Duisburg. Albert-Einstein-Gymnasium goes Science: Drei Schüler des AEG wollen herausfinden, wie sich Naturstoffe auf den menschlichen Blutzuckerspiegel auswirken - das Mülheimer Max-Planck-Institut unterstützt die Jungforscher dabei. Die Gymnasiasten untersuchen teils im Selbstversuch Süßungsarten wie Stevia.

Süßes aus Zimt, aus der Pflanze Stevia Rabaudiana oder doch besser eine Ladung Insulin aus der Nadel? Wie sich Naturstoffe senkend auf den menschlichen Blutzuckerspiegel auswirken, untersuchten drei Schüler des Rumelner Albert-Einstein-Gymnasiums.

Die beiden 18-jährigen Sebastian Rubach und Jan Philipp Fischell sowie Florian Lanz (17) benutzten dafür die Möglichkeiten des neuen MINT-Raumes (MINT = Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) ihrer Schule mit großformatigem 3D-Monitor, nahmen dankbar die praktische Unterstützung des Mülheimer Max-Planck-Instituts an - und arbeiteten mit einer Diabetikergruppe des Rumelner TV zusammen. Geschätzte Projektdauer: rund 200 Arbeitsstunden für die Schüler.

Zimt und Cola

Initiator des über einjährigen Forschungsprojekts ist Jan-Philipp: „Ich bin seit dem zehnten Lebensjahr Diabetiker Typ 1. Deshalb interessiert mich die Thematik.“ Er testete zunächst im Selbstversuch die Wirkung des Zimtgewürzes auf den Blutzucker: „Ich habe 100 Milliliter Cola mit zwei Gramm Zimt getrunken und dann den Blutzucker alle fünf Minuten gemessen. Das Ergebnis war gleichbleibend 85.“

Ohne Zimt sei der Blutzucker bei gleicher Cola-Zufuhr und gleicher Zeit von 90 auf 180 gestiegen, habe er der PC-Grafik entnehmen können. Nebenwirkungen: „Zimt hat auf die Dauer einen scharfen Geschmack und ergibt ein Würgegefühl im Hals.“ Außerdem könne das Cumarin im Gewürz langfristig Gelbsucht erzeugen, die zu Leberschäden führen. Jan-Philipp: „Mehr als 0,1 Gramm täglich pro Kilogramm Körpergewicht sollte man von dem Stoff nach ärztlicher Empfehlung nicht zu sich nehmen.“

Weniger Blutzucker durch Stevia

Ein besseres Gesamtergebnis zur Verringerung des Blutzuckers im Körper lässt sich nach praktischen Versuchen mit dem Süßstoff-Auszug der Pflanze Stevia Rabaudiana (mit dem seit 2010 in der EU als Lebensmittelzusatzstoff zugelassenen Steviosid) erzielen.

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Der für die biologischen Einzelheiten des Projekts zuständige Florian Lanz: „Wir haben uns getrocknete Blätter zuschicken lassen und den Stoff mit dem Mörser zerkleinert.“ Das Max-Planck-Institut erlaubte dem Forschertrio, seine Geräte zu benutzen. „Dort durften wir mit Hilfe des Soxhlet-Extraktor den Süßstoff aus dem Blattextrakt herauspressen.“ Der Extraktor ist ein Gerät zur Entziehung löslicher Inhaltsstoffe aus Feststoffen, benennt nach seinem Erfinder Franz von Soxhlet, 1848–1926.

Sport senkt Blutzuckerspiegel 

Die positive Wirkung sportlicher Betätigung bei Diabetikern erfuhren die drei Jungforscher beim Besuch einer Selbsthilfegruppe im Rumelner TV. Sebastian Rubach: „Sportliche Spiele mit Reifen und Ringen fördern auch bei älteren Leuten nachweislich einen geringeren Blutzuckerspiegel, wie gemessene Werte ergaben.“ Allerdings müsse immer die Gefahr der Unterzuckerung beachtet werden, die bei zu großer Anstrengung eintreten könne.

Wie sich körperliche Betätigung auf den eigenen Blutzuckergehalt eines Diabetikers und eines Gesunden auswirkt, erprobten Rubach und Fischel persönlich: „Wir sind zwei Stunden lang auf Rollschuhen gefahren und haben davor und danach gemessen.“ Der Normalstand sei beim gesunden Läufer stabil geblieben. Diabetiker Jan Philipp habe vor Beginn eine Broteinheit zu sich genommen. Durch die Anstrengung sei der Blutzucker aber auf die Grundlage von rund 80 Punkten zurückgegangen.

Dank an Pädagogen und Leitung

Besonders dankbar sind die drei über die Unterstützung und Förderung durch die Fachlehrerin Dr. Beate Schulte, Schulleiter Karl-Heinz Weber und Stellvertreter Josef Brüggemann für deren wertvolle Anregungen und Motivation.