Duisburg-Hochheide. . Investor Altro Mondo will rund 16 Millionen Euro in die Sanierung des maroden Hochhauses „Weißer Riese“ in Duisburg-Hochheide stecken. Trotz harscher Kritik aus der Bezirkspolitik stellt der Sanierungs-Chef klar: Ein Abriss kommt nicht in Frage.
Vom Betreten des Gebäudes Friedrich-Ebert-Straße 10 bis 16 in Homberg-Hochheide rät Marc Sommer (noch) ab. „Die unteren vier Etagen sind mit Stahlplatten und Brettern vernagelt, es ist stockdunkel. Zudem passt mein Schlüssel nicht mehr, Metalldiebe haben zum wiederholten Male Schließzylinder entwendet.“ Der Generalplaner für den sogenannten „Weißen Riesen" (20 Etagen, 320 Wohnungen, seit Anfang 2012 leergezogen) kommt mit seinen bunten Plänen lieber in die Redaktion. „Da ist es zudem wärmer.“
Dass dem vom Investor Altro Mondo bestellten Sanierungs-Chef ein rauer Wind entgegen bläst, lässt den 39-jährigen gebürtigen Rheinhauser unbeeindruckt. „Der Investor hat das Geld, rund 16 bis 17 Millionen Euro sind für die Sanierung vorgesehen. Ich bin Planer, stelle für meine Dienstleistungen Rechnungen und kann bisher nur positiv über Altro Mondo und Degag berichten.“ Den Auftrag, die Ruine zurück in ein Wohnhaus zu verwandeln, hat der diplomierte Bauingenieur Sommer seit September.
Großteil der Bauten seien unsaniert
Sommer verteidigt, seine Auftraggeber: „Er braucht sich nicht zu rechtfertigen, warum er sein Geld in dieses Hochhaus investiert. Er verfügt über das Geld und hat einen Plan.“ Und weiter: „Selbstverständlich gibt es in Hochheide zu viele Wohnungen, die nicht mehr benötigt werden. Die müssen abgerissen werden, nur warum soll das der Weiße Riese sein, für den ein privates Unternehmen 16 Millionen Euro in die Hand nimmt ?“ Im Umfeld der Friedrich-Ebert-Straße würden etliche Bauten mit zehn und mehr Geschossen stehen, ein Großteil davon sei unsaniert. „Wir halten es für sinnvoller, solche Gebäude abzubrechen und den Weißen Riesen zu revitalisieren.“
Der Plan: Aus Weiß soll bis 2015 Grün geworden sein, der Anstrich der Fassade aber nicht den einzigen Unterschied zu den benachbarten Wohntürmen bilden. Sommer fasst zusammen: „20 Eck-Wohnungen sollen aufgeteilt werden, so dass Appartements von 35 Quadratmetern Größe, insgesamt also 340 Wohnungen entstehen. Zudem soll es nur noch einen Eingang geben mit Kiosk, Concierge und Anlaufstellen diverser Dienstleister, wie dem Vermieter oder dem Hausmeister-Service. „Ein Hochhaus funktioniert nur, wenn das Erdgeschoss funktioniert.“ Über den zentralen Eingang sollen Bewohner wie Besucher über den Concierge zu den Aufzügen in die jeweiligen Etagen gelangen. „Beim Roten Riesen funktioniert dieses System“, sagt Sommer, der die Sanierung dieses Hauses als eines seiner Referenzobjekte angibt.
"Abriss des Gebäudes kommt nicht in Frage"
Eines stellt der Investor trotz harscher Kritik der Bezirkspolitik klar: „Ein Abriss des Gebäudes kommt gar nicht in Frage, Altro Mondo schließt einen Verkauf an die Stadt aus, die Firma will sanieren.“ Um diese Einstellung zu untermauern, präsentiert der Investor bereits den ersten Mieter für das Erdgeschoss. Die „Zeitzeugenbörse“, ein Verein, der sich ehrenamtlich mit der Duisburger Stadtgeschichte befasst, soll laut Marc Sommer mit einem etwa 45 Quadratmeter großen Büro an der Friedrich-Ebert-Straße präsent sein.
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Im Sommer 2015 soll die aufwändige Sanierung des Baus aus dem Jahr 1971 abgeschlossen sein. „Wohnungen, insbesondere Musterwohnungen werden aber schon deutlich früher fertig sein“, sagt Sommer. Bevor der erste Aufzug fahren kann und die erste Badsanierung beginnt, stehen der Brandschutz und die Schadstoffsanierung auf dem Plan. Sämtliche an die Balkone grenzenden Mauern müssen erneuert werden, hier wurde Asbest verbaut, zudem sind Millionen für die Erfüllung der neuesten Brandschutzvorschriften erforderlich.“
Am Ende möchte Altro Mondo, die Firma will sämtliche Wohnungen behalten und selbst vermarkten, Mietpreise ab vier Euro pro Quadratmeter nehmen. „Das ist unterschiedlich, je nach Ausstattung. Wohnungen, etwa mit Fußbodenheizung, sollen etwas teurer sein.“ Wer einzieht, solle gerne lange dort wohnen bleiben, sagt Sommer, „dem Investor bringt es nichts, wenn das frisch sanierte Gebäude innerhalb kürzester Zeit, etwa von Wandereuropäern heruntergewirtschaftet wird.“
Kritik aus der Politik
„Der FDP-Ortsverband Homberg/Ruhrort/Baerl spricht sich in aller Deutlichkeit gegen den Erhalt der „Weißen Riesen“ in Hochheide und für deren Abriss aus“, schreibt Bezirksvertreter Thomas Rangs. Aus diesem Grund unterstützte die FDP hier auch die Stadt in ihren Bestrebungen in diese Richtung (Sanierungsgebiet). „So schön auch die Planungen für das Hochhaus Friedrich-Ebert-Straße sein mögen, sie gehen völlig am Bedarf vorbei. Mit deren Realisierung würde man nur weitere Probleme in Hochheide schaffen.“
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„Wir konnten nichts Seriöses an der Vorstellung von Altro Mondo feststellen“, schreibt Margret Fink („Deine Stimme“, DS). „Dass die Firma einen sichtlich inkompetenten Vertreter schickte, ist allen, außer der SPD, aufgefallen.“ DS-Pressesprecher Roland Busche ergänzt: „Die Politik besitzt die Planungshoheit für das Gelände und muss es endlich mal konsequent wahrnehmen. Privates Engagement hat Hochheide an den Rand des Verfalls gebracht, private Initiative dient auch beim ehemaligen Fromberger Haus nur dem Einzelinteresse.“