Duisburg-Homberg. Lange passierte augenscheinlich nichts im Homberger Rheinvorland. Nun sind die Maschinen der Firma Hülskens wieder vor Ort. Das steckt dahinter.

Kerstin Ciesla ist verwundert. Als die Vorsitzende des Duisburger Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) im Rheinvorland in Homberg unterwegs war, da machte sie eine erstaunliche Beobachtung. Die Auskiesungsarbeiten durch die Weseler Firma Hülskens laufen wieder – „gefühlt ist hier seit vielen Jahren überhaupt nichts passiert“, sagt Ciesla im Gespräch mit dieser Redaktion.

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Selbst das Schild der Firma vor dem Gelände wirke schon in die Jahre gekommen. Nun sind Bagger und Lkw wieder angerollt. Soweit kein Problem – eine Genehmigung für die Auskiesung liegt schon seit 1997 vor, wie die Firma Hülskens bestätigt.

Nicht genehmigte Probebohrung der Firma Hülskens im Rheinbogen Mündelheim

Vielmehr ist es der zeitliche Zusammenhang, den die BUND-Vorsitzende bemerkenswert findet. Nachdem die Firma Hülskens Ende 2020 eine Probebohrung im Rheinbogen Mündelheim im Duisburger Süden durchgeführt hat, hat der BUND Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Duisburg erstattet. Der Grund: Für die Probebohrung hatte die Firma keine Genehmigung, wie sie selbst bestätigte. Der Gedanke, dass die Firma dort nun auch Auskiesungen plane, drängte sich auf. „Merkwürdig“, urteilt der BUND. „Ich fange doch nicht wieder eine Baustelle an, wenn es in Homberg noch Restmengen gibt“, sagt Ciesla.

Umso erstaunlicher, dass kurz darauf die Bagger im Homberger Rheinvorland wieder anrollten. „Ich habe keine Erklärung, warum hier nicht früher ausgekiest worden ist.“ Eine Auskiesung in Mündelheim ist derzeit gar nicht möglich. „Momentan ist das ein Landschaftsschutzgebiet. Für eine Auskiesung müsste der Regionalplan geändert werden“, erklärt die Vorsitzende.

Augenscheinlicher Stillstand in Homberg: Das steckt dahinter

Vor ein paar Jahren, so sagt sie, gab es einen Regionalplanentwurf durch den Regionalverband Ruhr (RVR) – „Der ist aber nie zur Verabschiedung gekommen.“ Und: Selbst in diesem Entwurf war der Bereich nicht als Auskiesungsgebiet vorgesehen. „Wenn der RVR keinen neuen Regionalplan vorlegt, ist dort auch keine Auskiesung möglich.“

Ein Schild im Rheinvorland informiert über den Kiesabbau durch die Firma Hülskens in Duisburg-Homberg.
Ein Schild im Rheinvorland informiert über den Kiesabbau durch die Firma Hülskens in Duisburg-Homberg. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Warum also startete kurz danach wieder die Auskiesung in Homberg? „Dass hier lange Zeit nichts passierte, ist relativ“, sagt Hülskens-Sprecher Tobias Höffner. Aus betrieblichen Gründen musste der für Auskiesung benötigte Schwimmbagger an einer anderen Stelle eingesetzt werden. „Wir mussten mit dem nach Mehrum in Voerde, um dort einen Standort zu beenden. Da sind wir aber jetzt bald durch, deshalb kommen wir nun zurück nach Homberg.“

Kiesabbau: 32 Hektar Fläche im Homberger Rheinvorland

Rund einanderthalb Jahre sei deshalb in der Homberger Rheinaue augenscheinlich nichts passiert. 32 Hektar Fläche stehen in Homberg zur Verfügung, rund 85 Prozent seien bereits ausgekiest. Vor rund drei Wochen starteten die Arbeiten wieder. „Wir müssen den Oberboden abschieben, den brauchen wir zur Rekultivierung“, sagt Höffner.

Reine Vorbereitungsmaßnahmen. „Das geht nicht von heute auf morgen, es muss in den betrieblichen Ablauf reinpassen.“ Sobald der Schwimmbagger vor Ort ist – vermutlich im letzten Quartal – „geht der ganz normale Betrieb weiter.“ Sämtliche Flächen, so bestätigt der Sprecher, müssen im Vorhinein kartiert werden. Das heißt, ein externes Büro prüft, welche Tiere dort vor Ort leben und brüten. „Das haben wir gemacht“, sagt Höffner. Ergebnis: Im Homberger Bereich gibt es keinerlei Bodenbrüter. Und trotzdem: „Bevor wir da Erdmassen schieben, ist jeder Mitarbeiter angehalten, die Fläche zu prüfen. Das Letzte, was wir wollen, ist, dass dort ein Tier geschädigt wird.“

Sobald der Bagger vor Ort ist, sollen die letzten 15 Prozent in einem Rutsch ausgekiest werden. Wie lange die Arbeiten dann andauern, kann Höffner nicht genau sagen. Die Genehmigung geht bis 2023, „dann muss Ende sein. Für uns ist das ein kleiner Endspurt, dann ist das Ding durch.“

>>> PROBEBOHRUNG: DAS VERFAHREN LÄUFT

  • Wegen der Probebohrungen in Mündelheim hat die zuständige Untere Naturschutzbehörde im Umweltamt der Stadt Duisburg „verwaltungsrechtliche Schritte“ eingeleitet, wie Stadtsprecher Malte Werning erklärt.
  • „Nachdem der Verstoß bekannt wurde, wurden der Flächeneigentümer wie auch die Firma Hülskens im Rahmen eines Ordnungswidrigkeitenverfahrens angehört und um Stellungnahme gebeten“, sagt Werning. Der Verfahren läuft noch.