Duisburg-Mündelheim. Die Firma Hülskens bestätigt: Sie hat in Mündelheim eine Kies-Probebohrung durchgeführt. Das Unternehmen hofft auf ein reichhaltiges Abbaugebiet.

Das Rätselraten um die Baustelle am Mündelheimer Rheinbogen hat ein Ende, allerdings mit unerwartetem Ausgang: Nicht nur eine Ferngasleitung wurde in jüngster Zeit zwischen Deich und Rhein in Duisburg aus dem Boden geholt. Gleichzeitig stattgefunden hat auch eine Probebohrung nach Kies .

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„Wir haben eine Probebohrung gemacht“, bestätigt Tobias Höffner, Sprecher der Kiesbaufirma Hülskens aus Wesel, auf Nachfrage unserer Redaktion. Zuvor habe man zwar vermutet, dass sich im Rheinbogen der für zum Beispiel für Straßen- und Brückenbauarbeiten benötigte Rohstoff befindet. Jetzt sei aus der Vermutung Gewissheit geworden. „Wir wissen jetzt: Da ist Kies.“

Kiesabbau in Duisburg-Mündelheim? Ruhrparlament entscheidet 2021

Die Probebohrung sei in etwa vergleichbar mit einer Bohrung für einen Brunnen. Das Unternehmen prüft dabei, ob und wann es auf Kies und Sand stößt. Untersuchungen der Probe sollen darüber Aufschluss geben, ob das Material so gut ist, dass sich die Einrichtung eines Kiesabbaugebietes lohnt.

Die Firma Hülskens aus Wesel bestätigt: Sie hat in Duisburg-Mündelheim eine Probebohrung nach Kies durchgeführt.
Die Firma Hülskens aus Wesel bestätigt: Sie hat in Duisburg-Mündelheim eine Probebohrung nach Kies durchgeführt. © Wolfgang Schwertner

Auf das Ergebnis dieser Untersuchung werden sowohl die Firma Hülskens als auch die Mündelheimer warten: Der Aufwand dafür sei hoch, sagt Höffner. Die Firma will deshalb mit der Auswertung der Bodenprobe aus dem Mündelheimer Rheinbogen warten, bis das Ruhrparlament über eine mögliche Ausweisung der Fläche als potenzielles Kiesabbaugebiet entschieden hat. Mitte des Jahres 2021 soll diese Entscheidung fallen.

Kies im Rheinbogen könnte Bedarf von NRW zwei Jahre lang decken

Die Kiesindustrie vermutet unter dem Rheinbogen eine mindestens 20 bis 25 Meter starke Kiesschicht . Sie schätzt das Vorkommen auf 35 Millionen Tonnen. Diese Menge würde rechnerisch den Zwei-Jahres-Bedarf von NRW decken.

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„Es ist unbestritten, dass wir Kies benötigen“, sagt Bezirksvertreter Wolfgang Schwertner (CDU). Mit HKM, Thyssenkrupp und DPD gebe es in Mündelheim aber schon viel Industrie, „wir haben genug Verkehr, Lärm, Dreck.“ Regionen wie Wesel und Rheinberg, wo es zurzeit Kiesabbau gebe, hätten hingegen nur die Kiesindustrie, wollten sie aber verlagern. Zudem sieht er die Gefahr, dass das Wasser durch einen Kiesabbau den Deich wie mit einem Bypass umgehen könnte: Dabei würde die Tonschicht des Deichvorlands durchbrochen, so dass Wasser unter dem Deich durchfließen könne. „Dann brauchen wir den neuen Deich nicht.“

Gegner des Kiesabbaus wollen das Vorhaben stoppen – mit Unterschriften und Klagen

Die Bezirksvertretung Süd vor der Kommunalwahl hatte sich parteiübergreifend gegen einen Kiesabbau am Rheinbogen ausgesprochen. Auch die Verwaltung hatte Widerstand bis hin zum Klageweg angekündigt, sollte das Duisburger Gebiet als Kiesabbaugebiet im Regionalplan Ruhr ausgewiesen werden.

Auch der Bürgerverein Mündelheim zählt zu den Gegnern des Kiesabbaus. „Beunruhigt sind wir bei allem, was da passiert“, sagt der Vorsitzende Klaus-Dieter Drechsler. Knapp 2500 Unterschriften hat der Bürgerverein bis jetzt gesammelt. Online läuft die Sammlung auch jetzt, ab dem Frühjahr soll sie mit Ständen weitergehen. „Wir wollen bereit sein“, sagt Drechsler.

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>> BAUSTELLE IN DUISBURG-MÜNDELHEIM: FERNLEITUNG WIRD ZURÜCKGEBAUT

  • Eine sichtbare Baustelle in Mündelheim ist zurzeit eine andere: Zwischen Deich und Rhein wird eine stillgelegte Ferngasleitung der IG Farben zurückgebaut, so die Bezirksregierung Düsseldorf auf Anfrage.
  • Nicht mehr benötigte Leitungen werden aus Deichschutzzonen ausgebaut. Im Rheinbogen Mündelheim liegt laut Bezirksregierung „eine sehr umfangreiche Anzahl von Leitungen“. Derzeit liegen aber keine weiteren Pläne für eine Stilllegung vor.
  • Für den Rückbau wurde eine Ausnahmegenehmigung erteilt, da am 1. November die Hochwassersaison begonnen hat. Arbeiten auch nach dem 1. November seien „nicht ungewöhnlich“, solange der Deich nicht direkt betroffen ist.