Duisburg Rheinhausen. Pfarrerin Inga Bödeker will Menschen, die Angehörige durch Covid-19 verloren haben, dabei unterstützen, den Verlust zu verarbeiten.
Mehr als 80.000 mit oder an Covid-19 Verstorbene gibt es inzwischen in Deutschland. Das heißt aber auch, hier sind oft Angehörige betroffen, die ihr am Virus erkranktes Familienmitglied in der Zeit auf der Intensivstation im Krankenhaus selten oder gar nicht mehr besuchen durften, also den Sterbenden nicht angemessen begleiten konnten. Die damit verbundene Trauerarbeit blieb somit in vielen Fällen auf der Strecke, zumal Beerdigungen nur im kleinen Rahmen erlaubt sind – ohne tröstliche Umarmungen auf dem Friedhof.
Um die Trauernden aufzufangen und bei der Bewältigung des Verlustes Beistand zu leisten, bietet die Pfarrerin Inga Bödeker ab sofort Trauerspaziergänge an. „Mir kam die Idee dazu, als ich sah, wie viele Menschen einsam im Krankenhaus sterben, ohne dass sie der Lebenspartner oder jemand aus der Familie dabei begleiten kann“, sagt Inga Bödeker, die Pfarrerin in der evangelischen Emmaus-Gemeinde (Friedenskirche/Auf dem Wege) in Bergheim ist.
Sie wollen keine Nachrichten aus Duisburg mehr verpassen?Hier können Sie unseren abendlichen und kostenlosen Duisburg-Newsletter abonnieren
Vor kurzem hat sie nebenberuflich eine zweijährige Ausbildung zur Trauerbegleiterin bei der evangelischen Landeskirche absolviert und weiß: „Trauerarbeit ist ein Prozess, der in verschiedenen Phasen abläuft. Ziel ist es auch, den Trauernden bei der Alltagsbewältigung zu helfen und den verlorenen Menschen in diesen Ablauf einzubinden“, sagt die 57-jährige Pfarrerin.
Auch interessant
Ein weiterer Gedanke für die Trauerarbeit ist: „Mir ist wichtig, dass die Corona-Hygienebestimmungen dabei eingehalten sind. Da bietet sich der Aufenthalt an der frischen Luft an“, sagt Inga Bödeker. Die etwa einstündigen Trauerspaziergänge sollen am Toeppersee stattfinden. „Das Wasser und die Bewegung haben eine positive Wirkung auf den Trauernden. Am Wasser zu sein, bedeutet auch, sich eher auf Veränderung einzulassen“, meint Bödeker.
Manchmal lösen sich Blockaden
Überhaupt sei Trauer ein physischer Prozess. „Sie ist körperlich spürbar, manchmal kommt man in die Situation, wo sich geradezu eine Blockade beim Trauernden löst“, sagt Bödeker. „Man muss dann auch ansprechen, wo es demjenigen weh tut.“
Auch interessant
Sie stützt sich bei ihrer Trauerarbeit, bei der sie hauptsächlich Zuhörerin sein möchte und Denkanstöße geben will, auf William Wordens Buch „Beratung und Therapie in Trauerfällen“. Das Loslassen und die Aufgabenbewältigung während des Trauerprozesses stehen im Vordergrund – aber auch der Umgang mit dem Verstorbenen im weiteren Leben des trauernden Menschen ist eine wichtige Komponente dieser Therapiepraxis.
Natürlich sieht sich die Pfarrerin, die auch in der Eifel und in Köln für die evangelische Kirche tätig war, als religiöse Seelsorgerin bei dem Spaziergang. „Wenn ich weiß, dass die Trauernden religiös sind, biete ich an, eine passende Bibelstelle vorzulesen oder auch ein Gebet für die Verstorbenen zu sprechen.“
Generell möchte sie mit diesem Angebot allen Trauernden helfen. „Ich habe auch Fälle kennengelernt, da ist nach drei Jahren noch ein regelrechtes Trauma wegen des Verlusts des nahen Menschen vorhanden.“ Auch diese Betroffenen dürfen sich gern an sie wenden.
>>>> Der Kontakt zu Pfarrerin Inga Bödeker <<<<
Termine für den Trauerspaziergang sind nur nach telefonischer Absprache möglich unter: 0162 /19 72 282.
Die Hygienebestimmungen, Abstand und Maske, sind einzuhalten bei den Treffen.