New York. Nachdem es bei Investoren zunächst wenig Interesse gab, wird nun der Verkauf der Duisburger Rockwood-Tochter Sachtleben konkreter. Erste Offerten seien für den Chemiekonzern vorgelegt worden, heißt es. Sachtleben ist einer der führenden Hersteller des Weißpigments Titandioxid.

Der US-Chemiekonzern Rockwood treibt Kreisen zufolge den geplanten Verkauf seiner Duisburger Tochter Sachtleben sowie weiterer Pigment-Geschäfte voran.

Internationale Finanzinvestoren, darunter Blackstone und Advent, hätten inzwischen Offerten vorgelegt, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen. Auch Apollo Global Management, Bain Capital, Golden Gate Capital sowie die Beteiligungsfirma Rhone Group nehmen demnach an der Auktion der Geschäftsteile teil. Der Verkaufsprozess sei inzwischen in der zweiten Runde, es gebe Treffen mit dem Management, hieß es in den Kreisen.

Sachtleben ist führender Hersteller von Titandioxid

Früheren Angaben von Insidern zufolge hatte Rockwood schon mehrere Anläufe zum Verkauf von Sachtleben unternommen, war aber dabei auf wenig Interesse gestoßen. Daher habe Rockwood die Sparte Performance Additives zusammen mit Sachtleben ins Schaufenster gestellt, um durch die Zusammenlegung der Geschäfte die Attraktivität für Investoren zu erhöhen.

Bis Jahresende wolle Rockwood die Bereiche abgespalten oder einen Käufer gefunden haben. Der Bereich Performance Additives produziert neben Farbzusatzstoffen Ton-Additive für die Baustoffbranche, die sich aktuell in den USA nach langer Rezession wieder erholt.

Sachtleben ist einer der führenden Hersteller des Weißpigments Titandioxid, das in Farben, Kunststoffen und Fasern, aber auch in Kosmetikprodukten wie Zahncreme und Sonnencreme zum Einsatz kommt. Das Geschäft ist allerdings stark zyklisch. Im vergangenen Jahr war der Markt kräftig unter Druck geraten.

Unter anderem in Nordamerika waren die Preise deutlich gefallen, auch aufgrund von Überkapazitäten. Zu den Rivalen von Sachtleben zählen die saudiarabische Gesellschaft Cristal Global sowie die US-Chemiekonzerne Dupont, Huntsman und Tronox. Auch Huntsman prüft momentan strategische Optionen für sein Titandioxid-Geschäft.

Hat Sachtleben Talsohle erreicht?

Kombiniert habe 2012 der operative Gewinn (Ebitda) der Rockwood-Geschäfte bei etwa 300 Millionen Dollar gelegen, sagten drei der Insider. Die Amerikaner könnten Verkaufserlöse zwischen 1,5 und 2,0 Milliarden Dollar erzielen. Etwa das fünf- bis siebenfache des erwarteten operativen Spartengewinns werde als realistisch eingeschätzt. Zwar sei das operative Ergebnis von Sachtleben 2012 geschrumpft, das Unternehmen sei aber der Auffassung, dass die Talsohle inzwischen erreicht worden sei, hieß es in den Kreisen.

Nicht alle teilten jedoch diese Einschätzung. Einer der Insider taxierte den operativen Gewinn der kombinierten Geschäfte im Zwölfmonatszeitraum bis Ende Juni auf rund 200 Millionen Dollar.

Sachtleben ist eine Chemiefirma mit langer Tradition - die Wurzeln reichen bis ins Jahr 1878 zurück. Das Unternehmen gehörte einst zur Frankfurter Metallgesellschaft. Im Jahr 2004 hatte die damalige mg technologies ihre Chemietochter Dynamit Nobel und damit auch Sachtleben an Rockwood verkauft. 2008 brachte Rockwood Sachtleben in ein Joint Venture mit der finnischen Chemiefirma Kemira ein, das aber vor kurzem wieder aufgelöst wurde.

Rockwood hatte 2004 von mg technologies auch die Chemiegesellschaft CeramTec übernommen. Auch sie steht inzwischen zum Verkauf. Kreisen zufolge prüft Rockwood aktuell Offerten der Finanzinvestoren Bain Capital, BC Partners und Cinven. Insider taxieren die Preisvorstellungen bei CeramTec auf etwa 1,4 Milliarden Euro. (rtr)