Duisburg-Homberg. 26 Grad Wassertemperatur werden zum Problem: Immer weniger Kinder kommen zum Homberger Schwimmnachmittag. Jetzt hat der OB einen Brief bekommen.

Ein Besuch im Schwimmbad darf für Kinder nicht am Geld scheitern. Dafür macht sich der Arbeitskreis Kinder und Jugend Homberg/Ruhrort/Baerl seit zehn Jahren stark. 2013 wurde in Kooperation mit dem Schwimmverein DSSC im Homberger Hallenbad der kostenlose Schwimmnachmittag für Kindergarten- und Schulkinder des Stadtteils ins Leben gerufen.

„Im Schnitt sind jeden Donnerstag so um die 100 Kinder gekommen“, berichtet Helmut Krampe, einer der Sprecher des Arbeitskreises, über das Erfolgsprojekt. Allerdings war das vor der Pandemie. Und auch vor der Energiekrise, die das Senken der Wassertemperatur in den Schwimmbädern der Stadt zur Folge hatte.

Kleine Kinder haben blaue Lippen vor Kälte im Schwimmbad in Homberg

„Jetzt kommen nur noch 25 bis 40 Kinder“, bedauert Helmut Krampe. Er ist sich sicher, dass der Hauptgrund nicht der Neustart nach der Schließung wegen Corona ist, sondern die um zwei Grad abgesenkte Wassertemperatur. Eltern und Kinder hätten ihm berichtet, dass ihnen die momentanen 26 Grad schlicht und einfach zu kalt sind.

Das Kombibad in Duisburg-Homberg musste seine Wassertemperatur auf 26 Grad senken.
Das Kombibad in Duisburg-Homberg musste seine Wassertemperatur auf 26 Grad senken. © FUNKE Foto Services | kk

Ähnliches ist aus dem Montags-Schwimmkurs zu hören, der vor vier Jahren für die Kinder des Stadtbezirks aus einer Privatinitiative heraus im Vereinsbad eingerichtet wurde. Auch hier, so erzählt eine der Verantwortlichen, sei die Temperatur ein Problem. „Manche Kinder bekommen vor Kälte blaue Lippen im Wasser.“ Viele Eltern hätten ihre Kinder schon mit Neoprenanzügen ausgestattet. „Die 28 Grad, die wir vorher hatten, waren schon frisch, aber noch zwei Grad weniger, das funktioniert mit den kleinen Kindern nicht.“

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Die Wohlfühltemperatur ist natürlich eine individuelle Sache. Die einen sind Frostbeulen, andere hart gesotten. Für Karl-Heinz Dinter vom Vorstand des Schwimmvereins DSSC passen 26 Grad Wassertemperatur und das Wort „kalt“ überhaupt nicht zusammen. Der Mann ist Sportschwimmer, seit fast 70 Jahren im Wasser aktiv. „Ich kann mich noch daran erinnern, dass es vor vielen Jahren eine Debatte darüber gab, dass das Wasser im Freien aus Jugendschutzgründen nicht kälter als 18 Grad sein darf. Wir reden hier über 26 Grad“, sagt er und lässt durchblicken, dass seiner Meinung nach jeder, der im Wasser friert, etwas dagegen tun kann: „Man muss sich halt bewegen.“

DLRG Duisburg: Es muss Energie gespart werden

Ganz so einfach ist die Sache für Martin Flasbarth von der DLRG nicht. „Das ist ein schwieriges Thema“, sagt der Vorsitzende der Duisburger Lebensrettungsgesellschaft, der seit vielen Jahren die Zahl der Nichtschwimmer im Auge hat. „Natürlich wären höhere Temperaturen wünschenswert“, meint auch er angesichts der aktuell immer weniger werdenden Schwimmer. „Es sind ja nicht nur die Kinder, die wegbleiben. Mir sagen auch Ältere aus dem ehemaligen Anfängerschwimmen für Erwachsene, dass es ihnen zu kalt ist.“

Helmut Krampe vom Arbeitskreis Kinder und Jugend hat einen Brief an Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link geschrieben. Er bittet ihn, sich für die Kinder in Homberg einzusetzen.
Helmut Krampe vom Arbeitskreis Kinder und Jugend hat einen Brief an Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link geschrieben. Er bittet ihn, sich für die Kinder in Homberg einzusetzen. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Aber der DLRG-Vorsitzende sieht auch, dass Energie gespart werden muss. „Und da sind mir zwei Grad weniger dann doch lieber, als dass die Stadt ganze Schwimmbäder schließen muss“, meint er. „Nach den zwei verlorenen Jahren der Pandemie sind wir doch froh, dass sie endlich wieder aufhaben.“ Gegen die kühle Wassertemperatur empfiehlt er eng anliegende Badeshorts aus wärmendem Material und langfristig eine energiesparende Ausstattung der Bäder mit „Wärmerückgewinnung aus der Luft und Solaranlagen.“

Ein Brief an Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link

Helmut Krampe vom Arbeitskreis Kinder und Jugend hat mit der aktuellen Energiespardebatte in Bezug auf die Schwimmbäder noch ein anders Problem: „Die deutschen Gasspeicher sind doch wieder zu 91 Prozent gefüllt und eine Notsituation besteht nicht mehr“, sagt er und hält es daher für den falschen Weg, dort zu sparen, wo Kinder lernen, den Kopf über Wasser zu halten.

„Unsere Kinder müssen das sichere Schwimmen erlernen. Das hat uns der letzte Sommer schmerzlich gezeigt“, sagt er mit Bezug auf die tödlichen Badeunfälle. Genau das hat er auch in einem Brief an Oberbürgermeister Sören Link geschrieben – verbunden mit der abschließenden Bitte: „Ich hoffe, Sie können sich für unsere Kinder einsetzen.“

Die Duschen in den Duisburger Schwimmbädern bleiben warm

Gerne, so Helmut Krampe, dürfe Sören Link donnerstags mal zum Spielenachmittag ins Homberger Hallenbad kommen, um am eigenen Leib zu erfahren, wie kalt 26 Grad sein können. Diese Einladung wurde von der Pressestelle der Stadt offenbar nicht so ganz ernst genommen. Eine Antwort auf die Anfrage an den Oberbürgermeister gab es nicht. Stattdessen kam eine schriftliche Stellungnahme, in der die Verwaltung unter anderem beteuert, die Sparmaßnahmen in den Bädern auf das Möglichste zu beschränken. „So haben wir die Temperaturen für das Wasser der Duschen bislang nicht reduziert, auch werden die Kinderbecken weiterhin auf rund 30 Grad geheizt“, so die Stadt.

Immer weniger Kinder kommen ins Hallenbad nach Duisburg-Homberg. Die Wassertemperatur musste um zwei Grad gesenkt werden.
Immer weniger Kinder kommen ins Hallenbad nach Duisburg-Homberg. Die Wassertemperatur musste um zwei Grad gesenkt werden. © FUNKE Foto Services | kk

Eine Aussage darüber, wann die Temperatur wieder angehoben wird, könne „aufgrund der schwierigen weltweiten Energielage“ aktuell nicht gemacht werden. Die Stadt gibt zu bedenken, dass der Rückgang der Besucherzahlen in den Schwimmbädern auch andere Gründe als die Wassertemperatur haben kann. „Hier spielen gewiss auch wirtschaftliche Faktoren eine Rolle, da wegen der unkalkulierbaren Kostensituation viele Menschen sparsamer sind und zum Beispiel Ausgaben für Freizeitangebote reduzieren.“ Genau das trifft auf den Homberger Schwimmnachmittag nicht zu, denn zum Konzept gehört ja, dass sich dieses Wasservergnügen jeder leisten kann: Das Angebot ist kostenlos.

>>> SCHWIMMNACHMITTAG IM HALLENBAD HOMBERG:

  • Jeden Donnerstag (außer in den Schulferien und an Feiertagen) lädt der Arbeitskreis Kinder und Jugend die Kindergarten- und Schulkinder des Stadtteils von 16 bis 18 Uhr zum Schwimmnachmittag ins Homberger Hallenbad, Schillerstraße 162.
  • Hier gibt es keinen Schwimmunterricht, sondern es darf im Wasser gespielt werden. Das Angebot ist kostenlos. So haben alle Kinder die Möglichkeit, das vom DSSC betriebene Bad zu nutzen, das normalerweise nur für Vereinsmitglieder zugängig ist.
  • Einzige Voraussetzung: Nichtschwimmer müssen in Begleitung kommen.