Duisburg-Homberg. „Sandra II“ steht am Schiffer-Berufskolleg Rhein in Homberg ab sofort zu Verfügung. Die Gesamtkosten von 1,6 Millionen Euro übernahm der Bund.

Plötzlich prasseln dicke Regentropfen auf die Scheibe. Wo vor wenigen Sekunden noch ein sternenklarer Himmel zu sehen war, zieht plötzlich ein bedrohliches Unwetter auf. Der Kapitän bleibt ruhig, hält seinen Blick konzentriert nach vorne. Er steuert das Schiff gekonnt über den Rhein, vorbei am Schriftzug „Homberg – die Stadt im Grünen“.

Auch der aufkommende Nebel bringt ihn nicht aus der Fassung. Klick. Per Knopfdruck ändert sich das Wetter. Die Sonne hat Regen und Nebel verdrängt, das Wasser des Rheins ist plötzlich ruhig. Oberbürgermeister Sören Link strahlt. Er hat die Fahrt mit „Sandra II“ in Homberg gut überstanden.

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Sandra II ist ein Simulator und steht im Schiffer-Berufskolleg Rhein. Ab sofort soll sie die Schüler bei ihrer Ausbildung unterstützen. Nachdem im Dezember vergangenen Jahres der Duisburger Bundestagsabgeordnete und Schirmherr des Projekt Mahmut Özdemir (SPD) die Jungfernfahrt angetreten war, ist der Simulator nun voll funktionsfähig. „Sandra II ist der modernste Simulator für die Binnenschifffahrt in ganz Europa“, freut sich Sören Link bei der Präsentation am Freitag.

Simulator in Duisburg-Homberg: Gesamtkosten von 1,6 Millionen Euro

Das Nachfolgemodell von Sandra, eine Abkürzung für „Simulator für Advanced Navigation Duisburg – Research and Application“, also „Simulator für fortgeschrittene Navigation Duisburg – Forschung und Anwendung“ – erhielt eine komplette Förderung durch den Bund. Die Gesamtkosten von 1,6 Millionen Euro flossen aus dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Özdemir und die Bundestagsabgeordnete Bärbel Bas (SPD) haben sich zuvor für das Projekt eingesetzt.

Sandra II ist in Duisburg-Homberg eingeweiht: OB Sören Link, MdB Mahmut Özdemir, MdB Bärbel Bas und Dr. Norbert Salomon vom Verkehrsministerium (v.l.).
Sandra II ist in Duisburg-Homberg eingeweiht: OB Sören Link, MdB Mahmut Özdemir, MdB Bärbel Bas und Dr. Norbert Salomon vom Verkehrsministerium (v.l.). © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Im Bundestag haben wir von dieser einzigartigen Schule berichtet“, erklärt Özdemir. Mit dem neuen Simulator schreibe man in Duisburg „ein Stück Geschichte.“ Zukünftige Binnenschiffer können mit Sandra II üben. Auf den runden Wände in einem abgedunkeltem Raum erscheinen die Projektionen. Realistische Nachbildungen, teilweise täuschend echt. Davor die Brücke, auf der die Schüler Platz nehmen, um das Schiff durch das Gewässer zu steuern. Dem neuen Simulator ging ein umfangreicher Umbau in der Schule voraus, damit das Umfeld sich der neuen Technik anpasst.

Simulator ermöglicht in Duisburg Training unter realistischen Bedingungen

„Die Einweihung ist das Ergebnis einer guten Zusammenarbeit“, lobt auch Dr. Norbert Salomon vom Bundesverkehrsministerium. Der Simulator erlaubt Übungen unter erschwerten Bedingungen. Was, wenn plötzlich ein Unwetter aufzieht? Was, wenn Dinge nicht planmäßig laufen? Zu gefährlich, um solche Szenarien wirklich auf dem Wasser durchzuspielen.

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Und: An Sandra II können auch praktische Prüfungen abgelegt werden. Diese sind gemäß einer europäischen Richtlinie ab 2022 verpflichtend für zukünftige Binnenschiffer, die ersten Prüfungen in Homberg sollen ab Januar abgenommen werden.

Mit Sandra II kann unter realistischen Bedingungen im Schiffer-Berufskolleg Rhein geübt werden.
Mit Sandra II kann unter realistischen Bedingungen im Schiffer-Berufskolleg Rhein geübt werden. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Zusätzlich soll Sandra II der Branche auch für Trainings- und Weiterbildungszwecke zur Verfügung stehen. „Wir begrüßen es, dass die Ausbildung am Simulator nun formell verankert ist“, sagt auch Rupert Henn, Geschäftsführer des Duisburger Entwicklungszentrums für Schiffstechnik und Transportsysteme (DST), welches das Projekt unterstützte. „Nun ist es auch möglich, kritische Situationen zu trainieren.“

Wir haben ihn heute das erste Mal gesehen“, sagt Tim Schäfer, angehender Binnenschiffer und Schüler am Berufskolleg „Ich habe es mir nicht so realistisch vorgestellt. Das ist schon vergleichbar mit einem echten Schiff, man fühlt sich wie auf dem Wasser.“ Kim Homann, die ein duales Studium zur Binnenschifferin macht, stimmt ihm zu. „Wahnsinn“, urteilt sie. „Das ist richtig cool.“

>>> „SANDRA II“ IN DUISBURG – DAS IST DER HERSTELLER

  • Hersteller der neuen Anlage ist der weltweit größte Anbieter von Marinesimulatoren, die Firma „Wärtsilä Voyage Solutions“.
  • Gleich sechs Fahrstände zuzüglich eines siebten am Standort des DST werden ab sofort für Ausbildungs-, Weiterbildungs-, Forschungs- und Prüfungszwecke der Binnenschifffahrt genutzt.
  • Das DST wird die Anlage für Analysen bei geplanten Infrastrukturmaßnahmen, Risikobewertungen oder Havarie-Untersuchungen unter weitgehend realen Bedingungen nutzen.