Duisburg-Rheinhausen. Das Atelierhaus Rheinhausen lädt zum neuen Ausstellungsformat „Schwarzmarkt“. Am 11./12. und 18./19. Dezember darf geguckt und gekauft werden.

Dieser Anblick hat Symbolcharakter: Eugen Schilke schwingt den Besen auf den Stufen, die ins Atelierhaus an der Schwarzenberger Straße in Rheinhausen führen. 2019 hat der 37-Jährige hier eines der begehrten, von der Stadt geförderten Ateliers ergattert. Und seitdem fegt er mit seinen Ideen und Visionen durch das Backsteinhaus, das seit mehr als 30 Jahren Schaffensort der Duisburger Künstler ist.

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Vieles hat in dieser Zeit hinter verschlossenen Türen stattgefunden. Nun weht ein frischerer Wind, denn die Corona-Pandemie mit all ihren Beeinträchtigungen hat den Künstlern vor Augen geführt, dass sie sichtbarer werden müssen, wenn sie in Zeiten wie diesen auch jenseits der jährlichen Tage der offenen Ateliers wahrgenommen werden wollen.

Das neue Format Schwarzmarkt ist eine Gemeinschaftsaktion der Künstlerinnen und Künstler

„Ich bin der Jüngste hier und ich habe sehr viel Energie“, sagt Eugen Schilke und seine Augen verraten, dass er hinter dem Mundschutz lächelt. Das mit der Energie glaubt man ihm sofort, denn seine Leidenschaft ist selbst beim Hantieren mit dem Besen zu spüren. Er brennt für das Haus der Künste und scheint die Atelier-Kollegen mit dem Drang nach Veränderung angesteckt zu haben. Zusammen haben sie nun ein Format entwickelt, mit dem sie mehr Leben in das Atelierhaus holen wollen: „Schwarzmarkt“ heißt die Gemeinschaftsaktion, die zum ersten Mal am Wochenende 11./12. Dezember neue Akzente setzt.

Ein augenzwinkerndes Plakat mit einer Pistole im Hosenbund hat Eugen Schilke für den „Schwarzmarkt“ entworfen. Der Titel verpackt die Ausstellung in wunderbare Wortkunst, denn das Atelierhaus ist ja an der Schwarzenberger Straße und an den kommenden beiden Adventswochenenden darf hier nicht nur geguckt, sondern eben auch gekauft werden.

Dankbar sind die Künstler, dass der Kulturbeirat der Stadt das Projekt mit Geld unterstützt. Bezahlt wird damit zum Beispiel der Druck der Einladungskarten und Plakate.

Das Ausstellungsplakat für den „Schwarzmarkt“ im Künstlerhaus an der Schwarzenberger Straße in Duisburg-Rheinhausen hat der Künstler Eugen Schilke entworfen. Der Kulturbeirat der Stadt Duisburg unterstützt das Projekt. Von dem Geld können die Druckkosten der Plakate und Einladungskarten bezahlt werden.
Das Ausstellungsplakat für den „Schwarzmarkt“ im Künstlerhaus an der Schwarzenberger Straße in Duisburg-Rheinhausen hat der Künstler Eugen Schilke entworfen. Der Kulturbeirat der Stadt Duisburg unterstützt das Projekt. Von dem Geld können die Druckkosten der Plakate und Einladungskarten bezahlt werden. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Schilkes schwarze Fleecejacke ist mit weißer Farbe besprenkelt. Nein, normalerweise arbeitet er als Künstler nicht mit dem Pinsel. Aber er hat die Wände des ehemaligen Workshop-Raumes gestrichen, in dem der Schwarzmarkt am Samstag, 11. Dezember, um 15 Uhr eröffnet wird. Der Raum ist nicht besonders groß, daher beschränkt sich die Auswahl auf kleinformatige Werke.

Die Hängung der Arbeiten von insgesamt neun Künstlern aus dem Atelierhaus hat diesmal auch Eugen Schilke übernommen. „Das ist wirklich extrem schwierig, die richtige Zusammenstellung zu finden“, beschreibt er den Kraftakt.

Angela Schmitz bringt Landschaften aus Island nach Duisburg

Das Werk ist vollbracht. Zufrieden begutachtet Cornelia Schweinoch-Kröning den Platz, den Schilke für ihren Bilderzyklus mit Fledermäusen ausgesucht hat. Auf insgesamt vier 15 mal 15 Zentimeter großen Holzmalkörpern hat die Künstlerin mit Variationen der Tiere gearbeitet. Düster muten die von der Pandemie inspirierten Werke an. War es nicht eine Fledermaus in Fernost, mit der das Elend seinen Anfang nahm?

Gleich daneben zeigt Angela Schmitz die Zerbrechlichkeit der Landschaft auf ganz besondere Weise. Wie Zeichnungen wirken ihre Fotografien auf Spezialpapier. In Island, dem Sehnsuchtsort ihrer Kindheit, hat sie die Gletscher so nah herangezoomt, dass zauberhafte Farbwelten entstanden sind.

Ein kleiner Ausblick auf das, was die Besucher im Atelierhaus Rheinhausen erwartet. Kleinformatige Werke werden gezeigt und auf Wunsch auch verkauft.
Ein kleiner Ausblick auf das, was die Besucher im Atelierhaus Rheinhausen erwartet. Kleinformatige Werke werden gezeigt und auf Wunsch auch verkauft. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Sigrid Neuwinger hat uns ihre Arbeit zu Füßen gelegt. Die kleine Skulptur mit dem Titel „Türmchen“ steht am Ende des Raumes auf dem Boden. Teile aus dem Inneren eines Computers, Plätzchenausstecher und ein knallroter Eisschaber ergeben ein neues Ganzes. Was wie ein Haus mit Spitzdach und Balkon aussieht, ist aber viel mehr. Die Künstlerin erklärt es den Besuchern gerne. Wer mag, kann an den Ausstellungstagen auch eine Blick in die Ateliers werfen, wenn die Künstler vor Ort sind.

Die Holzpistole für den ersten Enkel hat hier im Atelierhaus Rheinhausen einen prominenten Platz bekommen

Fast bescheiden zeigt Eugen Schilke sein Holz-Objekt für die Ausstellung. Da ist es wieder, das Pistolen-Motiv vom Plakat. „Es ist nur scheinbar eine Pistole. Sie löst sich in etwas Spielerisches auf“, erklärt der Schöpfer. Kein Wunder, hat der 37-Jährige hier doch mit einer kleinen Pistole aus Holz gearbeitet, die sein Vater für den ersten Enkel geschnitzt hatte.

Da Schilkes Neffe dem Spielzeug längst entwachsen ist, hat das Holzobjekt nun einen prominenten Platz in seinem Werk bekommen – und kann auf dem Schwarzmarkt gekauft werden.

>>> SCHWARZMARKT AN ZWEI WOCHENENDEN:

Das Atelierhaus an der Schwarzenberger Straße 147 in Rheinhausen (Eingang über den Hof an der Arndtstraße) öffnet seine Türen für den „Schwarzmarkt“ an den Adventswochenenden 11./12. und 18./19. Dezember jeweils von 15 bis 18 Uhr. Es gilt die 2-G-Regel. Das Haus ist nicht barrierefrei.

Gezeigt und verkauft werden in der zweiten Etage kleinformatige Werke von neun Künstlerinnen und Künstlern. Die Preisspanne beginnt bei 30 Euro und reicht bis über 1000 Euro. Im hochpreisigeren Bereich liegen zum Beispiel die Fotografien, die Britta Lauer von Joesph Beuys gemacht hat, als er kurz vor seinem Tod den Wilhelm-Lehmbruck-Preis in Duisburg bekam und eine Dankesrede im Museum hielt.