Duisburg-Homberg. . NRW-Innenminister Jäger regte an, bereits bei Sechsjährigen das Interesse für die Feuerwehr zu wecken. Der Jugendfeuerwehrwart der Freiwilligen Feuerwehr Homberg befürwortet diese Idee. Allerdings bezweifelt er das man genug Kinder und Betreuer dafür findet.
Das Ehrenamt in der Feuerwehr auf lange Sicht stärken zu wollen, versprach unlängst NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) den Löschzugführern von Freiwilligen Feuerwehren. Die Idee ist, das Interesse an der Arbeit von Feuerwehren am besten schon bei Jungen und Mädchen im Grundschulalter zu wecken. Dahinter steckt: Gerade bei Kindern ab sechs Jahren entscheide sich, ob sie in einen Sportverein oder in eine Musikschule gehen. Warum nicht auch zur Freiwilligen Feuerwehr.
Jugendfeuerwehrgruppe mit 23 jungen Leuten
Grundsätzlich findet der Jugendfeuerwehrwart der Freiwilligen Feuerwehr Homberg, Simon Pake, die Idee gut, kommentiert sie aber mit einem großen „Aber“. Der 26-Jährige leitet seit circa drei Jahren die Jugendfeuerwehrgruppe Homberg/Baerl, die mit 23 jungen Leuten zwischen zwölf und 17 Jahren (darunter zwei Mädchen) die größte Gruppe in der gesamten Stadt Duisburg ist.
Theoretisch wäre auch hier eine Kinderfeuerwehr möglich. Und praktisch? Simon Pake: „Jede Feuerwehr müsste gucken, ob sie das leisten kann. Eine Kinderfeuerwehr erfordert eine höhere Qualifikation in der Betreuung.“ Und diese müsste gerade bei Sechsjährigen pädagogisch wertvoll sein.
Der Jugendfeuerwehrwart stellt fest: „Die Ausbildung der Kinder muss spielerisch laufen. Man kann mit den Kleinen nicht rausfahren und Übungen machen wie mit Jugendlichen.“ Auch wünscht er sich, dass eine Kinderfeuerwehr auf die entsprechende gesetzliche Grundlage gestellt wird. So sehe das Feuerwehrschutz- und Hilfeleistungsgesetz momentan nur vor, das Jungen und Mädchen ab zehn Jahre in einer Jugendfeuerwehr aufgenommen werden können.
Übung der Jugendfeuerwehr
Schwierig, eine Kindergruppe zu gründen
Simon Pake sieht es momentan als schwierig an, eine Kindergruppe zu installieren: „Wenn wir zum Beispiel einen Grundschullehrer hätten, der eine feuerwehrtechnische Ausbildung hat, wäre eine solche Gruppe zu stemmen.“ Einen weiteren Grund, dass eine solche Kinderfeuerwehr nicht mal so eben aus der Taufe gehoben werden kann, sieht Simon Pake in der Ehrenamtlichkeit der Betreuung und den damit verbundenen Zeitfaktor.
So ist zum Beispiel bei der Freiwilligen Feuerwehr Homberg die Woche relativ durchgeplant: dienstags und donnerstags von 18.30 bis 21.30 Uhr normaler Löschzugdienst der Erwachsenen sowie mittwochs von 18 bis 20 Uhr Jugendfeuerwehr. „Bei Kindern müsste das Angebot nachmittags sein, vielleicht von 16 bis 18 Uhr. Man braucht jemanden, der dazu regelmäßig Zeit hat“, erklärt der Jugendfeuerwehrwart. Eine Konkurrenz der Sportvereine oder Musikschulen zur Feuerwehr sieht er allerdings nicht: „Ich kenne genug Jugendliche, die beides machen.“
Kräftig die Werbetrommel rührt die Jugendfeuerwehr Homberg/Baerl im Verbund mit der Freiwilligen Feuerwehr, um junge Leute zu gewinnen. Aktuell läuft eine Plakataktion. Simon Pake: „Ansonsten sind wir auf jeden Stadtteilfest präsent.“ So ist die Feuerwehr mit „Mann und Maus“ und vor allem Löschfahrzeug grundsätzlich bei den Veranstaltungen des Arbeitskreises Kinder und Jugend vertreten. Zum Beispiel das Glückauf-Hallen-Spielfest und „Hochheide rund ums Feuer“. Aber auch der „Tag der Vereine“ vergeht nicht ohne Feuerwehr. Hier können sich Jugendliche und Eltern unverbindlich informieren.
Mundpropaganda
„Manche kommen aber auch durch die Mundpropaganda unserer Jugendlichen zu uns. Sie erzählen von der Feuerwehr in der Schule“, weiß Simon Pake und stellt die Wichtigkeit der Jugendgruppe hervor: „Wer bis zum Ende der Jugendfeuerwehr bleibt, bleibt bei der Feuerwehr. 80 Prozent gehen in die Erwachsenen-Feuerwehr. Die Jugendfeuerwehr ist die wichtigste Nachwuchsquelle der Feuerwehren.“
So war es auch bei ihm. Schon als kleiner Junge interessierte er sich für die Feuerwehr, ging zunächst in Moers in die Jugendgruppe, dann nach dem Umzug der Familie in die Homberger Jugendfeuerwehr. Nach dem Wechsel in die Erwachsenen-Feuerwehr machte er den Jugendleiterschein und ist seit etwa drei Jahren „Chef“ der Gruppe.
Nach wie vor macht es dem jungen Mann Spaß zu sehen, wie die jungen Leute sich im Laufe der Jahre feuertechnisch entwickeln. Vor allem freut ihn, zwei Mädchen dabei zu haben. „Sie müssen zwar körperlich ein bisschen mehr tun als die Jungen. Alle sind aber motiviert und qualifiziert dabei“, lobt er. Zwischen den Geschlechtern macht die Feuerwehr mittlerweile keinen Unterschied mehr. Simon Pake: „Wir schicken unsere Leute ohne Ansehen der Person in den Einsatz. Ich gehe genauso gerne mit einer Frau ins Feuer wie mit einem Mann.“