Duisburg-Rheinhausen. Die Nachricht über das Aus für den Buchladen an der Friedrich-Alfred-Straße sorgt für Frustration im Stadtteil. Was Kunden an dem Laden schätzen.
Trauer, Empörung, Unverständnis: Die Nachricht über das Aus für die Bücherinsel an der Friedrich-Alfred-Straße in Rheinhausen hat viele im Stadtteil überrascht. Wie berichtet, hat das Unternehmen Thalia, zu dem die Mayersche Bücherinsel gehört, die Schließung des Geschäfts bestätigt – und den Schritt mit der „wirtschaftlichen Situation“ begründet. Am 21. April öffnet der Laden letztmalig seine Tür.
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„Ich bin total geschockt, dass das schöne Geschäftchen dann nicht mehr da ist“, sagt Elisabeth Schmitz auf Nachfrage der Redaktion. Die Vorsitzende des Rheinhauser Werberings hat die Ankündigung von Thalia überrascht. Warum es dazu gekommen ist, kann sie nicht nachvollziehen. „Wenn ich da war, war das Geschäft immer voll“, berichtet sie. „Das ist ein sehr großer Verlust für Rheinhausen.“ Schmitz lobt die Freundlichkeit des Teams vor Ort in höchsten Tönen. Sie bedauert es, dass Rheinhausen nun seine letzte Buchhandlung verliert. „Wir müssen dann jetzt nach Moers oder in die Duisburger Innenstadt.“
Mayersche Bücherinsel in Rheinhausen schließt: Eine „Oase der guten Beratung“
Die Rheinhauserin Christiane de Jong hat auf einen Aprilscherz gehofft, als sie von der Nachricht erfuhr. „Offenbar ist es aber die traurige Wahrheit“, schreibt sie an die Redaktion. Dass sich der Betrieb in Rheinhausen nicht lohnen würde, könne nicht am Engagement und der Motivation der Mitarbeiterinnen liegen – „und die einzige Kundin im Geschäft war ich auch selten.“ Für de Jong war die Bücherinsel stets eine „Oase der Ruhe und der guten Beratung“.
„Wie oft wurden mir Bücher empfohlen, die ich sonst nie gekauft hätte“, schwärmt sie. Sehr oft hätten die Mitarbeiterinnen der Bücherinsel zudem Bücher unverbindlich zurückgelegt, weil sie dachten, sie könnten der Rheinhauserin gefallen. „Meist gefiel es mir dann auch und ich war sehr dankbar für den Rat. Es bleibt jetzt zu hoffen, dass man für die Mitarbeiterinnen gute Lösungen findet und sie nicht im Regen stehen lässt.“
Auch für den Stadtteil sieht de Jong mit dem Wegfall der Buchhandlung einen großen Verlust und einen weiteren „Schritt Richtung Trostlosigkeit“. Den Hinweis von Thalia, dass das Unternehmen im Edeka-Markt eine große Auswahl an Büchern im Sortiment hat und so eine Alternative zur Bücherinsel biete, sieht sie äußerst kritisch. „Bei Edeka Bücher zu kaufen, liegt weit außerhalb meiner Vorstellungskraft.“
Rheinhausens Bezirksbürgermeisterin: Es geht ein Stück Geschichte verloren
Die Rheinhauserin wundert sich, dass eine Kette wie Thalia nicht auf „eine Art Mischkalkulation“ bei ihren Filialen setzt: „Die einen machen mehr, die anderen weniger Umsatz. Ich meine, was wird die Miete in der Gegend von Rheinhausen kosten? Doch wohl nicht die Welt. Und was verdient so eine Buchhändlerin? Doch wohl auch nicht die Welt.“ Dass sich der Laden nicht rechnet, kann de Jong sich kaum vorstellen.
„Schockiert, traurig und frustriert“ ist auch Rheinhausens Bezirksbürgermeisterin Elisabeth Liß. Es sei bedauerlich, dass wieder ein Geschäft schließt, welches „eine lange Tradition in Rheinhausen hat und auch beliebt ist.“ Die Bezirksbürgermeisterin ist in den vergangenen Tagen mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch gekommen. Der Tenor ist immer gleich: „Sie finden das alle genau so traurig.“ Liß mutmaßt, dass die Entscheidung auch mit dem zunehmenden Onlinehandel zusammenhängt. „Dabei ist es doch viel schöner, in so einen Laden reinzugehen, sich die Bücher anzuschauen und in die Hand zu nehmen.“ Mit dem Aus für die Bücherinsel gehe ein Stück Rheinhauser Geschichte verloren – „ich kenne den Laden schon so lange. Ich bin da schon mit meinen Kindern einkaufen gegangen, jetzt mit den Enkelkindern.“
Bücherinsel in Duisburg: Buchhandlung hat große Bedeutung im Stadtteil
Die Rheinhauserin Elisabeth Buhrmann, die vor zweieinhalb Jahren von Neudorf auf die linke Rheinseite gezogen ist, hat die Bücherinsel direkt für sich entdeckt. „Ich war sehr froh darüber, dass es in meinem neuen Stadtteil auch eine Buchhandlung gibt, da ich grundsätzlich Bücher nicht über das Internet bestelle“, berichtet sie. „Ich habe in diesen zweieinhalb Jahren viele Bücher dort bestellt und dann auf dem Weg von der Arbeit nach Hause abgeholt.“ Eine Buchhandlung im Stadtteil habe laut Buhrmann für viele Menschen eine große Bedeutung. Darunter vor allem Berufstätige, Eltern mit kleinen Kindern, Menschen mit Einschränkungen und ältere Menschen.
Auch in Buhrmanns Bekanntenkreis fielen die Reaktionen auf die Schließung ähnlich aus, berichtet sie. Viele zeigten sich „geschockt“, sind „wütend und traurig“ über die Entscheidung. Die Bücherinsel sei eine Institution in Rheinhausen, die vor allem durch das Personal und die „wunderschöne Atmosphäre“ hervorsteche. „Wenn die Bücherinsel wirklich schließen sollte, wird vielen Menschen etwas Entscheidendes in diesem Stadtteil fehlen.“