Duisburg-Rheinhausen. Der Hochemmericher Markt ist jetzt auch der schönste in Nordrhein-Westfalen. Der 1901 eingerichtete Wochenmarkt setzte sich bei Wettbewerb gegen starke Konkurrenz aus Essen, Düsseldorf und Köln durch. Der Frischekontor Duisburg bewarb sich mit Hochemmerich und mit dem Bauernmarkt in Duisburg-Mitte.

Strahlender Sonnenschein, angenehme Temperaturen - ein geradezu idealer Tag, um über den Hochemmericher Markt zu schlendern. Offenbar die Idee vieler Rheinhauser, denn Parkplätze sind rar an diesem Mittwoch, wie fast immer, wenn zwei Mal in der Woche (auch samstags) bunte Stände den großen Platz zwischen Atroper- und Duisburger Straße quasi bis auf den letzten Quadratzentimeter belegen. Gestern war ein besonderer Tag für den Markt: Er erhielt nämlich einen Preis. Zum ersten Mal hatte die Händlervereinigung „Gemeinsam Handeln e.V.“ im Frühjahr den Wettbewerb „Schönster Wochenmarkt in Nordrhein-Westfalen“ unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ausgeschrieben. Der Frischekontor Duisburg bewarb sich mit Hochemmerich als großem Markt und mit dem Bauernmarkt in Duisburg-Mitte als kleinem Markt. Mit Rheinhausen hatte der FrischeKontor die Nase vorn.

Und das aus gutem Grund: Der Hochemmericher Markt bedient im Grunde mehrere Wünsche. Hier kann der Kunde entspannt einkaufen, findet ein breites Warensortiment, hier kann der Kunde aber auch einfach nur „die Seele baumeln“ lassen, hier trifft er Bekannte zum Quatschen, kann im Coffee-Shop eine Pause einlegen. Ein Rundgang mit Rudi Lisken, Rheinhauser Urgestein, Politiker, selbst Händler und natürlich Sprecher der Marktleute. Er kennt wie kaum ein anderer den Markt - vielleicht sogar besser als seine Westentasche. „Auffallend ist, dass wir immer weniger Frischwaren wie Obst, Gemüse, Käse, Joghurt haben. Dafür aber mehr Textilien und Leder“, stellt er eine in jüngerer Zeit eingesetzte Entwicklung fest und hat auch gleich eine Begründung dafür parat: „Textilien sind nicht leicht verderblich. Lebensmittel muss der Händler entweder bis mittags verkauft haben oder sie entsprechend kühlen.“

Persönliche Bedienung

Dennoch findet der Kunde auf dem Hochemmericher Markt immer noch an Nahrungsmitteln, was sein Herz begehrt. Obst, Gemüse, Fleisch- und Backwaren und vieles mehr. Der Stand von Marlies Mühe ist mittags ziemlich „ausverkauft“, fast „leer gefegt“. Die Marktfrau gibt quasi Gas, bietet Sonderpreise an. Alles muss weg, sozusagen. Die Tüte mit vier Apfelsinen kostet nur noch einen Euro. „Wir verkaufen preiswert und gut. Ich kaufe allerdings nur so viel Mengen ein, dass die Ware mittags weg ist“, sagt sie.

Und wie etliche ihrer Kolleginnen und Kollegen sieht sie den Lebensmittelhandel im benachbarten Forum nicht als Konkurrenz an. Er schadet den Markthändlern nach eigener Aussage offenbar nicht. Dafür hat Josef Liethen aus Willich, der den Gemüsestand betreibt, während Sohn Michael Chef des Obststandes um die Ecke ist, eine plausible Erklärung: „Die Kunden schätzen die frische Ware. Sie möchten sie offen und nicht abgepackt sehen.“ Ein weiteres Plus: die persönliche Bedienung, wo so mancher Tipp gegeben oder ein kleiner Plausch gehalten wird. Und der Preis: Der aufmerksame Kunde wird feststellen, dass bei vergleichbarer Qualität auf dem Markt vieles günstiger zu bekommen ist als im Geschäft. Seit 40 Jahren ist Liethen Markthändler, möchte noch ein paar Jahre arbeiten, bereitet seinen Sohn Michael aber schon auf die Übernahme vor: „Ein Marktgeschäft geht nur mit der Familie. Man muss damit groß werden. Mein Sohn Michael ist schon als Kind mit auf die Märkte gefahren und hat verkauft. Die Woche hat 70 Stunden. Vorher einkaufen, ab 5.30 Uhr den Stand aufbauen, dann mittags abbauen.“ Der Tag ist für jene, die auch noch Erzeuger sind, dann nicht vorbei. Obst und Gemüse ernten sowie einlagern, und, und, und.

Textilien laufen gut

Recht neu in dem Geschäft ist Margarethe Kreft. Seit drei Jahren steht sie jeden Mittwoch und Samstag mit ihrem Damenmode-Stand in Hochemmerich und anderntags in Wanheim, hat es bis heute nicht bereut. Die Walsumerin arbeitete 17 Jahre als Altenpflegerin. Dann konnte sie nicht mehr: Halswirbelsäule kaputt. Eine Bekannte brachte sie auf die Idee, es doch mal mit einem Textilstand zu versuchen. Sie wagte es und hat in ihrem Mann Ludwig Unterstützung, der noch ein Dienstleistungsunternehmen führt, seiner Frau aber den Stand und die Ware zu den Märkten fährt. Die übrigen Textilstände seien zwar eine Konkurrenz, Margarethe Kreft ist trotzdem zuversichtlich: „Ich bin etwas teurer, habe aber auch eine hohe Qualität.“ Das Geschäft mit Textilien lohne sich auf jeden Fall. Gerade ältere Herrschaften hätten nicht die Möglichkeit, zu Geschäften zu fahren und nehmen deshalb das Angebot auf dem Markt gerne an. Ganz klar, dass sie inzwischen Stammkunden hat. Und eben die Stammkunden sichern das Geschäft aller Markthändler. Rudi Lisken: „Wenn mal ein Händler aus irgendeinem Grund nicht da ist, höre ich oft genug von seinen Kunden: ,Wo soll ich denn jetzt einkaufen?’“.