Essen. . Noch ist das Schwimmen in der Ruhr in Essen untersagt. An ausgesuchten Uferplätzen in Steele, am Baldeneysee und in Werden aber könnte das Verbot aufgehoben werden. Das größte Problem bleibt die Keimbelastung. Rote Flagge und Smartphone-App sollen warnen. Interessengemeinschaft vor der Gründung.
Der Himmel über der Ruhr ist wieder blau, die Vision von Kanzler Willy Brandt längst Wirklichkeit und für die Revierbewohner ein Stück Normalität. Das soll, man lese und staune, bald auch für das Schwimmen in der Ruhr gelten. Was bislang an Hygienevorschriften und Sicherheitsbedenken scheiterte, könnte in naher Zukunft wieder erlaubt werden. Drei Badestellen an Ruhr und Baldeneysee sind schon ausgeguckt.
Die wissenschaftliche Grundlage hat der Ruhrverband gemeinsam mit dem Wasserforschungsinstitut IWW bereits geliefert. Das Ergebnis: An durchschnittlich 20 bis 30 Tagen pro Jahr könnte das Baden in der Ruhr möglich sein. Vorausgesetzt, es ist warm genug und es hat drei Tage lang nicht geregnet. Nur dann ist die Keimbelastung des Wassers so gering, dass kein Badender befürchten muss, den Rest des Tages Durchfall geplagt auf der Toilette verbringen zu müssen.
Das Baden ist nicht unbedenklich
Die Wasserqualität der Ruhr hat sich nach Angaben des Ruhrverbandes stetig verbessert. Dennoch sei das Baden noch lange nicht unbedenklich.
Krankheitserreger gelangen aus verschiedenen Quellen in den Fluss – durch Kot von Wasservögeln, Gülle von angrenzenden Feldern sowie durch Kläranlagen und Regenüberlaufbecken.
Weil es mit einer wissenschaftlichen Betrachtung nicht getan sein soll, haben sich unter der Moderation des städtischen Eigenbetriebes Grün & Gruga eine Handvoll Akteure in einem Arbeitskreis zusammengefunden. Das Schwimmen in der Ruhr sei „zum Greifen nah“, formuliert Wolfgang Rohrberg, der für den Essener Sportbund mit am Tisch sitzt. Nicht überall, aber in Höhe des Steeler Freibades am Spillenburger Wehr, am Strandbad „Seaside Beach“ am Baldeneysee und in Werden am ehemaligen Freibad im Löwental.
Auf diese drei Badestellen kaprizieren sich derzeit die Bemühungen, weitere könnten folgen, heißt es. Die dort ansässigen Wassersportvereine sollen als Betreiber der Badestellen mit ins Boot. Das Ziel ist die Gründung einer Interessengemeinschaft und das schon zum Jahresende.
Baden in der Ruhr - vor allem rechtliche Fragen sind zu klären
Noch gilt es dicke Bretter zu bohren. Zu klären sind vor allem rechtliche Fragen. Wer ist verantwortlich, wenn Badenden etwas passiert? Auch müsste die Wasserqualität stets aufs Neue überprüft werden. Sollte die Keimbelastung zu groß sein, wäre dies der Öffentlichkeit mitzuteilen. Wie? Angedacht ist eine App fürs Smartphone, aber auch die konventionelle Methode wie man sie von Badestränden an der See kennt: Bei Gefahr weht eine rote Flagge. Grüne und gelbe Flaggen hingegen soll es an der Ruhr nicht geben. Darauf habe die Arbeitsgruppe sich bereits verständigt, so Rohrberg. Denn ganz ohne Risiko sei das Baden im Fluss schließlich nie.
Auch deshalb wird das Schwimmen außerhalb von ausgewiesenen Badestellen untersagt bleiben. Sonst brächen wohl alle Dämme, heißt es, mit allen unerwünschten Begleiterscheinungen. Vermüllte Ruhrufer will niemand sehen.
Und wann könnte das Badeverbot an den Badestellen fallen? Bei Grün & Gruga äußert man sich dazu zurückhaltend. Vielleicht 2016, eher 2017 könnte es soweit sein, wenn Essens Umweltdezernentin Simone Raskob stellvertretend für die Stadt die Auszeichnung „Grüne Hauptstadt Europas“ entgegen nimmt. Um den Titel hat sich Essen abermals beworben. Das Baden in der Ruhr, ist ein Pfund, mit dem Essen wuchern will. Schon deshalb muss es ja einfach klappen.