Duisburg-Wedau. .
Im Vergleich zu anderen Denkmälern im Duisburger Süden ist dieses Gebäude wesentlich jünger und dennoch umso wichtiger als Wahrzeichen für seinen Stadtteil: der steinerne Wasserturm im nördlichen Teil des heutigen Aurelis-Geländes.
„Der Wasserturm hat eine große Bedeutung für Wedau. Er symbolisiert den Aufbau der Eisenbahn und dadurch symbolisiert er den Stadtteil selbst“, sagt Wolfgang Gebhard, Vorsitzender des Bürgervereins Wedau/Bissingheim. „Wedau und Bissingheim sind schließlich durch die Bahn entstanden. Durch sie haben dort Jahrzehnte lang Tausende von Menschen einen Arbeitsplatz gehabt.“
Der Wasserturm hatte dabei eine zentrale Funktion. Mithilfe des Wassers aus dem Turm konnten die Dampflokomotiven Langstrecken überbrücken – 30 Tonnen Wasser reichten für etwa 150 Kilometer. In den Hochzeiten fuhren rund 100 Züge täglich durch den Bahnhof und tankten dort Wasser. Nicht von ungefähr wählte der Bürgerverein den Turm 1988 anlässlich des 75-jährigen Bestehens von Wedau zu seinem Logo. Nur zwei Jahre später wurde der Wasserturm unter Denkmalschutz gestellt.
Im Jahr 1890 entstand ein Rangierbahnhof im Ortsteil, der nach und nach erweitert wurde, weil der Güterverkehr der bereits verstaatlichten Eisenbahngesellschaften einen erheblichen Umfang angenommen hatte. Neben zwei Ringlokschuppen am Südende des Aurelis-Geländes errichtete man in der Nähe den Ablaufberg Nord mit dem Wasserturm, einem Verwaltungsgebäude und einem heute ebenfalls denkmalgeschütztem Stellwerk.
Zwar ist der Turm, der nun Aurelis gehört, nicht für den Publikumsverkehr geöffnet, doch der fünfstöckige Ziegelschacht mit aufgesetztem kugelförmigen Intze-Behälter ist von vielen Stellen des Stadtteils zu sehen. „Durch seine Höhe und prägnante Form“ ist er „das Wahrzeichen für den Stadtteil, den Rangierbahnhof und das Ausbesserungswerk Wedau“, heißt es im Eintrag in die Denkmalliste.
Seit langem ist bei den Dampfloks schon die Luft raus, die Züge sind auf elektrischen Antrieb oder Dieselmotoren umgestellt. Für die Bahn sind die Wassertürme überflüssig geworden und fast überall verschwunden. Auch Aurelis nutzt das Denkmal nicht, der gesamte Bahnhof ist seit 2006 stillgelegt. „Unser Traum ist es, dass die dortigen Denkmäler ein integraler Bestandteil unseres modernen, wachsenden Stadtteil werden, vielleicht sogar mit Gastronomie“, sagt Wolfgang Gebhard, selbst pensionierter Eisenbahner.
Der Bürgerverein bemüht sich um den Erhalt der Denkmäler. „Ich bin guter Hoffnung, dass wir mit Aurelis an einem Strang ziehen.“ Außerdem hat der Verein einen Antrag gestellt, dass das benachbarte Verwaltungsgebäude ebenfalls Denkmal wird.