Der Krefelder Weißpigment-Hersteller mit 550 Mitarbeitern gehört ab Juli zum Homberger Werk.

Titandioxid hat Sachtleben groß gemacht. Mit diesem Weiß-Farbstoff ist das mit 1150 Mitarbeitern für die Branche vergleichsweise kleine Werk in Homberg-Essenberg einer der ganz großen Player. Einen der wenigen Konkurrenten gab es bislang quasi vor der Haustür: Im Chempark Krefeld-Uerdingen produziert die ehemalige Bayer-Tochter Crenox ebenfalls Titandioxid. Ab Juli wird das unter dem unternehmerischen Dach von Sachtleben passieren. Die rund 550 Mitarbeiter von Crenox werden übernommen.

Crenox musste 2009 Insolvenz anmelden, da die frühere Muttergesellschaft Tronox Inc (USA) pleite gegangen war. Gestern teilten die Sachtleben-Besitzer Rockwood Holdings, Inc. (USA) und Kemira Oyj (Finnland) mit, dass mit Insolvenzverwalter Eberhard Storck der Erwerb der Titandioxid-Produktionsanlagen sowie der Rohstoff- und Fertigproduktbestände in trockene Tücher gebracht wurde. Die Übernahme soll Mitte Juli abgeschlossen sein, vorbehaltlich der Zustimmung der Kartellbehörden und weiterer Vertragsbedingungen. Über den Kaufpreis haben die Parteien Stillschweigen vereinbart.

Trotz Insolvenz wurde das Uerdinger Unternehmen unter Storcks Regie nicht zerschlagen. Dank steigender Nachfrage wurden sogar neue Mitarbeiter eingestellt, Entlassungen gab es keine. Fast durchweg waren die Auftragsbücher voll, sodass sogar in Produktion und Entwicklung investiert werden konnte. Schließlich hatte Stock 2010 auch den Namen des Unternehmens von Tronox in Crenox geändert.

Vern Sumner, Sachtleben
Vern Sumner, Sachtleben

Durch die Übernahme erhält Sachtleben über 100 000 Tonnen zusätzliche Produktionskapazität für Titandioxid und erhöht so seine Gesamtkapazität auf rund 340 000 Tonnen. So baut Sachtleben seine nach eigenen Angaben „weltweit führende Position von hochwertigem Titandioxid“ weiter aus.

Neben dem ehemaligen Kemira-Werk im finnischen Pori, wo - wie in Krefeld - 550 Mitarbeiter beschäftigt sind, wird Uerdingen die zweite Sachtleben-Niederlassung außerhalb Duisburgs, die erste im Inland.

Rockwood-Chef Seifi Ghasemi erklärte: „Wir haben bereits seit fünf Jahren versucht, diesen Standort zu erwerben, weil wir der Meinung waren, dass diese Anlage eine perfekte Ergänzung für unsere TiO2 Aktivitäten ist. Diese Anlage mit einer Jahreskapazität von über 100 000 Tonnen wird uns in die Lage versetzen, unsere Produktion zwischen drei Standorten optimal auszusteuern. Außerdem schaffen wir zusätzliche Wachstumsmöglichkeiten und verbessern unsere Liefersicherheit.“

Sachtleben-CEO Vern Sumner ergänzt: „2010 und 2011 waren wir in Titandioxidprodukten größtenteils komplett ausverkauft. Der Verkauf war durch unsere Produktionskapazitäten limitiert. Diese Übernahme ermöglicht uns eine finanziell attraktive Erweiterung unserer Kapazitäten, um die wachsende Nachfrage aus allen Marktsegmenten bedienen zu können. Die Technologie, die Produkte, die Kundenbasis und die Mitarbeiter von Crenox sind die ideale Ergänzung zu unserem bisherigen Portfolio.“

An allen drei Sachtleben-Standorten, Homberg, Pori und demnächst Uerdingen, wird das sogenannte Sulfatverfahren genutzt (in Duisburg außerdem das Chloridverfahren). Dieses flexible Verfahren erlaubt die Herstellung von Anatas- und Rutilkristallformen für Nischenmarktanwendungen wie etwa für Kunstfasern und Kosmetik, aber auch für Farben, Lacke und Kunststoff.

Mit der zusätzlichen Kapazität sieht sich Sachtleben in der Lage, steigende Nachfrage zu bedienen und „Chancen im wachsenden Weltmarkt für Titandioxid noch umfassender zu nutzen“. Synergiepotenziale sollen sich aber laut Konzernsprecher Axel Markens nicht im Personalbereich befinden: „Wir haben diese Produktionsanlagen und die 550 Mitarbeiter übernommen, weil wir die brauchen. Beide Standorte werden, wie gehabt, weiterproduzieren. Synergien werden wir zum Beispiel beim Einkauf und der Logistik suchen und finden.“

Das Unternehmen

Die Sachtleben GmbH ist nach eigener Angabe weltweit führend bei der Herstellung von Weißpigmentspezialitäten und Additiven auf der Basis von Titandioxid und Zink-Barium. Im Jahr 2011 erwirtschaftete Sachtleben Umsatzerlöse von 670 Millionen Euro. Die Gesellschaft hat ihren Sitz in Duisburg, Deutschland, die Produktionsstandorte sind Duisburg sowie Pori, Finnland. Sie beschäftigt rund 1.700 Mitarbeiter. Der Schwerpunkt liegt auf Nischensegmenten innerhalb der weltweiten Faser-, Beschichtungs-, Kunst-stoff-, Druckfarben-, Pharma- und Lebensmittelmärkte. Sachtleben ist ein Unternehmen der Rockwood Holdings, Inc., Princeton, New Jersey, USA und der Kemira Oyj, Helsinki, Finnland.