Duisburg-Rheinhausen. Im Kom’ma-Theater in Rheinhausen startet eine Lesungsreihe für Erwachsene. Wie die Macher den Rahmen einer herkömmlichen Lesung sprengen wollen.

„Ohne Punkt und Komma“ würde wohl ein heilloses Durcheinander in der deutschen Rechtschreibung herrschen und großes Chaos in so manch einem Buch. Dennoch haben die Macher des Rheinhauser Kom’ma-Theaters ihre neue Lesungsreihe für Erwachsene ebenso benannt. „Wir wollen den Rahmen einer herkömmlichen Lesung sprengen und nicht nur steril aus einem Buch vorlesen“, sagt Schauspielerin Renate Frisch. „Vielmehr wollen wir den Zuhörern ein multimediales Ereignis bieten beim Vortrag und peppen die Lesung mit Soundeffekten, Musik oder Filmsequenzen und Schauspielszenen auf“, erklärt die Theatermacherin.

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„Außerdem wagen wir uns an Bücher oder Themen heran, die nicht unbedingt leichte Kost sind“, ergänzt Regisseur René Linke. Angefangen hat die Reihe bereits im letzten Jahr mit James Joyce’s „Finnegan’s Wake“, das von einem Moerser Schlosstheater-Schauspieler mit live eingespielten Soundschnipseln vorgetragen wurde. Ein anderes Event war die gesamtheitlich erfahrbare Lesung zum Thema „Kunst und Rausch“. „Da gab es neben Texten von Künstlern wie Harry Rowohlt, die in Verbindung mit Rauscherlebnissen beim Schaffensprozess gebracht werden, leckere alkoholische Cocktails an der Bar. Jeder Besucher bekam aber am Ausgang eine Adresse von einer Selbsthilfegruppe in die Hand gedrückt“, erinnert sich René Linke mit einem Lächeln.

Szenische Lesung „Gerron“ am 25. März in Duisburg-Rheinhausen

„Ohne Punkt und Komma“ geht es am kommenden Samstag, 25. März, im Café des Kom’ma-Theaters ab 20 Uhr weiter mit der szenischen Lesung „Gerron“. Uwe Frisch-Niewöhner wird aus dem Roman von Charles Lewinsky über den jüdischen Schauspieler und Regisseur Kurt Gerron lesen, der durch Auftritte in der „Dreigroschenoper“ oder im „Blauen Engel“ Bekanntheit erlangte, bevor er ins Konzentrationslager Theresienstadt von den Nazis gebracht wurde. „Dort sollte er dann einen Propaganda-Film für die Nationalsozialisten machen, wie human doch alles in diesem Ghetto sei“, weiß die Schauspielerin Kaja Hansen, die die Lesung schauspielerisch gestalten wird, indem sie in verschiedene Rollen des autofiktionalen Romans schlüpft. „Beim Lesen des Buches habe ich erstmal gemerkt, auf welch dünnem Grat sich öffentliche Personen unter der Nazi-Knute befanden, wenn sie Juden waren“, sagt Kaja Hansen.

„Als Überraschung gibt es ein ganz besonderes Schmankerl in Verbindung zur Person Kurt Gerron“, verspricht Renate Frisch und spielt auf seine Rolle in Kurt Weills „Dreigroschenoper“ an. Jede Lesung soll schließlich ein Erlebnis für alle Sinne werden.

Weitere Termine der Lesereihe „Ohne Punkt und Komma“: am 29. April steht die Lesung unter dem Motto „Mensch gegen Erde“, das Thema Femizid wird fokussiert bei der Lesung zu Georg Büchners „Woyzeck“ am 3. Juni.