Duisburg-Rheinhausen. Wohin, wenn der Drahtesel streikt? Auf Hilfe in einer Fachwerkstatt wartet man oft Monate. In Duisburg-Rheinhausen gibt’s eine schnellere Lösung.
Die Wissenschaft erklärt es mit dem Begriff „arbeitsteilige Gesellschaft“ und der Volksmund sagt: „Schuster bleib bei deinen Leisten“. Gemeint ist: „Lass die Finger von alldem, von dem du keine Ahnung hast.“ Doch das ist manchmal sehr teuer. Vor allem, wenn es um Fahrräder geht. Während vor 40 Jahren so gut wieder jeder Familienvater wusste, wie man einen kaputten Schlauch flickt oder eben mal die Bremse bei Sohnemanns Rad neu festzieht, ist das bei den heutigen Modellen eine Wissenschaft für sich. Deshalb muss sich wirklich niemand schämen, wenn er vor der Shimano-Gangschaltungs-Bedienungsanleitung kapituliert. Zu komplex sind die Bauteile geworden und meist braucht man auch noch spezielles Werkzeug.
Einmal die Woche ist die Werkstatt in Duisburg-Rheinhausen geöffnet
Peter Komp und Klaus Witzel jagen die kryptischen Schriften Gott sei Dank keine Angst ein, denn sie sind Profis im Bereich der Fahrradreparatur. Und sie stellen ihre Fähigkeiten jeden Dienstag von 10 bis 13 Uhr in den Dienst der Gemeinschaft, denn sie arbeiten in der Fahrradreparaturwerkstatt an der Josefstraße 1. Ehrenamtlich, kostenlos, freiwillig und sehr gerne. „Seitdem ich Rentner bin, repariere ich einmal die Woche hier Räder. Das macht mir total viel Freude und ich kann den Leuten helfen“, sagt Peter Komp.
Duisburg-Newsletter gratis abonnieren + Seiten für Duisburg: Blaulicht-Artikel + MSV + Stadtteile: Nord I Süd I West + Themenseiten: Wohnen & Immobilien I Gastronomie I Zoo]
Der gelernte Maschinenschlosser und KFZ-Mechaniker hat im Gegensatz zu vielen anderen Laien keine Angst vor Schrauben und kennt sich mittlerweile auch mit anspruchsvolleren Velos perfekt aus. Was er allerdings nicht anfasst, das sind die Motoren der E-Bikes. „Ich mache gerne normale Inspektionen, schaue mir die Bremsen, die Schaltung oder sonst was an, aber Motoren, da gehen wir nicht ran“, da sind sich Komp und sein Kollege Witzel einig. Auch sie haben ihre sprichwörtlichen Leisten.
Jeder ist willkommen, ob mit oder ohne Termin
Alles andere wird von dem sympathischen Duo begeistert in Angriff genommen. Jeder kann mit oder ohne Termin mit seinem Zweirad an der Josefstraße vorbeikommen und wird umgehend bedient. „Wir schauen uns erst einmal an, was kaputt ist und falls wir die nötigen Ersatzteile nicht vorrätig haben, dann muss der Kunde schlimmstenfalls in der kommenden Woche erneut vorbeikommen, und dann hab ich das defekte Teil besorgt und baue es ein.“ Bezahlt wird dann nur der Preis des Ersatzteils. Das ist natürlich top, denn in gewerblichen Reparaturwerkstätten beträgt die Wartezeit für eine Inspektion oftmals Monate und die Lohnkosten schlagen obendrein zu Buche.
Duo in der Rheinhauser Werkstatt hat den Fahrradboom zu spüren bekommen
Durch den ungebremsten Fahrradboom der vergangenen Jahre hat dieser Terminstau mitunter bizarre Formen angenommen. Auch das Team in Friemersheim hat jedes Jahr kontinuierlich mehr zu tun. „Besonders im und kurz vor dem Mai haben wir Hochbetrieb, denn dann will jeder ein frisch gewartetes Bike haben, mit dem er in den Sommer starten kann“, erinnert sich Komp an den vergangenen Frühling. Stress kommt dennoch nicht auf, die beiden haben bisher jeden Ansturm professionell gemeistert.
Auch interessant
Dennoch denkt Senior Chef Komp langsam aber sicher über seinen Rückzug nach. „Ich werde bald 70 und irgendwann können auch die Jüngeren ran“, erzählt er. Über ein wenig Müßiggang würde der begeisterte Fahrradfahrer sich wirklich freuen, denn neben der ehrenamtlichen Tätigkeit für den Nachbarschaftsverein arbeitet er noch regelmäßig im lokalen Fahrradladen.
Fehlende Ersatzteile werden über den lokalen Fahrradhandel in Rheinhausen besorgt
Die sind keinesfalls sauer über die ehrenamtliche Konkurrenz, denn der Kontakt kam überhaupt erst zustande, da Komp ständig in den Laden kam, um Ersatzteile für seine Dienstagskunden zu besorgen. So sind sich alle einig und auch Klaus Witzel als frischgebackener Neu-Rentner hat viel Energie und Tatkraft, die ehrenamtliche Fahrradreparatur noch einige Jahre fortzuführen. Er arbeitet zusätzlich noch als Freiwilliger im Eisenbahnmuseum in Dahlhausen und hat als gelernter Schlosser genauso eine Affinität zu Maschinen wie sein Kollege.
>> So ist die Werkstatt zu kontaktieren <<
Wer gerne vorher einen Termin vereinbaren oder alte Räder oder Werkzeuge spenden möchte, erreicht die Werkstatt auch telefonisch unter der Handynummer 0157 54173075.