Duisburg. Großübung der Duisburger Jugendfeuerwehr: In voller Montur ging es zum Rettungseinsatz in ein verqualmtes Schulgebäude in Neuenkamp. Jeder will zeigen, was er gelernt hat.
Samstagnachmittag, Großeinsatz in Neuenkamp. Die Feuerwehrleute öffnen die Türe zur völlig verqualmten Aula und sind sofort blind, in dem weißen Qualm scheinen die Taschenlampen keinen Meter. In der Hocke tasten sie sich an der Wand entlang, eine Axt dient als verlängerter Arm, mit dem sie sorgfältig das Rauminnere absuchen.
Tatsächlich: Unter einem umgestürzten Tisch liegt ein Verletzter. Ihre Herzen schlagen schneller, sie spüren das Adrenalin und befreien ihn, während zwei Kameraden eine Liege bringen. Zu viert fixieren sie das Opfer, tragen den Mann hinaus auf den Schulhof der ehemaligen Hauptschule an der Paul-Rücker-Straße. Kurz darauf steht der Verletzte auf und klatscht sich mit seinen vier Rettern ab, deren orange-blaue Uniformen sie als Mitglieder der Jugendfeuerwehr ausweisen. Der Einsatz ist nicht echt: Der Feuerwehrnachwuchs probte für den Ernstfall.
Nah an der Realität
150 Jugendliche sind dabei
Neun der insgesamt 13 Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehr Duisburg haben eine Jugendfeuerwehr, in der Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren aktiv sind.
Unter den rund 150 Mitgliedern sind Mädchen deutlich in der Unterzahl, sie zählen gerade einmal zwei Dutzend.
„Die Übung ist sehr nah an einem realen Einsatz, es ist eine richtige Stresssituation“, sagt Sven van Loenhout, der stellvertretende Stadtjugendfeuerwehrwart. Ein echtes Spektakel ist es allemal, über 120 Einsatzkräfte, davon 80 Jugendliche, sind mit 25 Feuerwehrwagen und Blaulicht – Löschfahrzeuge und Mannschaftstransporter – aus ganz Duisburg angerückt. Das gibt es nur einmal pro Jahr. Zügig, aber nicht hektisch, durchkämmen Zweiertrupps in voller Ausrüstung die vollständig mit Theaterrauch vernebelte Schule, der erste Vermisste, eine Puppe, ist bereits nach 17 Minuten in Sicherheit. Zeitgleich entrollen andere etliche meterlange Schläuche, verbinden die Hydranten mit den Pumpen der Löschfahrzeuge, damit in der Hauptschule auf jeder Etage Wasser vorhanden ist.
„Alle, die laufen können, rein ins Gebäude“, kommt die Anweisung vom 29-jährigen Unterbrandmeister Jens Heinrich, dem bei der Übung rund 30 Jungen und Mädchen unterstehen. „Ich bin schwer beeindruckt, wie die Kids anpacken.“ Für sie ist es der langerwartete Jahreshöhepunkt, denn bei echten Einsätzen sind keine Minderjährigen dabei. „Das ist ein Glücksgefühl, wenn wir mal eine Übung haben“, sagt der 16-jährige Philip Jesse aus Walsum.
"Man braucht viel Kraft"
Wie er möchte jeder in Neuenkamp zeigen, was er schon gelernt hat. Kein Jugendlicher schont sich, alle wollen sich und den anderen beweisen, dass sie für den Ernstfall gewappnet sind. „Es ist anstrengend und man braucht viel Kraft“, sagt die 14-jährige Lisa Theisejans.
Fehlen darf der Spaß natürlich auch nicht: Auf der Homberger Wache gibt’s zum Abschluss der Feuerwehrübung eine Feier – und die Jugendfeuerwehr feuert dafür den Grill an.