Duisburg. Zum 25. Mal wurde beim Theaterfestival Kaas & Kappes der niederländisch-deutsche Autorenpreis verliehen. Zum Jubiläum gab es einen Blick zurück.

Das niederländisch-deutsche Theaterfestival „Kaas & Kappes“ feiert in diesem Jahr 25. Geburtstag. Die Preisträgerinnen des Autorenwettbewerbs um die besten neuen Theaterstücke für Kinder und Jugendliche sind diesmal im Stadttheater Duisburg geehrt worden und nicht im Rheinhauser Kom´ma Theater, der Geburtsstätte des Festivals. Oberbürgermeister Sören Link überreichte die Preise und freute sich darüber, dass die Finanzierung des Festivals dank der verbesserten Haushaltslage der Stadt weiter gesichert ist.

Mit dem ersten Preis, dotiert mit 5000 Euro, bedachte die vierköpfige Jury aus deutschen und niederländischen Theatermachern das Stück „Mädchenschrift“ von Özlem Özgül Dündar. Der Monolog thematisiert Bedrückung und „klebrige Blicke“, denen ein Mädchen ausgesetzt ist, dass zwar schon erwachsen aussieht, aber seelisch ihrer körperlichen Entwicklung nicht hinterherkommt.

„Kaas & Kappes“ in Duisburg: Autorenpreis für Annet Bremen

„Eine Liste macht sie, eine Aufgabenliste voller Stoppzeichen, die wir alle kennen und auswendig lernen müssen“, las Chiara Tissen aus der Begründung der Jury. Sie habe beim Lesen sofort Lust bekommen, das Stück ins Niederländische zu übersetzen und damit an Schulen zu arbeiten: „In diesem Text hören wir eine Stimme, die wir auf der Bühne nicht oft genug hören.“

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Der zweite Preis, dotiert mit 2500 Euro ging an die Niederländerin Annet Bremen für ihr Stück „Het Sterrehuis“, in dem vier Kinder aus ihrer Zeit in einem Heim für elternlose Kinder erzählen. Bremen hat mit ehemaligen Bewohnern eines Heims gesprochen, das es in Südholland bis in die Siebzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts wirklich gab.

Ihr Stück erzählt in reicher, poetischer Sprache von „zutiefst verletzten Kindern, die nur eins wollen, ein sicheres Leben in einer Situation, wo sie sich geborgen fühlen“. Das Stück wolle, statt der oft harten Antwort in der Realität solcher Kinder, die Seelen der Zuschauer erreichen und Schönheit und Trost bieten, hob Theaterregisseur Rob Vriens in seiner Laudatio hervor.

Diese Themen wurden in 25 Jahren eingereicht

Jurymitglied Manuel Moser vom Kölner Comedia Theater hatte mit seiner Inszenierung des Stückes „Werther in Love“ von Daniel Ratthei die Eröffnung der Preisverleihung zu einem echten Theatererlebnis gemacht. Das vor zwei Jahren beim Autorenwettbewerb eingereichte Stück um die klassischen Themen Liebe und Tod wurde auf die Liste der besonders empfehlenswerten Stücke aufgenommen.

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Die Themen der in 25 Jahren eingereichten Stücke erzählen vom Zeitgeist. Renate Frisch, die künstlerische Leiterin des Kom`ma Theaters präsentierte dem Publikum eine Liste der beliebtesten Inhalte. Es gab Stücke über Mobbing, neu bearbeitete literarische Klassiker, Nationalsozialismus, Sozialdramen, Ausländerfeindlichkeit, Fluchtgeschichten, Liebe und Diversität, starke Mädchen, virtuelle Welt und tagesaktuelle Themen wie Corona und Klima-Katastrophe. „Wir haben bisher kein Stück über den Krieg bekommen, die Fassungslosigkeit über die Weltlage hat offenbar noch keinen künstlerischen Ausdruck gefunden“, sagte Frisch.

Für einen heiteren Schlusspunkt sorgte die Preisträgerin Özlem Özgül Dündar. Sie konnte nicht persönlich anwesend sein, weil sie ein Forschungsstipendium nach Chile geführt hat. Von dort betonte sie in einer leicht verwirrten Videobotschaft mehrfach, sie habe erst im Flieger von der Auszeichnung erfahren.

KAAS & KAPPES: FESTIVALBEITRÄGE AUS FÜNF LÄNDERN

Durch 97 eingereichte Stücke hat sich die niederländisch-deutsche Jury in diesem Wettbewerbsjahr gelesen.

Davon kamen 79 aus Deutschland, zehn aus den Niederlanden, drei aus Belgien, drei aus Österreich und zwei aus der Schweiz.

Im Laufe der 25 Jahre hat Kaas & Kappes über 3000 Stücke im Wettbewerb gehabt und 105 Gastspiele organisiert.