Duisburg-Wedau. . In vielen Gärten in Duisburg-Wedau liegt Kies statt Rasen - ein Dorn in den Augen der Stadt. In der denkmalgeschützen Siedlung sind Hecken und begrünte Flächen vorgeschrieben. Nach einem Gerichtsverfahren ist der Streit zwischen Anwohnern und Stadt nun eskaliert: An die Wedauer hagelte es Briefe.
Er plant schon für den Tag X. Sollte sich die Stadt wirklich durchsetzen, will Klaus Wessel das Unkraut wuchern lassen – so hoch wie es nur geht. Der Wedauer soll seinen Vorgarten bis zum 27. März ordnungsgemäß begrünen. Sein Kies und die Pflanzkübel sollen weg. Andernfalls muss er 1500 Euro Zwangsgeld bezahlen. So will es die Untere Denkmalbehörde der Stadt.
Der Streit um die Vorgärten in der denkmalgeschützten Siedlung in Wedau ist eskaliert. Nachdem es im vergangenen Sommer so aussah, als ob sich Stadt und Anwohner vorsichtig näherkämen, hagelte es jetzt Briefe für Anwohner, die ihre Gärten nicht nach der Denkmalsatzung gestaltet haben.
Anlass für die Briefe war ein Verfahren vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf. Anwohnerin Martina Pickar aus der Straße Zur Wolfskuhl verlor im Streit mit der Stadt. Die Richter sahen im Garten der Wedauerin, die ebenfalls Teile mit Kies bedeckte, den Denkmalschutz verletzt. „Der Richter hat uns empfohlen, vor das Oberverwaltungsgericht Münster zu gehen, um ein Grundsatzurteil zu bekommen“, sagt Pickar. Dieses Urteil will die Anwohnerin jetzt haben. Verfahrensausgang offen.
Vorbild Gartenstadt-Konzept
Die Stadt beruft sich auf den strengen Denkmalschutz. Die Wedauer Siedlung sei in den 1920-er Jahren nach dem Gartenstadtkonzept entstanden. Und die Gärten seien beim Denkmalschutz ein wichtiges Element. Vorgeschrieben sind Hecken, die den Vorgarten trennen, und begrünte Flächen.
Dem Kies ins Wessels Vorgarten attestiert die Stadt eine „negative Vorbildwirkung“. Schon deshalb sei der Kies nicht zu dulden. Ob Klaus Wessels schlechtes Beispiel schon gewirkt hat? Wer durch die Siedlung geht, stellt fest, dass in vielen Gärten der Rasen Pflaster, Platten oder Kies gewichen ist. Andere haben die Hecken zur Straße entfernt.
Zu Dutzenden sollen die Schreiben verschickt worden sein. Die Stadt konnte gestern über die genaue Zahl keine Auskunft geben. Die Behörde schreibt Klaus Wessel: „Hätten Sie einen Antrag auf Erlaubnis zur Aufschüttung des Granit-Splits gestellt, so wäre dieses abgelehnt worden.“ Das sehen die Anwohner anders. „Es kommt ganz darauf an, an welchen Sachbearbeiter man gerät“, sagt Martina Pickar. Sie zeigt Beispiele für angebliche Verstöße gegen den Denkmalschutz, die aber genehmigt wurden.
„Hier wird mit zweierlei Maß gemessen“, sagt Anwohnerin Michaela Born. Die Wedauer ärgern sich, dass eine gewachsene Siedlung ihrer Meinung nach zerstört werden soll. Blanke Erde, die in anderen Fällen als Begrünung durchging, sei ja auch nicht schön. Die Stadt will sich heute äußern.