Duisburg-Rheinhausen. Rund 70 Kinder aus vier Kontinenten vereinte die multikulturelle Kinder- und Jugendbühne in den Sommerferien. Das Engagement hat sich ausgezahlt.

Annegret Keller-Steegmann ist froh, stolz, gerührt und dankbar zugleich, dass sich das Engagement in den Sommerferien so ausgezahlt hat. Natürlich nicht finanziell. Bei Bahtalo wird mit leuchtenden Augen und einem Lächeln „bezahlt“ und das ist, wie wir alle wissen, mehr wert als alles Gold der Welt. Insgesamt 70 Kindern aus vier Kontinenten hat das Projekt in der Körnerschule oder im Komma-Theater viele neue Impulse, Anregungen und Perspektiven bieten können.

„Es ist wie ein Déjà-vu, nur viel viel besser“, strahlt Annegret Keller-Steegmann und lobt die tolle Kooperation mit dem Kommunalen Integrationszentrum (IMD), dem Bezirksamt in Rheinhausen und der Sportjugend Duisburg.

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2013 hat es ein ähnliches Projekt schon einmal gegeben, allerdings unter anderen Rahmenbedingungen, denn da war die Unterstützung von Politik, Verwaltung, Sportverbänden etc. noch recht verhalten.

Das Konzept Bahtalo hat inzwischen alle überzeugt

Mittlerweile hat das Konzept Bahtalo überzeugt und so konnte die Crew rund um Annegret Keller-Steegmann das Sommerferienprogramm in einer eigentlich in den Ferien geschlossenen Schule durchführen und hatte zusätzlich das Komma-Theater zur Verfügung.

Außerdem gab es Unterstützung von der Sportjugend, die Workshops zum Thema modulare Bewegungskunst (hier unter dem Thema Selbstverteidigung) anbot, was vor allem für die Jungs total super war, weil sie sich mal so richtig austoben und ausprobieren konnten.

Rund 70 Kinder und Jugendliche werkelten in den Sommerferien an diversen Projekten. In der Kreativ-Werkstatt entstand dieses stattliche Kamel aus Pappmaché.
Rund 70 Kinder und Jugendliche werkelten in den Sommerferien an diversen Projekten. In der Kreativ-Werkstatt entstand dieses stattliche Kamel aus Pappmaché. © Bahtalo | Bahtalo

Das ist für viele Bahtalo-Neuzugänge alles andere als selbstverständlich. Die Jungen und Mädchen stammen vom Erlinghagenplatz, dessen soziales Umfeld traurige Berühmtheit erlangte, weil die Post sich unlängst weigerte, dort Briefe und Pakete zuzustellen.

Die Sinti und Roma-Familien dort leben oft abgeschottet in ihrem eigenen sozialen System. Dennoch ist es Bahtalo durch sein Netzwerk und die mittlerweile fast erwachsenen Dolmetscher, die früher als kleine Kinder bei der Bühne mitgewirkt haben, gelungen, Kontakte zu den Menschen zu knüpfen und Vertrauen aufzubauen.

Geschichten aus 1001 Nacht in Duisburg-Rheinhausen

„Wir haben viele Teilnehmer von 2013, die uns heute im Team unterstützen“, erklärt Annegret Keller-Steegmann stolz. So konnten die Vier- bis Fünfjährigen in der einen Gruppe und die über Sechsjährigen, die zumeist noch keinen Schulplatz haben, in der anderen Gruppe, erste Erfahrung in projektbezogener Gemeinschaftsarbeit mit Gleichaltrigen sammeln. Und das war nicht nur für die Kleinen eine super Sache.

„Wir hatten uns in der Kreativ-Werkstatt mit den Teilnehmern, die schon länger bei uns in den Gruppen sind, vorgenommen, ein Kamel zu bauen“, sagt Keller-Steegmann, war aber auch überrascht von dem, was danach noch kam. „Wir wollten auf die Ambivalenz des Begriffes Kamel eingehen. Blödes Kamel ist bei uns ein Schimpfwort, im arabischen Raum sieht das ganz anders aus“, erklärt sie und hätte sich nicht träumen lassen, dass sie mit dem frisch gebastelten Pappmaché-Kollegen auch noch Geburtstag mit zahlreichen Geschenken feiern würde, weil die Kinder ihre Ideen und Fantasien einfach selbstständig weiterentwickelt haben.

Der Verein aus Rheinhausen freut sich über jede Unterstützung

Doch die Betreuer, die sich im Tandemsystem um die Kinder kümmern, lassen sich gerne von den vielfältigen Impulsen der Kleinen mitreißen und haben eine schillernde 1001 Nacht-Märchenwelt auf Zeit kreiert, während der Tanzworkshop sich mit dem Thema „Tropfen“ auseinandergesetzt hat. Hier wurden zuerst Geschichten geschrieben und dann gestalterisch umgesetzt.

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Auch wenn dieses Projekt nun vorbei ist, so konnte Bahtalo doch viel Kinder und Eltern überzeugen, gemeinsam weiterzumachen. „Wir sind schon mit vielen Stellen in Kontakt, um die Unterstützung auch längerfristig anbieten zu können. Das sieht schon alles ganz gut aus“, so Keller-Steegmann.

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Dennoch freut sich der Verein generell über jede helfende Hand, egal, ob es Menschen sind, die die Tandembetreuung unterstützen möchten, sich als Alltagsbegleitung anbieten oder Wohnungspaten werden möchten. Bahtalo ist ein Gesamtsystem, das alle Familienmitglieder gleichermaßen willkommen heißt.