Duisburg. In unserer Übersicht sind die zehn größten Kirchengemeinden in Duisburg aufgeführt. Gemeinden gehören zu drei Kirchenkreisen und zwei Bistümern.
Die Kirchen sind in Duisburg streng hierarchisch organisiert, aber auch etwas verworren. Auf den ersten Blick scheint noch alles klar: Der Rhein strukturiert, welche Gemeinde zu welchem Bistum und zu welchem Kirchenkreis gehört. Doch dann wird es schon undurchsichtig. Warum gibt es in Duisburg drei Kirchenkreise in einer Stadt, warum zwei Bistümer?
„Diese Struktur ist singulär“, sagt Wolfram Syben, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Moers. Für gewöhnlich gebe es in einer Stadt in der Größe Duisburgs nicht so viele Kirchenkreise. Das Leben der Kirche ist in verschiedene Glieder unterteilt. Die kleinste Einheit bei den Protestanten sind die Gemeinden, darüber stehen die Kirchenkreise, und darüber die Landeskirchen. Insgesamt gibt es drei Kirchenkreise, rechtsrheinisch: Duisburg und Dinslaken und linksrheinisch: Moers.
Jedem steht ein sogenannter Superintendenten vor. Wolfram Syben ist Superintendenten im Kirchenkreis Moers. Armin Schneider im Kirchenkreis Duisburg. Friedhelm Waldhausen im Kirchenkreis Dinslaken. Superintendanten sind Dienstvorgesetzte, sie haben also die Aufsicht über sämtliche Mitarbeiter im Kirchenkreis.
Duisburg: Das sind die zehn größten Gemeinden in Duisburg
Die katholischen Gemeinden links vom Rhein sowie jene in Walsum gehören zum Bistum Münster, die Rechtsrheinischen zum Bistum Essen. Ein Bistum ist vergleichbar mit einem Kirchenkreis. Das Bistum Münster ist noch in Dekanate und Gemeinden unterteilt, im Bistum Essen wurden Dekanate 2006 abgeschafft und durch Groß-Gemeinden ersetzt.
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Dem Dekanat-West steht Thorsten Hendricks vor. Als Dechant muss er Seelsorgerinnen und Seelsorger koordinieren und ist eine Vertretung des Bischofs. Wilhelm Kolks ist Dechant der katholischen Gemeinden in Walsum. Die Dekanate auf der einen Seite und die Groß-Pfarreien auf der anderen Seite ergeben zusammen das Stadtdekanat, an dessen Spitze der Stadtdechanten steht: Roland Winkelmann. „Ich vertrete alle Katholiken in Duisburg,“ erklärt er. Aber sowohl Stadtdechant als auch Dechant haben keine Leitungsbefugnis, die liegt bei den einzelnen Pfarrern in den Gemeinden. „Es ist ein repräsentative Aufgabe“, sagt Winkelmann. Nach außen sei er Ansprechpartner etwa für den Oberbürgermeister und den Rat, also das Stadtparlament.
Kirche hat Eingemeindung 1975 nicht mitgemacht
Dass es in Duisburg drei Kirchenkreise und zwei Bistümer gibt, liegt daran, dass 1975 Stadtteile eingemeindet wurden, die Kirche diesen Schritt aber nicht mitgemacht hat. „Kein Bistum gibt gerne Geld her, sagt Winkelmann, „zudem wäre das ein riesiger bürokratischer Aufwand gewesen.“ Superintendant Syben meint aber, dass es im Alltag der Bürger kaum unterschiede macht, zu welchem Kirchenkreis oder Bistum jemand gehöre. „Die Liturgie unterscheidet sich höchstens ein bisschen von Gemeinde zu Gemeinde.“
Die katholischen Gemeinden sind deutlich größer als die Evangelischen. Unter den zehn größten Gemeinden sind alle acht katholische Gemeinden vertreten. Der Grund dafür: Sie haben in den vergangenen Jahren mehrere kleinere Gemeinden zu Groß-Gemeinden zusammengeschlossen. Die Größte, Liebfrauen, umfasst sechs kleinere Gemeinden.
Zwar gibt es einen ähnlichen Trend in der protestantischen Kirche, er ist aber noch nicht so ausgeprägt. Die Gründe für die Fusionen sind, dass einerseits die Mitgliederzahlen der Gemeinden schrumpfen und anderseits, dass die Kirche Probleme hat, genügend Personal zu finden. Zudem entlasten Fusionen sie finanziell. Wenn sie sich zusammen geschlossen haben, bilden sie innerhalb der Gemeinde Schwerpunkte: etwa für den Bereich Seelsorge, Jugend oder die Gottesdienste.
Fusionen heißen oft: Verlust der kirchlichen Heimat
Auch in der evangelischen Kirche gibt es solche Zusammenschlüsse. „Wir haben es mit einem Verkleinerungsprozess zu tun“, sagt Superintendent Wolfram Syben, „um den für die nächsten Generationen verantwortungsbewusst zu gestalten, schließen wir uns zusammen.“ Die Entscheidung, ob Gemeinden fusionieren dürfen, treffen bei den Protestanten die Gemeinden selbst, anders als bei den Katholiken, dort entscheidet das Bistum. „Die Gemeinden sind bei uns in sich selbstständig, denn sie sind Körperschaften öffentlichen Rechts“, sagt Syben.
Die Fusionen sind ein konflikthafter Vorgang, der Menschen teilweise von der Kirche weiter distanziert. „Wenn meine Heimkirche geschlossen wird, ist die Überwindung groß, mir eine neue Kirche zu suchen“, sagt Rüdiger Klemm, Pfarrer der Gemeinde Ruhrort-Beeck, wo nach einer Zusammenlegung nur noch in einer Kirchen Gottesdienste gefeiert werden.
Da der Prozess in der evangelische Kirche aber noch nicht so weit fortgeschritten ist, ist ein Vergleich mit katholischen Gemeinden schwierig. So hat sich die Gemeinde Liebfrauen aus zuvor sechs einzelnen Gemeinden zusammengeschlossen und hat nun 27.580 Mitglieder. Evangelische Gemeinden, die sich noch nicht vereint haben, sind daher viel kleiner.