Großenbaum. Da staunten Bewohner der Hochhäuser Am Golfplatz Anfang des Jahres nicht schlecht: Seit über 40 Jahren sind die Tore ihrer drei Tiefgaragen geschlossen. Und plötzlich stellt die Baupolizei fest, dass darin der zweite Fluchtweg fehlt und ordnet an, dass sie ständig geöffnet bleiben müssen.

Das ältere Ehepaar wohnt seit Jahrzehnten im Hochhaus Am Golfplatz 20 in seiner Ei­gentumswohnung. Jüngst hat es sich ein neues Auto zugelegt. Bislang wähnte es den Wagen sicher abgestellt, denn die Tiefgarage war stets verschlossen. Seit ein paar Monaten muss sie nach ei­ner Ordnungsverfügung der Stadt aber offen bleiben, als zweiter Fluchtweg bei Feuer. Plötzlich und erstmals nach über 40 Jahren. Wie das sein kann, fragen sich die Eheleute. Ihre Eigentümergemeinschaft muss dort jetzt für rund 40.000 Euro neue Garagentore mit integrierten Fluchttüren nachrüsten.

Fünf Hochhäuser wurden Anfang der 1970er Jahre dort gebaut. Ein Teil der zugehörigen Parkplätze befindet sich in insgesamt drei Tiefgaragen, die zwischen den Häusern liegen. Die zum Haus Nummer 20 gehörenden Stellplätze befinden sich in der mittleren Tiefgarage. Sie verfügt, anders als die beiden anderen Tiefgaragen, über zwei Tore. Ein- und Ausfahrt sind bei ihr getrennt.

Maximal 30 Meter Fluchtweg

„Es hat dort Anfang des Jahres eine Brandschau stattgefunden“, berichtet Armin Frenkert. Frenkert arbeitet beim Verband „Haus und Grund“. Der Verband ist für die dortige Eigentümergemeinschaft als Hausverwalter tätig. „Die Brandschau hat ergeben“, berichtet Frenkert weiter, „dass in allen drei Tiefgaragen mit ihren zusammen 100 Stellplätzen der zweite Fluchtweg fehlt.“ Zusätzlich zu der jeweiligen Ausgangstür, die zu den Wohnungen führt, müsse folglich das Tor der Tiefgarage geöffnet bleiben. Frenkert: „Von jedem Punkt einer Tiefgarage aus muss in mindestens 30 Metern Entfernung eine Fluchttür erreichbar sein.“ Die Einhaltung dieser Vorschrift habe sich nur realisieren lassen, indem die Garagentore mit einbezogen wurden.

Zwar ließen sich, sagt der Hausverwalter, die Tore auch von innen öffnen. Aber der Mechanismus sei für Unglücksfälle ungeeignet. Und da die Eigentümergemeinschaft weiterhin Wert darauf lege, ihre Garagen verschlossen zu halten, müsse jetzt nachgerüstet werden: Jedes Tor mit so genannter integrierter Fluchttüre koste rund 10.000 Euro. Die Tore seien bestellt, aber noch nicht geliefert.

Zweifel an der Baugenehmigung

Was nicht nur den Hausverwalter wundert, ist, dass der Mangel bei einer alle zwei Jahre fälligen Brandschau 45 Jahre lang nicht aufgefallen ist. Schlimmer noch: Armin Frenkert weiß, dass früher einmal maximal 20 Meter Entfernung bis zur nächsten Fluchttür vorgeschrieben waren. „Würde die alte Vorschrift noch gelten“, sagt er, „hätte sich die Lösung mit den integrierten Fluchttüren im neuen Garagentor gar nicht realisieren lassen.“ Umso erstaunlicher, dass die Tiefgaragen so überhaupt seinerzeit genehmigt werden konnten.

Eine Stellungnahme der Stadt und der Feuerwehr dazu lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor.