Essen. Wer in Essen bei heißen Temperaturen eine Abkühlung im Wasser sucht, dem bleiben auf legalem Weg nur die Freibäder. Denn in allen anderen Gewässern ist das Schwimmen untersagt. Wir haben einen Überblick über Ruhr, Kanal und Niederfeldsee zusammengestellt.
Um Wasser kommt man in Essen nicht herum. Laut Wikipedia ist die Stadt durchzogen von Bach- und Flussläufen mit insgesamt 275 Kilometern Länge. Im Sommer zieht es viele Menschen naturgemäß in Richtung Wasser. Sie wollen Abkühlung, ein bisschen planschen oder eine Runde schwimmen. An der frischen Luft ist das nur in den fünf Freibädern der Stadt erlaubt – in allen anderen Gewässern gilt ein Badeverbot. Daran hält sich längst nicht jeder: An den Ufern von Ruhr, Baldeneysee oder Rhein-Herne-Kanal herrscht bei schönem Wetter Hochbetrieb. In diesem Jahr hat sich der Niederfeldsee in Altendorf eingereiht in die beliebten Orte für illegales Badevergnügen. Ein Überblick.
Badeverbot
Das Badeverbot wird in Essen von einer „ordnungsbehördlichen Verordnung“ geregelt – und ist vor allem ziemlich schnell erzählt. „Schwimmen ist in allen Gewässern außerhalb von Schwimmbädern verboten“, sagt Stadtsprecher Stefan Schulze. „Das Verbot gilt auch dann, wenn keine Schilder darauf hinweisen.“ Aus diesem Grund stehen auch längst nicht an jeder potenziellen Badestelle solche Schilder. Wer sich nicht an das Verbot hält und vom Ordnungsamt erwischt wird, riskiert im schlimmsten Fall ein Bußgeld.
Die Realität sieht allerdings anders aus, räumt Schulze ein. Besonders am Wochenende sind die städtischen Ordnungshüter nur mit einer kleinen Mannschaft unterwegs. „Wir können das überhaupt nicht komplett eindämmen“, sagt Stefan Schulze. Befreit wird die Stadt durch das rigorose Badeverbot von jeglichen Haftungsansprüchen. Wer sich beim Sprung in den Rhein-Herne-Kanal verletzt oder am flachen Ufer des Niederfeldsees in eine Glasscherbe tritt, ist selber Schuld.
Ruhr und Baldeneysee
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Am ehesten Hoffnung auf legales Baden in naher Zukunft besteht an Ruhr und Baldeneysee. Groß waren bisher vor allem die hygienischen Bedenken. Derzeit läuft noch immer das Forschungsprojekt „Sichere Ruhr“, in dem geklärt werden soll, unter welchen Bedingungen das Baden in der Ruhr möglich wäre. Die Grenzwerte für Krankheitserreger werden in dem untersuchten Bereich zwischen Steele und Mülheim-Styrum laut dem Ruhrverband bereits heute unterboten – allerdings nur an stabilen Sommertage. Gewitter oder Hochwasser verschlechtern die Werte schlagartig wieder. Am Ende dieses Projekts soll ein Leitfaden stehen, der auch für andere Flüsse in Deutschland wegweisend sein soll.
Bis auf Weiteres steht aber das Verbot. Dazu birgt die Ruhr als Fließgewässer abgesehen von der Hygiene noch ganz andere Gefahren. „Flüsse sind grundsätzlich schwierig als Badegewässer“, sagt Britta Balt vom Ruhrverband. Starke und oft nicht sichtbare Strömungen sorgen in Deutschland regelmäßig für Badetote. Hinzu kommt, dass sich allgemeine Gefahren vervielfachen: Alkoholeinfluss, ein voller Magen oder Selbstüberschätzung bergen auch im Schwimmbad ein Risiko, sagt Balt. „Aber dort, wo es keine Aufsicht gibt wie an der Ruhr, kann man auch nicht gerettet werden.“
Niederfeldsee
Am Dienstagmittag lag er ganz unscheinbar dar, der im Frühjahr fertiggestellte See in Altendorf. Im Wasser planschten nur ein paar Hunde. Das war am vergangenen Wochenende anders. Bei Temperaturen bis zu 35 Grad nutzen viele Menschen den See zur Abkühlung – da halfen auch die erst kürzlich aufgestellten Schilder mit der unmissverständlichen Aufschrift „Baden verboten“ nicht. „Wir werden die Situation dort beobachten“, sagt Stefan Schulze. „Und am Wochenende gegebenenfalls stärker durch das Ordnungsamt kontrollieren.“ Bei Facebook äußerten am Dienstag unter einem Artikel dieser Zeitung, der die Situation vom Samstag und Sonntag geschildert hatte, viele Nutzer ihren Unmut über die Schwimmer.
Der Niederfeldsee ist ein stehendes Gewässer, es gibt weder einen Zu- noch einen Abfluss. Wenn zu viele Menschen darin schwimmen, besteht die Gefahr, dass das Gewässer umkippt – mit unangenehmen Folgen für die Sinne. „Ziel war es, eine attraktive Fläche am Wasser zu schaffen“, sagt Schulze. „Man soll sich am Ufer gerne aufhalten können. Das macht aber keiner mehr, wenn aus dem Wasser eine stinkende Brühe wird.“ Die Stadt hofft auf die Einsicht und setzt auf eine natürliche Entwicklung. Denn Schulze hat die Beobachtung gemacht, dass Gewässer immer dann unattraktiver für Schwimmer werden, wenn Pflanzen im Wasser und am Ufer dominieren. „Dann gehen die Leute nicht mehr so gerne in den See.“
Rhein-Herne-Kanal
Generationen von Jugendlichen dürften schon den Sprung von einer Brücke in den Kanal gewagt haben. Auch am Dienstag verbringen viele Kids ihre Ferien an der Dellwiger Kanalbrücke – obwohl das Hesse-Bad gleich gegenüber liegt. „Hier macht es einfach mehr Spaß, es gibt keinen Stress beim Anstehen und man kann frei schwimmen“, sagt Ali. Vor den vorbeifahrenden Schiffen muss man ihn und seine Freunde nicht warnen. „Dann gehen wir einfach zur Seite.“