Plakatwänden in der City, in Rüttenscheid oder Werden. Doch während sich mancher Essener in sozialen Medien über die „Frechheit“ der Düsseldorfer aufregt, reagieren die Einkaufs-Profis gelassen.

„Es ist doch völlig legitim, dass man in anderen Städten wirbt“, sagt Center-Manager Oliver Kraft vom Limbecker Platz. „Wir machen das auch.“ Das Einkaufszentrum ist freilich nicht in der Landeshauptstadt präsent, sondern zum Beispiel in Bochum oder Gelsenkirchen. „Die Düsseldorfer Kampagne ist provokativ, aber wenn man darauf einsteigt, verstärkt man ihre Wirkung nur.“ Klüger sei es, wenn der örtliche Einzelhandel selbst eine gute Außenwerbung auf die Beine stelle. Ermutigende Ansätze gebe es dazu bei der Essen Marketing Gesellschaft (EMG).

Essen plant bessere Vermarktung der Innenstadt

Auch interessant

Die hängt ihre Plakate etwa für die Lichtwochen traditionell in Revierstädten von Gladbeck bis Duisburg auf – aber nicht im rheinischen Düsseldorf. Dort fänden Zeitungsleser aber die Beilage „Essen erleben“. Dass da noch Luft nach oben ist, hat die EMG offenbar erkannt: Mit Partnern aus Einzelhandel, Gastronomie und Hotellerie plane man „eine neue Kampagne zur besseren Vermarktung der attraktiven Essener Shopping-Innenstadt“. Und die Düsseldorfer Offensive nehme man sportlich.

Dass mancher Essener weniger gelassen reagiert, ist wohl dem Umstand geschuldet, dass Düsseldorf als Wiederholungstäter gilt: Im Mai hatte die dortige CDU „Sie verlassen den schuldenfreien Sektor“ auf ihre Wahlplakate gedruckt, und Oberbürgermeister Elbers erklärte, im Ruhrgebiet wolle er „nicht mal tot überm Zaun hängen“. Elbers wurde abgewählt, sein Spruch bleibt: „Lieber hänge ich in Essen tot überm Zaun, als in Düsseldorf shoppen zu gehen“, schreibt Sina K. auf unserer Facebook-Seite.

„Bisher hatten die es nicht nötig, bei uns zu werben.“

EinzelhandelMehr Größe zeigt der Chef des hiesigen Einzelhandelsverbandes Marc Heistermann: „Dass Düsseldorf ein prominentes Einkaufspflaster ist, ist klar.“ Dass man dort nun gut 100.000 Euro für Werbung im Revier ausgebe, spreche aber für eine gewisse Unruhe. „Bisher hatten die es nicht nötig, bei uns zu werben. Die Kampagne zeigt, dass man unsere Stärke erkannt hat: Allein Weihnachtsmarkt und Lichtwochen locken jährlich fünf Millionen Leute an.“ Im übrigen, stichelt Heistermann, sei der Weg nach Düsseldorf dank einiger Baustellen beschwerlich: „Ich bin gerade da.“