Duisburg-Homberg. Die Lauerstraße wird von Schwertransportern zwischen den Autobahnen befahren. Den Anwohnern stinkt das. Sie klagen über Lärm von früh bis spät.
Es ist laut, furchtbar laut. Ein Auto nach dem anderen brettert über die Lauerstraße. In dem Grüppchen, das sich an diesem Vormittag vor den Häusern an der Ecke zur Duisburger Straße versammelt hat, kann man sein eigenes Wort kaum verstehen. Ernestine Hartmann winkt ab. Sie kennt das: Die Dauerbeschallung durch den Verkehr, Lärm von früh bis spät. Besonders die Schwertransporter zerren an den Nerven: „Da schrecken Sie spät abends noch aus dem Sessel hoch. Das donnert, als ob ein Gewitter aufzieht.“ Zehn, 15 Lkw seien es inzwischen pro Stunde. Tendenz steigend.
• Für weitere Nachrichten aus Duisburg können Sie hier unseren Newsletter abonnieren
Auch die Nachbarn sind gekommen, alle wohnen seit Jahren an der Lauerstraße in Homberg. Morgens früh, mittags und gegen Abend sei der Verkehrslärm besonders schlimm, berichten sie. „Grauenhaft!“, mischt sich eine Passantin spontan ein. „Wenn die Lkw vorbeifahren, meinen Sie, es fällt alles zusammen.“ Roswitha Weinacht heißt sie und ist in Homberg aufgewachsen. „Als Kinder haben wir auf der Lauerstraße gespielt.“
Bis zu 5,6 Millionen Kraftfahrzeuge fahren jährlich über die Lauerstraße in Homberg
Das wäre heute lebensgefährlich. Mit zwischen 4,1 und 5,6 Millionen Kraftfahrzeugen jährlich zählt der Verkehrsweg auch amtlicherseits zu den besonders belasteten Straßen Duisburgs. Das beweist der Lärmaktionsplan der Stadt.
Die Bürger brauchen keine Auflistungen lauter Straßen und möglicher Maßnahmen, um das zu wissen. Sie kämpfen seit vielen Jahren um Ruhe. Dem Bezirksbürgermeister haben sie geschrieben und der Stadt, erzählen sie, den Wirtschaftsbetrieben eine Unterschriftenliste übergeben. Vergeblich. Hartmann: „Sie bekommen nicht mal eine Antwort.“
Der Lärm ist in der Tat immens. Internationale Kennzeichen verweisen auch hier auf den Logport-Verkehr. Und das heißt: viele Zulieferer. Vollbeladen donnern die Laster vorbei – fahren sie ohne Ladung, scheppert es unerträglich. „Vor allem, wenn die Ampel grün ist, geben die Fahrer so richtig Gas“, schildert Hartmann. Fast rund um die Uhr gehe das so. „Und es wird immer schlimmer.“
Sogar nachts schrecke man mittlerweile hoch, ergänzt ein Nachbar. Obwohl alles gut gedämmt ist, seien die Erschütterungen durch die kernigen 40-Tonner bis in die Wohnungen spürbar, insbesondere in den oberen Etagen rappelten die Schranktüren. Mittlerweile fürchten die Anrainer um die Bausubstanz ihrer Häuser und damit auch um ihren Wert. „Silikonfugen sind bereits gerissen“, teilt Ernestine Hartmann mit.
In Baerl litt die Familie unter den Bergschäden – jetzt in Homberg unter dem Verkehr
Sie lebt seit 1998 in einem der Reihen-Eigenheime an der Ecke zur Duisburger Straße. Schön war es früher hier. Zuvor hatte die Familie in Baerl zur Miete gelebt und war ständig Opfer der Bergschäden geworden: mal hatte sich der Boden abgesenkt, mal waren Risse in den Wänden entstanden.
Entsprechend glücklich sei man über die Gelegenheit gewesen, in Homberg bauen zu können. Den Hartmanns gefiel es an der Lauerstraße. Ein paar Jahre später habe die Situation jedoch begonnen, sich zu verändern. Etwa ab Mitte der 2000er, schätzt die Hombergerin, nahm die Lärmbelästigung durch die Schwertransporter dann stetig zu.
Auch interessant
Viele Fahrer pfiffen dabei auf Regeln wie ein Lkw-Verbot auf der Duisburger Straße und bögen an der Kreuzung neben ihren Häusern unerlaubt nach links ab, beobachten die Anrainer. Mittlerweile erleben sie den Überweg zum Lidl-Supermarkt als potenzielle Unfallstelle.
Anwohner sind sicher: Die Maut und die Lkw-Waage haben die Situation verschlimmert
Ernestine Hartmann macht die Einführung der Lkw-Maut für die Verschlimmerung der Zustände verantwortlich. Sie verleite dazu, Landstraßen und innerörtliche Straßen zu nutzen, um Gebühren zu sparen. Auch die Einrichtung der Lkw-Waage an der A 40 habe dazu beigetragen, dass sich die Situation weiter verschärfte. Die Fahrer versuchten Unannehmlichkeiten wie Wartezeiten zu umgehen, indem sie via Homberg die Autobahn wechselten.
Besonders gravierend wirken sich die Straßenschäden aus, erleben die Anwohner. Die Unebenheiten verstärkten den Lärm, der sich ohnehin an den Fassaden breche. „Alles Flickwerk“, schimpft Hartmann. „Die Stadt soll das so reparieren, dass man nicht ständig dieses Knallen hört.“ Schon ewig würde hier nur notdürftig instandgesetzt, erneuert habe man die Lauerstraße seit mindestens 40 Jahren nicht mehr.
Die Anrainer fordern, dass sich daran etwas ändert. Und sie wünschen sich Tempo 30, zumindest abschnittweise.
Auch interessant
Eine Reduzierung der Geschwindigkeit sei an dieser Stelle nicht möglich, informiert ein Sprecher der Stadt auf Nachfrage. Dies habe man bereits 2018 überprüft, ebenfalls nach Hinweisen von Anwohnern. Die Lauerstraße ist eine Landstraße (L140) und zähle zum Rettungs- und Vorbehaltsnetz der Stadt, heißt: Grundsätzlich sollte die zulässige Höchstgeschwindigkeit nicht weniger als 50 km/h betragen.
Am 23. September wird auf der Lauerstraße der Verkehr gezählt
Es habe einen Ortstermin gegeben, bei dem ein lauter, defekter Kanaldeckel vor Lidl moniert wurde. Dieser wurde ausgebessert, die Fahrbahn auf Schäden überprüft – dabei habe man „keine gravierenden Mängel“ feststellen können. 2020 und 2021 erhielten dann einige Bereiche eine neue Asphaltdeckschicht (Duisburger Straße bis Schillerstraße, Bürgermeister-Wendel-Platz bis Wilhelmstraße, Haus Nr. 6 bis Marienstraße). Überdies führe die Stadt regelmäßig Tempokontrollen durch.
Am 23. September soll der Verkehr auf der Lauerstraße gezählt werden, kündigt der Sprecher an. Anschließend würden die Ergebnisse ausgewertet. Vielleicht eine neue Hoffnung für die Anwohner.