Frankfurt/Duisburg. . Sachtleben soll nun doch verkauft werden. Die Chemiekonzerne Rockwood aus den USA und Kemira aus Finnland starten wohl einen neuen Versuch. Eine Investmentbank prüfe bereits den Mark auf mögliche Interessenten für die Duisburger Firma.
Die Chemiekonzerne Rockwood aus den USA und Kemira aus Finnland nehmen Kreisen zufolge einen neuen Anlauf zum Verkauf ihres Gemeinschaftsunternehmens Sachtleben. Die Investmentbank Lazard bereite den Verkauf der Duisburger Firma vor und lote im Markt bereits mögliches Interesse aus, erfuhr Reuters von mehreren mit der Situation vertrauten Insidern. Offiziell sei Sachtleben noch nicht auf dem Markt.
Als mögliche Käufer kämen Beteiligungsgesellschaften wie CVC oder Bain Capital, aber auch strategische Investoren insbesondere aus Asien in Betracht. Im Januar hatte Rockwood auf einer Investoren-Veranstaltung in New York bereits angekündigt, in diesem Jahr allen strategischen Optionen für das Geschäft nachzugehen. Damit umschreiben Unternehmen gewöhnlich, dass sie die Weichen für einen Verkauf stellen. Rockwood hält 61 Prozent an dem Unternehmen, Kemira 39 Prozent.
Sachtleben übernahm weitere Titandioxid-Produktionsanlagen
Lazard wollte sich nicht äußern. Kemira war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Eine Rockwood-Sprecherin verwies auf die Aussagen des Managements vom Januar. Es sei daher vernünftig anzunehmen, dass sich Rockwood mit Beratern treffe, sagte sie. Dazu zähle Lazard.
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Sachtleben stellt unter anderem das Weißpigment Titandioxid her, das in Farben, Kunststoffen und Fasern, aber auch in Kosmetikprodukten wie Zahncreme und Sonnencreme zum Einsatz kommt. Sachtleben gehört zu den führenden Unternehmen in diesem Geschäft. Im vergangenen Jahr übernahm die Firma zudem noch Titandioxid-Produktionsanlagen der Crenox GmbH aus Krefeld.
Dadurch erhöhte Sachtleben seine Produktionskapazitäten auf rund 340.000 Tonnen des Pigments im Jahr. Im Jahr 2011 kam Sachtleben nach eigenen Angaben mit rund 2300 Beschäftigten auf einen Umsatz von 835 Millionen Euro. Zu den wichtigsten Rivalen im Titandioxid-Geschäft zählen die saudiarabische Gesellschaft Cristal Global sowie die US-Chemiekonzerne Dupont, Huntsman und Tronox.
Börsengang ins Auge gefasst
Den Kreisen zufolge war 2012 ein Verkauf an den unterschiedlichen Preisvorstellungen gescheitert. Dabei seien Bewertungen in Höhe des sieben bis achtfachen des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) als zu hoch eingestuft worden. "Die Preisvorstellungen dürften jetzt deutlich nach unten gehen", sagte ein Insider.
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Er könne sich vorstellen, dass Sachtleben für rund 875 Millionen Dollar oder das Fünffache des für 2013 erwarteten Ebitda den Besitzer wechsle. Im Augenblick seien möglicherweise aber auch Preise um das Fünffache des Ebitda noch zu hoch, sagte ein weiterer Insider. Im vergangenen Jahr hatte Rockwood auch einmal einen Börsengang ins Auge gefasst. Diese Option steht den Kreisen zufolge aber diesmal eher nicht auf der Agenda.
Starke Nachfrageschwankungen
Das Geschäft mit Titandioxid ist stark zyklisch. Der Markt war im vergangenen Jahr unter Druck geraten. In Nordamerika waren die Preise kräftig gefallen. Der US-Chemieriese Dupont hatte das zuletzt in seinen Geschäftszahlen zu spüren bekommen, die Gewinne im Schlussquartal 2012 sanken deutlich. Denn im Markt sind inzwischen wieder größere Kapazitäten verfügbar, nachdem im Zuge der Wirtschaftskrise 2009 die Titandioxid-Produktion heruntergefahren wurde.
Sachtleben ist ein Traditionsunternehmen mit langer Geschichte. Die Wurzeln reichen bis in das Jahr 1878 zurück. Einst gehörte Sachtleben zur Frankfurter Metallgesellschaft. Im Jahr 2004 hatte die damalige mg technologies ihre Chemietochter Dynamit Nobel und damit auch Sachtleben an den US-Chemiekonzern Rockwood verkauft. Im Jahr 2008 brachte Rockwood Sachtleben in ein Gemeinschaftsunternehmen mit Kemira ein. (rtr)