Duisburg. In Homberg und Huckingen hilft eine Kindertrauergruppe des Malteser Hospizdienstes Kindern im Grundschulalter über Verlust und Trauer hinweg.

Der Verlust eines geliebten Menschen ist ein schwerer Schicksalsschlag und jedes Individuum geht anders damit um. Vor allem unterscheidet sich die Trauerarbeit von Kindern ganz eklatant von denen ihrer Eltern. Dementsprechend sind viele Väter und Mütter verunsichert, wie sie Verlust und Tod gemeinsam mit ihren Kindern verarbeiten können und sollen. Hier kann eine Kindertrauergruppe wertvolle Hilfe leisten.

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Der Malteser Hospizdienst hat Anfang 2016 in Homberg und Huckingen zwei Gruppen ins Leben gerufen, die den Familien wertvolle Tipps an die Hand geben, um die Trauer gemeinsam gesund zu verarbeiten und den Lebensweg optimistisch weiter zu beschreiten. „Kinder trauern ganz anders als Erwachsene. Das kann für uns manchmal befremdlich sein“, erklärt Andrea Kleinefehn vom Malteser Hospizdienst. Sie organisiert die Trauergruppen, die von zwei ehrenamtlichen und ganz speziell geschulten Helferinnen betreut werden.

Duisburger Trauergruppe: Extreme Stimmungsschwankungen sind normal

„Wir beschreiben die Kindertrauer oft als in Pfützen springen“, erklärt sie und meint damit die extremen Stimmungsschwankungen, die für die Kleinen ganz normal sind. Von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt sind es manchmal nur zehn Minuten. Das kommt den Erwachsenen, die mit ihrem emotionalen Schmerz ganz anders umgehen, doch manchmal recht komisch vor. Hier kann die Trauerverarbeitung mit Gleichaltrigen wertvolle Dienste leisten, denn die Sechs- bis etwa Zwölfjährigen spüren hier, dass sie mit genau ihrer Art, die Realität zu verarbeiten nicht alleine sind, sondern dass es Gleichaltrigen genauso geht.

Andrea Kleinefehn vom Malteser Hospizdienst in Duisburg.
Andrea Kleinefehn vom Malteser Hospizdienst in Duisburg. © Malteser Hospizdienst

Sie lernen, dass sie beim Trauern etwa um das Geschwisterkind nicht so handeln müssen wie Mama oder Papa, die sonst immer als Vorbild fungieren. Das kann eine ganz wertvolle Erfahrung sein. „Wir betreuen vorwiegend Mädchen und Jungen im Grundschulalter. Die Kinder treffen sich einmal im Monat und erarbeiten gemeinsam mit den Betreuerinnen die unterschiedlichen Stadien des Empfindens“, so Kleinefehn.

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Der Klaviatur der Gefühle sind da keine Grenzen gesetzt, von Wut, Ärger, Angst, Verunsicherung oder Trotz darf und soll jeder veranschaulichen, wie es ihm gerade geht. Hierzu gibt es die unterschiedlichsten Materialien, mit denen gebastelt oder gemalt wird. „Ein Projekt ist beispielsweise das Skizzieren des eigenen Körperumrisses auf eine Tapetenrolle. Dann sollen die Kinder den Teil des Körpers einkreisen, der wehtut, wenn an den verstorbenen Menschen gedacht wird“, erläutert die Expertin.

Duisburger Kindertrauergruppe trifft sich das ganze Jahr

Das führt dann manchmal dazu, dass akribisch noch ein schöner Pullover oder eine schicke Hose dazu gemalt wird. „Da hab ich mich zwischendurch schon gefragt, ob die Kinder bei dieser Übung begriffen haben, worum es uns geht“, erzählt sie. Doch die Erfahrung hat gelehrt, dass die Kleinen ganz genau wissen, warum ihnen diese Skizze geholfen hat. Beim Abschlussgespräch konnten alle den positiven Effekt dieses Tages genau beschreiben.

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Die Gruppe trifft sich ein ganzes Jahr lang. Das ist wichtig, um die unterschiedlichen und immer wiederkehrenden Feiertage, Feste oder auch die Ferien zeitnah aufzuarbeiten, denn der erste Urlaub ohne die Mama oder das erste Weihnachtsfest reißen immer wieder andere emotionale Wunden auf, deren Bewältigung im Stuhlkreis mit anderen oft leichter zu fassen ist als mit den Erwachsenen, die nicht genau wissen, wie sie über den diffusen Schmerz reden sollen. Das ist keinesfalls böse gemeint. Vor allen Dingen möchten Eltern ihre Kinder schützen und ihnen den Abschied von Vater, Mutter, dem Geschwisterkind oder den Großeltern so sanft wie möglich gestalten.

Trauerbegleiterin aus Duisburg: „Trauer kann man niemanden wegnehmen“

Ein Knackpunkt ist hier oft die Beerdigung. „Ich hatte neulich einen Fall, da war der Vater sich zuerst ganz sicher, seinen elfjährigen Sohn nicht mit zur Beerdigung seiner Frau nehmen zu wollen. Er hatte Angst, ihm zu viel Schmerz zuzufügen“, erklärt Kleinefehn die durchaus ehrenhaften Absichten. Doch Trauer kann man niemandem wegnehmen. Und das Abschiednehmen auch im Rahmen einer Beerdigung ist für Kinder eine heilsame Erfahrung, die ihnen hilft, mit der Wahrheit besser umzugehen. „Während ganz kleine Kinder zwar realisieren, dass die betreffende Person momentan nicht da ist, verstehen sie aber noch nicht, dass der betreffende gar nicht mehr wiederkommt. Sie fragen dann ganz oft nach dem Verstorbenen.“

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Größeren ist das schon bewusst und der rituelle Abschied ist ein guter Anknüpfungspunkt zur weiteren Bewältigung. Das hat auch der Vater nach längeren Gesprächen erkannt und einer wundervollen Kompromisslösung zugestimmt: Andrea Kleinefehn hat seinen Sohn zur Beerdigung begleitet und stand parat, falls es dem Jungen zu viel würde. Er blieb und kann nun nach einem ganz klaren Schlusspunkt versuchen, nach vorn zu blicken.

Malteser Hospizdienst in Duisburg gibt wertvolle Unterstützung

Wer sich also unsicher ist, wie gemeinsam mit Kindern getrauert werden kann, der findet beim Malteser-Hospizdienst wertvolle Unterstützung, auch in Coronazeiten. Zwar können die Gruppen sich momentan nicht treffen, aber die Trauerarbeiterinnen stehen mit den Familien in Kontakt und helfen, wo es geht. Und wenn Corona vorbei ist, dann klappt es auch wieder mit den Gruppentreffen. Anmeldungen werden auch jetzt schon gerne entgegengenommen.

Kindertrauergruppe – So kann man Kontakt aufnehmen

  • Info gibt es im Internet unter www.malteser-straphel.de
  • Informationen gibt es auch bei Andrea Kleinfehn vom Kinder- und Jugendhospizdienst, telefonisch unter 0203/7552010 oder per E-Mail an kinderhospizdienst.duisburg@malteser.org
  • Vor der Teilnahme an der Gruppe gibt es ein Erstgespräch zwischen den Begleiterinnen und den Erziehungsberechtigten.