Gelsenkirchen. . Als eine von zwölf deutschen Kliniken verwendet das Marienhospital das „Endobarrier“. Der 60 Zentimeter lange Schlauch wird in den Darm eingesetzt und senkt Blutzuckerspiegel und Gewicht

Endobarrier nennt sich das Gerät, das in der Diabetes-Behandlung eine neue Therapie-Option bietet. Es sieht aus, als hätte jemand einen schmalen Müllbeutel an das Drahtgeflecht eines Sektkorkens gebunden. Im Dünndarm eingesetzt, bewirkt dieser 60 Zentimeter lange Schlauch durch die Produktion von Darmhormonen zum einen einen sinkenden Blutzuckerspiegel und zum anderen eine Gewichtsabnahme von durchschnittlich 20 Prozent. Seit Oktober 2012 kommt es im Ückendorfer Marienhospital zum Einsatz.

Produkt aus den USA

„Wer ein Diabetes-Patient Typ 2 mit einem Body-Maß-Index von mindestens 30 ist, kommt für ein Implantat in Frage“, erklärt Prof. Dr. Wilhelm Nolte, Chefarzt Innere Medizin und Gastroenterologie. Das aus den USA stammende Endobarrier werde ausschließlich bei zuckerkranken Menschen eingesetzt, könne aber prinzipiell auch bei dicken Menschen ohne Diabetes-Erkrankung Ergebnisse in Form von Gewichtsreduzierung erzielen. „Ich habe gehört, Schönheitskliniken in den USA reißen sich um den Schlauch, aber der Hersteller liefert an solche Einrichtungen wohl nicht aus“, sagt Oberarzt Dr. Frank Dederichs. Das Marienhospital ist eins von zwölf deutschen Krankenhäusern, die das Endobarrier einsetzen.

Ende Oktober 2012 implantierten Dederichs und Oberarzt Dr. Sebastian Knüdeler zwei ihrer Patienten so einen Schlauch – hauchdünn und sehr flexibel. Er wird in einem endoskopischen Verfahren ohne Bauchschnitt – dennoch aktuell unter Vollnarkose – in den ersten Teil des Dünndarms eingesetzt. Hier bildet er entlang der Darmwand eine Barriere zur aufgenommenen Nahrung, so dass eine Verdauung in diesem Teil des Magens nicht möglich ist. So wird die Magenbypass-Operation, die aus der Adipositas-Chirurgie bekannt ist, nachgeahmt.

Sinkender Blutzuckerspiegel

In der Folge kommt es durch Darmhormone zu sinkenden Blutzuckerspiegeln und zu einem früher einsetzenden Sättigungsgefühl. Die verzögerte Aufnahme der Nahrung aus dem Darm und die Wirkung der Darmhormone bewirken eine langfristige Verbesserung der Blutzuckerwerte und eine Gewichtsabnahme von durchschnittlich 20 Prozent.

Einer der Patienten wog anfangs 121 Kilogramm, heute nur noch 101 Kilogramm. Und benötigte er vor dem Einsetzten des Endobarriers noch 170 Insulin-Einheiten pro Tag, sind es heute nur noch 26. Nach einem Jahr muss der Schlauch entfernt werden, kann aber im Bedarfsfall nach einigen Monaten erneut eingesetzt werden. Eine Ernährungsumstellung und Diabetes-Therapie machen die Sache rund.