Duisburg-Rheinhausen. Seit November warten die Freien Duisburger Künstler auf die Eröffnung. Jetzt geht’s los. Alles rund um die Ausstellung in Rheinhausen.

Im Grunde ist das mit der Kunst in Coronazeiten ein bisschen so wie mit besten Freunden: Wenn man sich nur durch die Kamera des Laptops sieht, dann bleibt das richtig tiefe Gefühl irgendwo im weltweiten Netz auf der Strecke. Echte Begegnung ist durch nichts zu ersetzen. So schön die kreativen Trostpflaster auch waren, mit denen die Künstler ihre und unsere Sehnsucht nach Kultur im Lockdown lindern wollten – dem leibhaftigen Besuch einer Ausstellung können all die improvisierten Zwischenakte das Wasser nicht reichen.

Die Ausstellung als Video

Die Ausstellung „R(h)einorange“ der Freien Duisburger Künstler ist dafür ein gutes Beispiel. Als kurz nach dem Aufbau klar war, dass die Ausstellung erst gar nicht öffnen darf, da luden die Künstler stattdessen zum Fensterln ein. Die Galerie des Lehmbruckmuseums im Erdgeschoss der Rheinhauser Bezirksbibliothek im Duisburger Westen hat tolle große Scheiben, durch die man sich die in den dunklen Wintermonaten beleuchteten Kreationen von 24 Künstlerinnen und Künstlern anschauen konnte.

Kurz darauf durften wir die Ausstellung dann durch die Augen der Duisburger Videokünstlerin Anna Irma Hilfrich sehen, die sich mit ihrer Kamera den Werken für uns genähert hatte. Untermalt mit Saxofon-Klängen der Musikerin Rita Flaßkamp, die eigentlich auf der Vernissage am 7. November gespielt hätte, formte die Videokünstlerin aus den Zeichnungen, Fotografien, Gemälden, Collagen und Skulpturen auf dem Kanal YouTube für alle zugänglich ein ganz eigenes Gesamtkunstwerk.

Yvonne Höfs hat Kunst gehäkelt. Sieht aus wie Wärmflaschen mit Schlappohren.
Yvonne Höfs hat Kunst gehäkelt. Sieht aus wie Wärmflaschen mit Schlappohren. © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

Spannend! Aber am Ende dann doch kein Vergleich mit dem, was sich auftut, wenn man nach so langer Pause wieder eine Ausstellung mit eigenen Augen sehen darf. Kunst braucht Raum. Und Menschen, die sie von allen Seiten und mit so vielen Sinnen wie möglich erleben. Unter diesen Voraussetzungen ist „R(h)einorange“ ein wunderbares Erlebnis.

Die Vereinigung der freien Künstlerinnen und Künstler der Stadt hatte ihre Mitglieder diesmal für ihre Jahresausstellung dazu aufgerufen, sich nicht nur mit der berühmten Duisburger Landmarke an der Ruhrmündung künstlerisch auseinanderzusetzen, sondern auch mit dem Farbton „RAL 2004“, dem Reinorange.

Die knallende Gute-Laune-Farbe leuchtet einem in der Rheinhauser Galerie aus allen Ecken entgegen. Brigitte Beutel-Nielsen schickt sie als Schiff aus Draht auf die Reise; Gabriela Berest hat die Zaunpfähle auf ihrem Bild „Überfluss“ in den Farbeimer getunkt; Sigrid Neuwinger hat ihre Blütenstängel aus Baumarkt-Dübeln mit orangen Kelchen umhüllt; im metallenen Guckkasten von Luise Hoyer tauchen orange Strahler eine hängende Figur ins rechte Licht und Angela Schmitz hat ihre Ölfarben zum richtigen RAL-Ton gemischt, so dass die Landmarke auf ihrem Gemälde nur als Farbspiegelung in den Wellen des Rheins auftaucht.

Es gibt so viel zu entdecken in den 30 Kunstwerken, die eigentlich nur bis zum 14. Januar hätten bleiben dürfen. „Wir freuen uns wahnsinnig, dass es nun doch noch mit der Ausstellung geklappt hat“, sagt Angela Schmitz, die das Kunstspektakel mit organisiert hat. Das, was sie sich für die Betrachter ihres Werks mit dem Titel „Rhein reflektiert Orange“ wünscht, ist ein gutes Rezept für die gesamte Ausstellung: „Einfach mal die Gedanken frei fließen lassen.“ Viel Vergnügen dabei!

>>> AUSSTELLUNG VOM 11. BIS 26. JUNI IN DER BEZIRKSBIBLIOTHEK RHEINHAUSEN

Die Ausstellung „R(h)einorange“ ist vom 11. bis zum 26. Juni freitags von 15-18 Uhr und samstags von 10-13 Uhr in der Galerie des Lehmbruckmuseums in der Bezirksbibliothek Rheinhausen, Händelstraße 6, zu sehen. An diesen Tagen sind jeweils zwei Künstler anwesend und zum Gespräch bereit. Ohne Anmeldung.

Wer einen Büchereiausweis hat, kann die Ausstellung vom 11. bis 26. Juni auch montags bis donnerstags zu den üblichen Öffnungszeiten besuchen.