Duisburg-Hochheide. . Ein Projektentwickler lässt trotz aller Kritik einiger Bezirkspolitiker – sie fordern den Abriss – Pläne für die Sanierung eines Hochhauses in Hochheide vorstellen. Bauanträge sollen bis Ende Januar kommen.
Das öffentliche Statement des Sanierers von 320 Hochheider Hochhaus-Wohnungen dauerte kaum mehr als eine Minute: „Ende Januar reichen wir Unterlagen für das Bauantragsverfahren ein, im Frühsommer wollen wir mit der Sanierung des ,Weißen Riesen’ starten“, sagte Marc Sommer, Geschäftsführer der Firma „Rebuild-Ingenieursgesellschaft“ mit Sitz an der Duisburger Straße in Homberg.
Daran, dass dieser, vom Investor Altro Mondo beauftragte Mann und nicht der Investor selbst zu den Bezirksvertretern (BV) im Homberger Rathaus sprach, schieden sich rund um die Sitzung die Geister. Und nicht nur daran: Die geplante Sanierung des seit Jahren leerstehenden 20-Etagers (wir berichteten mehrfach) sorgt bei den Kommunalpolitikern für nahezu bizarre Reaktionen. CDU-Mann Klaus Radny fühlt sich von dem Auftritt Sommers veräppelt – er drückte es sogar noch griffiger aus. Ex-BV-Mitglied Roland Busche grölte vom Zuschauerraum herunter: „Wir sind Homberg – Degag raus“.
Weiße Riesen - vom Schandfleck zum Wohngebäude mit Concierge-Service
Zum Verständnis: Das Unternehmen Degag aus Hannover hatte den maroden Bau an der Friedrich-Ebert-Straße für 500.000 Euro gekauft. Altro Mondo heißt der von Degag beauftragte Investor, der wiederum Rebuild als ausführendes Unternehmen beauftragt hat.
Marc Sommer, er gibt als Referenzprojekt unter anderem die Sanierung des benachbarten „Roten Riesen“ an, ließ sich von der Front gegen die Pläne nicht irritieren. In nicht-öffentlicher Sitzung verteilte er bunte Broschüren, die das Sanierungsvorhaben beschreiben. Nach der Grundsanierung soll das Gebäude nur noch einen Zugang haben, an dem ein Concierge die Gäste und Bewohner empfängt. Barrierearme Wohnungen sollen entstehen mit neuen Zuschnitten. Von den bisher nur zwei existierenden Grundrissen (Größe: 64 und 89 Quadratmeter) möchte Sommer Wohnraum abtrennen, um daraus Appartements zu machen. 350 Wohnungen könnten dann, so der Plan, ab August 2015 auf den Markt kommen. Mögliche Mieter: so ziemlich jeder vom Studenten bis zur Familie mit Kindern.
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Zu den Kosten für den gewaltigen Umbau wurde rund um die Sitzung nichts bekannt, als ohnehin bereits als bekannt gilt. So müssten wohl allein für Brandschutzmaßnahmen mindestens fünf Millionen Euro investiert werden. Bis in dem Klotz wieder Menschen leben dürfen, ist ein Betrag deutlich im zweistelligen Millionenbereich fällig. Zum Vergleich: Der mit 180 Wohnungen nur halb so große „Rote Riese“ hatte einst elf Millionen Euro gekostet.
„Nur den Klempner geschickt“
Die Vorbehalte gegen Pläne aus Hannover sind groß im Bezirk. Es bestehe kein Bedarf für weitere Wohnungen, heißt es immer wieder. Die Menschen zögen in Scharen weg aus Hochheide, der marode Wohnklotz solle besser abgerissen werden. Und dass nicht der Investor selbst, sondern, wie es Klaus Radny ausdrückt, „lediglich der Klempner“ Auskunft im Bezirksrathaus gab, verstärkt bei vielen den negativen Eindruck von den Hannoveranern nur noch.
Die Zahl der Befürworter scheint in der Kommunalpolitik dagegen nach wie vor sehr überschaubar zu sein. „Die Sache steht und fällt doch damit, ob bis Ende Januar tatsächlich bei der Stadt neue Bauanträge von Altro Mondo eingehen“, fasst Bezirksamtsleiter Jürgen Scherhag zusammen. Bis dahin solle man doch erst einmal abwarten.