Duisburg-Homberg. Der Glockenturm ergänzt das „Haus der Gemeinde“ an der Wilhelmstraße in Homberg. Voraussichtlich im Sommer sind die Bauarbeiten abgeschlossen.
„Wenn das erste Mal die Glocken schallen, dann wird das für sehr viele Menschen ein sehr emotionaler Moment werden“, sagt Pfarrer Matthias Immer überzeugt – und kann ein Lächeln auch hinter seiner Maske nicht verbergen. Das Herzensprojekt der Evangelischen Gemeinde in Homberg steht kurz vor der Vollendung. Im Sommer, so der Plan, soll ein Glockenturm an der Wilhelmstraße das Gemeindehaus ergänzen. 12,5 Meter hoch wird das Bauwerk, dass in seinen Grundzügen bereits steht.
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„Der Turmbau hat sich lange gezogen“, erklärt Immer im Gespräch mit der Redaktion. Zuvor musste die Gemeinde sich von mehreren Gebäuden trennen. Da war das marode Lutherhaus, dessen Renovierung nicht mehr infrage kam, sodass es abgerissen worden ist. Da war die Rheinkirche, deren Umgestaltung ebenfalls zu kostspielig gewesen wäre. Und schließlich das Bonhoeffer-Haus – auch hier hätten die nötigen Sanierungskosten den Rahmen gesprengt. Seit 2018 freut sich die Gemeinde über eine neue zentrale Anlaufstelle: In diesem Jahr konnte das neue Gemeindehaus zum ersten Mal öffnen. Der dazugehörige Glockenturm war von Anfang an geplant.
Gemeinde in Homberg: „Das Haus braucht diesen Turm“
„Wir haben, als das Gemeindehaus stand, einen Kassensturz gemacht“, erinnert sich Immer. Dabei kam heraus: Der Turm wird teuer. Also warteten die Verantwortlichen ab, wollten den Geldbetrag zu diesem Zeitpunkt nicht investieren. Dass der Glockenturm auf jeden Fall gebaut werden soll, stand außer Frage. Ein Wunsch, der in den meisten Gemeindemitgliedern tief verwurzelt war. „Die Gemeinde war sich einig: Das Haus hier braucht diesen Turm“, erklärt Immer. Für ihn ist er „ein Zeichen der Hoffnung“, wenn zukünftig die Glocken zum Gottesdienst rufen. „Die letzten Jahre waren immer wieder von Veränderungen und Neuanfängen geprägt“, sagt der Pfarrer mit Blick auf die verlorenen Gebäude. „Es ist mehr als verständlich, dass das Trauer und Schmerz hervorruft, wenn Gebäude abgegeben werden.“
Ein Grund mehr, die Gemeindemitglieder von Anfang an in die Entscheidungen und Planungen mit einzubinden. Transparenz ist den Verantwortlichen wichtig. „Die Gemeinde hat in Gruppen lange geredet und diskutiert“, sagt auch Karl-Heinz Kunz, der als Kirchenmeister den Bau des Turms begleitet. „Da zeichnete sich ab: Der zentrale Punkt unserer Gemeinde ist hier!“ Die Nachricht, dass der Turm gebaut wird, löste auf einer Versammlung der Gemeindemitglieder langanhaltenden Applaus aus – ein Gänsehautmoment für Immer und Kunz. „Ohne den Einsatz der vielen Ehrenamtlichen wäre das gar nicht möglich gewesen“, sind sich beide einig. „Was die ausgehalten haben, ist wirklich enorm.“
Neuer Glockenturm in Homberg: Bauarbeiten starteten im Herbst 2020
Also starteten im Herbst 2020 die Bauarbeiten, die durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie in Verzug gerieten. „Im Dezember wurde die Baugrube ausgehoben“, erinnert sich Kunz. Die Betonteile des Turms waren bereits vorgefertigt, die fertige Fassade wird der des Gemeindehauses gleichen. „Das größte Problem waren die Handwerker“, die in Corona-Zeiten einen echt Boom erlebten.
Doch nun läuft alles nach Zeitplan. Insgesamt wird der neue Glockenturm mit 250.000 Euro zu Buche schlagen, rund 30.000 Euro mehr als ursprünglich vorgesehen. Die Mehrkosten entstanden auch, weil der Turm nicht direkt zusammen mit dem Gemeindehaus gebaut worden ist – Bagger und Co. mussten also erneut angefordert werden. „Von den Gemeindemitgliedern kamen zahlreiche Spenden in kürzester Zeit, um den Turm zu realisieren“, freut sich Kunz.
Evangelische Kirchengemeinde: Nachbarn werden über Glockenturm informiert
Oben im Inneren hängen dann bald zwei alte Bekannte: Eine der zwei Glocken hatte bereits in der Rheinkirche gehangen, die andere im Bonhoeffer-Haus. „Ein Glockenwart der Landeskirche hat uns bei diesem Prozess begleitet“, erklärt Immer. Dieser habe sich intensiv mit der Klangqualität der Glocken auseinandergesetzt, dafür gesorgt, dass das Klangbild des Duos zusammenpasst. Im September, so hoffen die Verantwortlichen, kann der Turm dann im würdigen Rahmen eingeweiht werden, sofern die Corona-Bestimmungen es zulassen.
Bis es soweit ist, hat die Gemeinde noch eine andere Aufgabe. Als nächsten Schritt möchte man die Nachbarschaft in Homberg informieren. Viele Anwohner sind nicht religiös, ist sich Matthias Immer bewusst. Ein Glockenturm, der plötzlich jeden Tag läutet, habe Erklärungsbedarf. „Die kennen das ja auch nicht“, erklärt er. „Uns ist es sehr wichtig, dass die Nachbarschaft hier mitgenommen wird.“ Wann wird genau geläutet? Für wie lange? Fragen, auf die die Gemeinde im Vorhinein lückenlos Antworten geben möchte. In der Zwischenzeit wird weiter gewerkelt und gebaut, damit das „Zeichen der Hoffnung“, zeitnah steht.