Duisburg-Rheinhausen. Zum „Irischen Abend“ lockte die Band mehr als 150 Zuschauer in die Bibliothek. Das ursprüngliche Konzert fiel 2020 der Corona-Pandemie zum Opfer.
Wenn es den Titel eines Botschafters für das irische Lebensgefühl gäbe, so wäre dieses Amt prädestiniert für Harald Jüngst. Denn der umtriebige Duisburger Musiker macht in seiner Freizeit Radiosendungen, in denen er über die Zukunft der gälischen Sprache nachdenkt oder einfach irische Songtitel im Wünsch-Dir-Was-Format präsentiert.
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So oft er kann, besucht der ehemalige Lehrer, der auch Workshops zu traditionellen Instrumenten wie Handpan und Bodhran anbietet, die Grüne Insel. Jetzt warb Jüngst mit seiner Band „Sheevón“ beim „Irischen Abend“ in der Rheinhauser Bezirksbibliothek für einen musikalischen Kurztrip – und etwas mehr als 150 Mitfahrer waren dabei. „Ich bin froh, dass wir diesen Abend jetzt nachholen können, denn das Konzert ist im März 2020 wegen des ersten Lockdowns abgesagt worden“, sagt Bibliotheksleiterin Jutta Flaßhove, die übrigens wieder alle Vorräte von Kilkenny-, und Guinness-Bier der umliegenden Getränkemärkte dafür aufgekauft hatte.
„Sheevón“ in Rheinhausen: Monika Stienen springt für erkrankte Sängerin ein
Sheevón, die vor 40 Jahren ihre erste LP „Erin go bra“ herausbrachten, legen los mit einem Medley aus Reels und Jiggs. Das heißt, traditionelle Melodien gehen wild über vom 4/4- zum 6/8-Takt, wobei Eva Paulina Krause an der Querflöte und Conny Lesón an der Geige die Melodielinie übernehmen und das Publikum zum Mitwippen und Stampfen bewegen.
Die quirlige Monika Stienen vertritt die erkrankte Leadsängerin Eva Fechner: „Wir haben sie extra aus Wachtendonk/Wankum über New York und Rio einfliegen lassen“, scherzt Harald Jüngst. Die Gesangsvertreterin macht ihre Sache auch recht ordentlich, setzt vor allem ihr tieferes Alt-Timbre wirkungsvoll bei den nach irischen Hügeln und weitläufiger Mooslandschaft strebenden Songs ein. Besonders beeindruckend ist das Stück „Ride on“, das die Band einer musikalischen Begleiterin, die kürzlich verstorben ist, zueignet. „Das war einer ihrer Lieblingssongs“, so Jüngst andächtig.
Überhaupt, die Stimmungswechsel in dem Konzert haben es in sich, so lustwandeln die Hörer vom stimmungsvollen „Mary’s Wedding“ oder „Promenade“ in die irische allumfassende Abendfinsternis, die sämtliches Grün erblassen lässt, bei den Stücken „The falling Leaves are Green“ oder „Black is the Colour“.
Irischer Abend in Duisburg: „Celtic Feet“ aus Hamborn steppt in der Pause
Den vielleicht schönsten Song des Konzerts, „Rare’s Hill“, umschreibt der Bandleader so: „Das Lied handelt von einem Hügel, der sowohl für Liebende als auch Verlassene ein Magnet ist.“ Als Anziehungspunkt entpuppte sich genauso der Auftritt der Formation „Celtic Feet“ aus Hamborn in der Galerie der Bibliothek: In der Pause sorgten die sechs steppenden Mädchen für tänzerische Unterhaltung zu folkloristischen Tunes und Reels.