Duisburg. Um 50 Prozent ist die Zahl der Badegäste in den öffentlichen Schwimmbädern in Duisburg zurückgegangen. Hintergrund ist die Energiekrise.
Um Energie zu sparen, wurde die Wassertemperatur in den öffentlichen Duisburger Schwimmbädern gesenkt. Statt 28 Grad ist das Wasser im Memelbad in Duisburg-Neudorf nur noch 26 Grad Celsius warm. Auch in den anderen öffentlichen Schwimmbädern in Duisburg wurden Wasser- und Lufttemperatur abgesenkt. Wie viel Energie konkret durch die Maßnahme eingespart wird, ist aktuell noch nicht zu sagen: Aber laut Prognose soll der Energieverbrauch „um rund zwölf Prozent reduziert werden“, erklärt ein Sprecher der Stadt. „Im Bereich Gas und Fernwärme würde dies eine Energieeinsparung von rund 1,75 Millionen kWh bedeuten.“
Neopren-Shirts für Grundschüler – Eltern sind über Spar-Maßnahme verwundert
Klingt vielversprechend. Bei Eltern einer Duisburger Grundschule sorgte die Spar-Maßnahme, die die Stadt bereits Anfang August beschlossen hatte, aber zunächst für Fragezeichen. „Unsere Kinder fahren zum Schulschwimmen ins Hallenbad Neuenkamp“, berichtet eine Mutter. Per Mail seien sie von der Schule über die Absenkung der Temperaturen informiert und gebeten worden, den Kindern notfalls Neopren-Shirts mitzugeben. „Das fanden wir schon seltsam“, beschreibt die Frau. Tatsächlich war es den Kids dann aber gar nicht zu kalt im Wasser. „Neoprenanzüge haben wir zum Glück nicht kaufen müssen“, so die Mutter.
„Nach zwei Minuten ist es denen wunderbar warm“
Auch am Hallenbad Neudorf ist die Lage vorerst entspannt. „Unsere Kinder haben keine Probleme mit dem kälteren Wasser“, sagen Xandra Vössner und Katharina Lötsch. Die beiden Mütter haben ihre Töchter Phoebe und Sophia gerade zum Schwimmkurs ins Hallenbad Neudorf gebracht. „Das sind doch nur zwei Grad, und die Mädels bewegen sich die ganze Zeit“, so die beiden Frauen. „Nach zwei Minuten ist es denen wunderbar warm.“
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Christel Dinter, Fachwartin für Breitensport beim Schwimmverein DSCC 09/20, sieht das ähnlich. „Die Kids stehen im Wasser keine fünf Minuten still, da ist das gar kein Problem“, meint die 68-Jährige. Anders sehe es aber bei Rehasportlern oder älteren Menschen aus, die sich im Wasser fit halten wollten. „Wir haben Teilnehmer, die sind 80 Jahre oder älter. Die müssen den Kurs nach 15 Minuten abbrechen, weil ihnen zu kalt ist.“
Im Alter könne man sich eben nicht mehr so viel bewegen im Wasser, da würde es schnell fröstelig. Von Neoprenanzügen hält Christel Dinter aber trotzdem nichts. „Solche Anzüge oder Shirts schränken die Bewegungsfreiheit zu sehr ein.“ Besser wäre es, die Temperatur ausschließlich im Schwimmerbecken abzusenken und im Nichtschwimmerbecken wieder anzuheben.
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Neben Rehasportlern und älteren Menschen gehören auch Babys zur sensiblen Gruppe, für die kaltes Wasser mehr als unangenehm oder sogar schädlich ist. Babyschwimmkurse finden aber aktuell in den von DuisburgSport betriebenen Bädern ohnehin nicht statt. Und in den Kinderbecken beträgt die Wassertemperatur im Gegensatz zu den übrigen Becken weiterhin 30 Grad. In anderen Städten wurden deswegen sogar schon Seniorinnen und Senioren gesichtet, die das Kinderbecken für ihre Wassergymnastik benutzten. Aus Duisburg wird Ähnliches noch nicht berichtet.
Insgesamt halten die niedrigeren Wassertemperaturen aber immer mehr Duisburger von einem Schwimmbad-Besuch ab: Mit der Absenkung der Wassertemperatur gehe ein Rückgang der Zahl der Badegäste von rund 50 Prozent einher, erklärt ein Stadtsprecher.
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Gute Nachrichten gibt es aber für alle Warmduscher: Um Sportler vor der Legionellen-Krankheit zu schützen, werde vom Immobilien-Management Duisburg (IMD) „keine Abschaltung der Warmwasserversorgung in Turnhallen verfolgt“. Die Temperatur in den Sporthallen liege zudem „unverändert“ bei 17 Grad Celsius.
>> So spart Duisburg Energie:
Wegen des drohenden Gasengpasses hat die Stadt Duisburg Anfang August ein Maßnahmen-Paket beschlossen. Es betrifft Schulen, Schwimmbäder und Beleuchtungen:
- Im Schulbereich wird die Raumtemperatur auf maximal 20 Grad festgelegt.
- Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt werden mit einem Infoschreiben auf einen verantwortungsvollen und schonenden Umgang mit Strom und Heizung hingewiesen. Dazu haben die Verantwortlichen die offizielle Heizperiode in den Bürogebäuden auf dem Zeitraum vom 1. Oktober 2022 bis zum 15. April 2023 verkürzt. Die Raumtemperatur in den Büroräumen wird zudem in einem ersten Schritt auf maximal 20 Grad festgelegt, in Nebenräumen auf lediglich 15 Grad. Eine weitere Senkung schließt die Stadt nicht aus.
- Als gut sichtbares Zeichen wurde bereits die Abschaltung der nächtlichen Außenbeleuchtung bei allen städtischen Gebäuden (zum Beispiel Rat- und Stadthaus, Theater) beschlossen. Auch einer Reduzierung der Innenbeleuchtung in städtischen Gebäuden auf das notwendige Maß wurde zugestimmt.
- Die Beheizung des Wassers in den Freibädern, mit der eine Mindesttemperatur von 24 Grad gewährleistet war („Zuheizung“), wurde vollständig eingestellt.
- Die Stadtwerke haben die nächtliche Beleuchtung für den Stadtwerketurm, des Kühlturms sowie des Fernwärmespeichers am Heizkraftwerk in Wanheim ausgeschaltet. Für die Beleuchtung aller drei nächtlichen Landmarken seien insgesamt rund 100.000 Kilowattstunden jährlich notwendig.