Duisburg. Die Duisburger Citymanager sollen sich nicht mehr nur um die Innenstadt kümmern, sondern auch um die Stadtteile. Was das Konzept genau vorsieht.
Das Duisburger Citymanagement soll Verstärkung bekommen – und sich künftig nicht nur um die (Wieder-)Belebung der Duisburger Innen- und Altstadt kümmern, sondern auch die Nebenzentren in den Bezirken in den Blick nehmen. Dazu sollen der städtischen Wirtschaftsförderung „Duisburg Business und Innovation“ (DBI) für die Jahre 2023 und 2024 drei weitere Stellen bewilligt werden. Die ersten Rückmeldungen, etwa aus der Bezirksvertretung Homberg/Ruhrort/Baerl, fallen positiv aus. Und auch die Werbegemeinschaften in den Stadtteilen würden sich über Unterstützung freuen.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Münchener Straße in Duisburg-Buchholz „hat Qualitäten“
„Schön, dass sich jetzt etwas tun soll. Damit hätte man schon vor mindestens fünf Jahren anfangen sollen“, kommentiert Gabi Scheibe die Pläne. Die Inhaberin von „Was ihr wollt“ versorgt die Duisburger seit Jahrzehnten an der Münchener Straße in Buchholz mit Lesestoff und hat sich auch im Werbering engagiert, der jetzt allerdings ruht. „Die Münchener Straße hat Qualitäten, wir haben wenig Leerstand, aber es hat an der einen oder anderen Stelle ein Generationenwechsel stattgefunden und ein Mediator, der uns miteinander ins Gespräch bringt, würde uns guttun“, sagt sie. Aktivitäten wie verkaufsoffene Sonntage können derzeit nicht stattfinden, weil diese der Werbering beantragen muss – und es finden sich einfach zu wenige Händler, die sich dort nach Feierabend einbringen wollen oder können.
Auch interessant
Elisabeth Schmitz, seit 2019 Vorsitzende des Werberings Rheinhausen, formuliert hingegen andere Wünsche: „Es müsste dringend in die Sanierung der Straßen investiert werden. Nicht wenige Kunden sagen, dass sie sonst mit ihren Autos nicht mehr durch den Stadtteil fahren wollen.“ Außerdem sollte es in der Einkaufsstraße für alle, die bummeln gehen wollen, eine öffentliche Toilette geben. „Wir Geschäftsleute werden oft angesprochen und gefragt, ob wir die Kunden aufs Klo gehen lassen.“
Neue Citymanager müssten vor Ort „Basisarbeit“ leisten
„Die neuen Kollegen müssten erst einmal Basisarbeit leisten und vor Ort in Erfahrung bringen, vor welchen Herausforderungen die Stadtteile stehen. Der Funktionsverlust und Strukturwandel hört ja nicht in der Innenstadt auf, sondern setzt sich in den Nebenzentren fort“, weiß Jan Tiemann, „Hub-Manager“ für den Bereich Citymanagement und Quartiersentwicklung bei der DBI. Mögliche Themen seien etwa die sinkenden Umsätze der Einzelhändler durch Online-Shopping. Zudem eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität in den Stadtteilen und die Bekämpfung des Leerstandes. „Dies macht einen ganzheitlichen Ansatz über die Innenstadt hinaus in allen wesentlichen Duisburger Stadtteilen mit zum Beispiel kreativen Lösungen für Nachnutzungen von Ladenlokalen der Unterstützung des lokalen Einzelhandels sowie der Aktivierung aller relevanten Akteursgruppen erforderlich“, heißt es entsprechend in dem Konzept, über das die Duisburger Politik derzeit beraten soll.
„Bislang existiert in Duisburg keine übergreifende Beratungsstruktur mit dem Ziel der Förderung des Handels und der Quartiersentwicklung in den Bezirken. Jedoch ist eine intensive und individuelle Beratung essenziell. Die Kollegen sollen vor Ort präsent sein und Unterstützungsangebote machen“, schwebt Tiemann vor. Quartalsweise könnte es beispielsweise Informationsveranstaltungen geben. Regelmäßig sollen zudem Einzelhändlern, Gastronomen oder Immobilienbesitzer an einen Tisch gebracht werden. Auch das Ordnungsamt, die Polizei und andere Akteure aus dem Stadtteil könnten mit einbezogen werden.
Neues Konzept würde 300.000 Euro pro Jahr kosten – Laufzeit vorerst bis Ende 2024
300.000 Euro sollen der DBI jährlich für die Ausweitung des Citymanagements zur Verfügung gestellt werden. Die SPD hat schon Zustimmung signalisiert, wenn das Thema im März im Rat auf der Tagesordnung steht. Sebastian Haak, wirtschaftspolitischer Sprecher der Sozialdemokraten, argumentiert: „Duisburg ist unglaublich vielseitig – auch wirtschaftlich. Die Problemlagen und die Lösungsansätze unterscheiden sich im Stadtgebiet. Was im Westen hilft, das muss im Süden nicht zwangsläufig zum Erfolg führen. Deswegen braucht es passgenaue Förderungen vor Ort.“
Auch interessant
Auch CDU-Politiker Joachim Schneider, der sich in der Stadtteilinitiative Wanheimerort engagiert, befürwortet den Vorstoß. „Wir haben schon länger gefordert, dass sich die DBI auch um die Nebenzentren kümmern soll.“ Zwar gebe es auf der Fischerstraße noch einen funktionierenden Branchenmix. „Es gibt Banken, eine Post, aber es müsste dringend etwas an dem Marktplatz gemacht werden“, so Schneider. Der sei seit Jahrzehnten nicht saniert worden und verwandele sich bei schlechtem Wetter „in eine kleine Sechs-Seen-Platte“. Er möchte bald einen Termin mit den anderen Bezirkspolitikern und den Wirtschaftsförderern organisieren.
Am kommenden Donnerstag steht das Konzept auf weiteren Tagesordnungen in den Bezirksvertretungen. Im März soll der Rat entscheiden. Danach könnten die neuen Stellen ausgeschrieben werden.