Karl-Heinz Dederichs ist keiner, der sich so leicht den Schneid abkaufen lässt. In einem Rollstuhl wird er ins Zimmer gefahren, „im Moment kann ich ja schlecht laufen“, sagt er leichthin. Kein Spur von Bitterkeit, obwohl der Mann in den 35 Jahren seiner Diabetes-Erkrankung bereits zwei Zehen verlor. Ein Splitter im Fuß, der sich entzündete. Ein gebrochener Zeh, an dem sich die Knochenhaut entzündete. „Das tückische am diabetischen Fuß ist, dass die Patienten keine Schmerzen spüren“, sagt Dr. Anna Trocha, stellvertretende Leiterin des Diabeteszentrums am Elisabeth-Krankenhaus, das einem von landesweit fünf „Fußnetzen“ angehört, gegründet mit dem Ziel, Patienten ganzheitlich zu unterstützen und Amputationen zu vermeiden.

Dederichs sah, dass die Zeichen nicht günstig standen: „Wir sind im Urlaub gewandert“, sagt er. Natürlich habe er aufgrund seiner Vorgeschichte auf gutes Schuhwerk geachtet. Und natürlich sei ihm bei einem Marsch über zwei Kilometer bergab bewusst gewesen, dass er mit den Zehen vorn im Schuh anstieß, sich Blasen bilden könnten. „Aber was sollte ich machen? Ich konnte ja schlecht oben auf dem Berg bleiben.“ Unten angekommen, verspürte er keinen Schmerz. „Aber es waren Druckstellen zu sehen“, so Lebensgefährtin Renate Köglmeier.

Eine entzündete Wunde reichte

So gut es ging verband der 66-Jährige seinen Fuß, schonte ihn. Dennoch ging die Blase auf, die Wunde entzündete sich. „Da hat man mir ein Antibiotikum verschrieben und regelmäßig Salbenumschläge gemacht.“ Ob er Rat in einem spezialisierten Fuß-Netzwerk gesucht habe? „Eher zufällig, denn meine Lebensgefährtin wohnt hier in Essen. Bei uns in Aachen gibt es so etwas nicht“, sagt Dederichs.

Doch als der berentete Bergmann schließlich ins Elisabeth-Krankenhaus kam, war die Entzündung schon weit fortgeschritten, der Knochen angegriffen. In zwei Operationen entfernten die Essener Ärzte Teile vom Knochen, „aber immerhin konnte der Fuß gerettet werden“, sagt Dederichs, „das war gar nicht selbstverständlich.“ Seit 35 Jahren lebt er mit der Krankheit, seit 17 Jahren spritzt er Insulin.

Doch trotz der langen Krankengeschichte, den Fachärzten für Diabetologie im heimischen Aachen, bei denen er sich gut betreut fühlt, „ein Netzwerk wie das in Essen ist gerade bei Komplikationen sinnvoll.“ Unterstützt werden Patienten in ihrem Selbstmanagement mit der Erkrankung, darüber hinaus sind die ambulante und klinische Versorgung sichergestellt. Gepflegt werden zudem Austausch und Zusammenarbeit mit allen Essener Kliniken und niedergelassenen Ärzten, um Patienten bei Komplikationen gezielt zu unterstützen.

Diabetes-Tag in der Philharmonie

Zum 26. Essener Diabetiker-Tag lädt das Elisabeth-Krankenhaus am Samstag, 12. Januar, in der Zeit von 14 bis 17 Uhr Betroffene und Angehörige in die Philharmonie Essen, Huyssenallee 53, ein.

Neben einem Erfahrungspfad (14 bis 15 Uhr) mit mediterran-pflanzlicher Kost, einem Übungsprogramm für sicheres Stehen und Gehen, Blutdruckmessung und Fußuntersuchungen, gibt es ein Vortragsprogramm für Typ-2-Diabetiker: „Adipositas und Psyche“ (15.05 bis 15.30 Uhr); „Adipositas und Bewegung“ (15.30 bis 15.55); „Bariatrische OP - kann man den Diabetes wegoperieren?“ (15.55 bis 16.20 Uhr); „Grenzen der chirurgischen Therapie“ (16.20 bis 16.30 Uhr); „Pro und kontra - Diskussion über Adipositastherapie und Adipositasvermeidung“ (16.30 bis 17 Uhr).

Möglichkeiten zur Gewichtsreduktion

Da es gerade bei extremem Übergewicht neben Erkrankungen wie Bluthochdruck und Gelenkschädigungen zur Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 2 kommen kann, werden die Referenten sich in ihren Beiträgen den Ursachen und Auswirkungen von Übergewicht widmen und Möglichkeiten zur Gewichtsreduktionen aufzeigen.

Der Besuch der Veranstaltung ist kostenfrei.