Duisburg-Rheinhausen. Rheinhausens Politik diskutiert über die Umleitungsstrecke während der Brückensperrung in Duisburg. Was Politiker fordern – und beantragen.
Die einen befürchten den Verkehrskollaps auf ihrer Straße, anderen graut es vor dem zunehmenden Lärm – und trotzdem waren sich in einem Punkt nahezu alle einig: Dass die Gaterwegbrücke in Rheinhausen saniert werden muss, steht außer Frage. Am Donnerstag traf sich die Bezirksvertretung Rheinhausen zu einer öffentlichen Sondersitzung. Es ging um den Verfahrensvorschlag der Stadt Duisburg, wie im Zuge der angedachten dreimonatigen Brückensperrung für den motorisierten Verkehr – voraussichtlich im dritten Quartal 2023 – der Lkw-Verkehr geleitet werden soll. Die Entscheidung fällt am Montag (19. September) im Rat.
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Schon vor der Sitzung versammelten sich Bürgerinnen und Bürger, Naturschützer und Mitglieder der MLPD vor der Rheinhausen-Halle, um ihrem Ärger Luft zu machen. Wie berichtet, plant die Stadt den Verkehr über die Dahling-, Adler- und Schleusenstraße in Richtung Logport zu führen. Die beiden letztgenannten sollen aus diesem Grund vorübergehend zu Einbahnstraßen werden. Zusätzlich möchte die Verwaltung den Kreisverkehr an der Brücke der Solidarität öffnen, damit die Lkw auch vom Logport kommend weiter über die Moerser Straße Richtung A 40 gelangen können.
Gaterwegbrücke: Anwohner protestieren vor der Rheinhausen-Halle
„Das war der absolute Schock“, hatte Herbert Beck, Anwohner nahe der Moerser Straße, im Vorfeld der Sitzung gesagt. Die Anwohner forderten Begleitmaßnahmen während der Umleitung: Lärmschutz, Tempo 30, Nachtfahrverbote. Und sie nutzen die Gelegenheit, ihre Ablehnung gegenüber des Dauerthemas Osttangente zu verdeutlichen.
Dass die angedachte Umleitungsstrecke keine schöne Lösung ist, daraus macht die Stadtverwaltung keinen Hehl: „Der Vorschlag ist das geringste Übel“, erklärt Sebastian Beck, Sachgebietsleiter für Verkehrsplanung bei der Stadt, den Lokalpolitikern und Bürgern. „Es ist unter allen schlechten Lösungen die, die wir empfehlen würden.“
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Dass der Entscheidung für die Umleitung ein intensiver Prozess vorausging, machte die städtische Baustellenkoordinatorin Simone Bösken in einem Vortrag deutlich. Viele Varianten für die Verkehrsführung haben die Experten durchgespielt – „es gab dabei keine gedanklichen Tabus“, betont sie. Letztenendlich war es die „Wahl zwischen Pest und Cholera.“ Sämtliche Varianten hat das Team vorab verglichen, auf- und abgewogen, die Vor- und Nachteile mit Hilfe von verschiedenen Kategorien bewertet.
Brückensperrung in Duisburg: Im Notfall können Polizei und Feuerwehr durch
Dabei haben die Verkehrsplaner unter anderem geprüft, gar keine Umleitungsmaßnahmen zu ergreifen. Die denkbar schlechteste Lösung, wie Bösken betont. „Wenn wir gar nichts machen, dann geht an der Brücke der Solidarität nichts mehr. Das wäre so, als würden wir Rheinhausen komplett abriegeln.“ Für sämtliche Varianten konnte Bösken Zahlen präsentieren, wie der Lkw-Verkehr zu- oder abnehmen würde. Und: „Drei Monate ist eine optimierte Bauzeit“, erklärte sie. Die Sanierung, bei der Stahlbleche an die Brückenkonstruktion geschweißt werden, ginge so schon schneller über die Bühne als üblich. „Keiner hat Interesse, die Brücke länger als nötig zu sperren.“ Fußgänger und Radfahrer sind von den Einschränkungen nicht betroffen, erklärt sie zudem. Und auch im Notfall können Fahrzeuge der Feuerwehr und der Polizei die Brücke nach wie vor nutzen.
Bevor die Instandsetzung startet, wird es zudem einen Ortstermin mit allen Beteiligten geben. Ein übliches Verfahren, wie die Stadtverwaltung betont. Dazu gehören in diesem Fall unter anderem die Straßenverkehrsbehörde, die Baufirma, die Polizei, die Feuerwehr und die Duisburger Verkehrsgesellschaft.
Gaterwegbrücke in Duisburg gesperrt: Politik fordert Begleitmaßnahmen
„Ich denke, das ist die vernünftigste Variante“, sagte Bezirksvertreter Jörg Schormann (SPD) im Anschluss an den Vortrag. Unterstützung gab es auch von der CDU: „Es gibt keine andere Variante“, so Ferdi Seidelt. Für Diskussionen sorgte ein Antrag von SPD-Bezirksvertreterin Hannelore Behrendt-Bliß. Sie forderte unter anderem Begleitmaßnahmen während der Sperrung, darunter eine Beschleunigung der Sanierung, eine nächtliche Temporeduzierung auf der Moerser Straße sowie Lärmschutzwände, wo sie möglich sind. Andrea Lutz von den Grünen forderte zudem die Maßnahmen nicht nur auf die Moerser Straße zu beschränken, sondern auf die ebenfalls betroffene Adler- und Schleusenstraße auszuweiten.
Besonders die Lärmschutzwände sorgten zum Teil für Unverständnis. „Die sind doch nicht für drei Monate zu realisieren“, gab Ferdi Seidelt zu bedenken. Nach einer zehnminütigen Unterbrechung stand schließlich ein finaler Initiativantrag, nun von SPD, CDU und Grüne, zur Abstimmung. Darin bitten sie den Oberbürgermeister um folgende Maßnahmen zur Abmilderung im Zusammenhang mit der temporären Verkehrsführung: Die Sanierungsmaßnahme soll nach Möglichkeiten beschleunigt werden sowie nach Abschluss die „unverzügliche“ Wiederherstellung des Status quo sichergestellt sein.
Rheinhausens Bezirksvertreter stimmen der Vorlage zu
Das heißt: Sobald die Arbeiten abgeschlossen sind, müsste der Kreisverkehr wieder gesperrt werden. Und weiter: Einrichtung von Tempo 30 auf der Moerser Straße von 22 bis 6 Uhr und Sicherstellung von Kontrollen sowie Realisierung von Lärmschutzmaßnahmen entlang der Moerser-, Schleusen- und Adlerstraße sowie in den angrenzenden Wohnbereichen. Die Bezirksvertreter stimmten der Vorlage inklusive des Initiativantrags einstimmig zu.
>>> GATERWEGBRÜCKE: RAT DER STADT DUISBURG ENTSCHEIDET AM 19. SEPTEMBER
- Der Rat der Stadt Duisburg entscheidet nun in seiner öffentlichen Sitzung am Montag, 19. September. Los geht es um 15 Uhr in der Mercatorhalle, Landfermannstraße 6.
- Sollte der Antrag durchgehen, würden die Planer in die Detailarbeit einsteigen. Dazu gehören die frühzeitige Kommunikation der Umleitungsstrecke, die Einbindung von Polizei und Ordnungsamt sowie die rechtzeitige Information der Betriebe im Logport sowie der Öffentlichkeit.